„Mein Sohn wird heute mit uns sein“
Dass der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko innerhalb Europas nicht den besten Ruf genießt, zeigt das Einreiseverbot, dass die EU Anfang 2011 über ihn verhängt hat. Grund dafür sind schwere Menschenrechtsverletzungen, die Opposition wird in Weißrussland seit Jahren systematisch unterdrückt - jegliche Proteste gegen das autoritäre Regime werden auf brutalste Weise niedergeschlagen.
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Zudem steht die frühere Sowjetrepublik international in der Kritik, weil sie als letztes europäisches Land die Todesstrafe vollstreckt. Und weil Lukaschenko und 157 Vertreter seiner Staatsführung auf der Einreiseverbotsliste der EU stehen, findet sich das offizielle Weißrussland umso öfter in Staaten wie China, Kuba, Syrien und Ländern Südamerikas wie Ecuador und Venezuela auf der Besucherliste.
Vater und Sohn auf Augenhöhe
Und wenn sich Lukaschenko in offiziellem Rahmen auf Reisen begibt, nimmt er mittlerweile regelmäßig seinen achtjährigen Sohn Nikolai mit. Dieser steht dabei seinem Vater um nichts nach, wenn es um staatsmännisches Auftreten geht. Im feinen Anzug gezwirnt geben sich Vater und Sohn äußerlich stets auf Augenhöhe. So auch bei einer Lateinamerika-Reise Ende Juni, bei dem eine Visite in Venezuela auf der Agenda stand.
Und bei seinem Treffen mit dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez machte Lukaschenko auch gleich auf seinen minderjährigen Begleiter aufmerksam: „Sie erkennen völlig korrekt, dass mein Sohn heute mit uns sein wird“, rückte der stolze Lukaschenko nach Angaben des „Independent“ gleich seinen Sohn in den Mittelpunkt von Chavez’ Aufmerksamkeit.

AP/Ariana Cubillos
Kindliche Diplomatie: „Nachfolger“ Nikolai steht im Mittelpunkt
Überhaupt lief das Treffen sehr herzlich ab: „Unser Staat würde alles tun, worum mich mein Freund Chavez bittet“, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax das weißrussische Oberhaupt. Und auch Chavez’ Wiederwahl sah Lukaschenko durchaus positiv: „Ich weiß, dass du die Wahl gewinnen wirst“, prophezeite Lukaschenko.
„Staffelstab in 20 bis 25 Jahren übernehmen“
Und anlässlich des Frohlockens über die Freundschaft und das gute Fundament der wirtschaftlichen Beziehungen seines Landes mit Venezuela kam wieder sein Sohn ins Spiel: „Dass mein Sohn Nikolai hier ist, zeigt, dass wir unsere Zusammenarbeit ernsthaft und auf lange Zeit begründen, und dass jemand den Staffelstab in 20 bis 25 Jahren übernehmen wird“, wurde Lukaschenko in der „Moskowskije Nowosti“ zitiert.

AP/Nikolai Petrov
Nur marginale Unterschiede: Nikolai nimmt mit seinem Vater 2011 die Unabhängigkeitsparade ab
In Minsk hat die Ankündigung des weißrussischen Präsidenten unterdessen aber niemanden überrascht. Nikolai Lukaschenko zog bereits die vergangenen Jahre hindurch stets Aufmerksamkeit auf sich, weil er seinen Vater national wie international regelmäßig zu offiziellen Anlässen begleitet hatte.
Seit vier Jahren öffentlich präsent
In der Öffentlichkeit wurde Nikolai 2008 im Alter von etwa vier Jahren erstmals wahrgenommen. Während der Parade zum Tag der Unabhängigkeit Weißrusslands saß der Bub erstmals mit seinem Vater auf der Ehrentribüne - und ist seitdem immer dabei. Auch bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking 2008 traten die beiden bereits im Duett auf.
Im Herbst 2008 begrüßte er mit seinem Vater bei einer Truppenübung erstmals die weißrussischen Generäle - und dem Anlass entsprechend war der Bub bei darauffolgenden Anlässen auch im Tarnanzug gewandet. Auch eine goldene Pistole trug der Bub bei solchen Anlässen schon mit sich, während ihm hochrangige Militärs salutierten.
Ältere Söhne „taugen nicht ganz“
Bis dato hatte es Lukaschenko bei Andeutungen belassen, seinen Sohn als Nachfolger instruieren zu wollen. So erwähnte er lediglich immer wieder, dass Nikolai über die Begabung für das höchste Amt verfügen würde. Neben dem „begabten“ jüngsten Sohn, über dessen Mutter nichts bekannt ist, hat Lukaschenko noch zwei ältere Söhne aus einer Ehe, die bereits in den 90er Jahren geschieden wurde.
Wie die russische Agentur „Ria Nowosti“ berichtet, ließ Lukaschenko verlauten, dass Viktor und Dimitri - jene beiden älteren Sohne - für das Amt des Präsidenten allerdings „nicht ganz taugen“ würden.
Geburtsdatum geändert
Überhaupt dürfte die Liebe, die Lukaschenko seinem jüngsten Spross entgegenbringt, keine Grenzen kennen: 2010 ließ der Präsident ihm zu Ehren sogar sein Geburtsdatum ändern. Er habe jetzt ebenso wie Nikolai am 31. August und nicht mehr wie bisher bekannt am 30. August Geburtstag, ließ der Staatschef damals über weißrussische Medien ausrichten. Die überraschten Bürger der Ex-Sowjetrepublik erfuhren in den Nachrichten, dass Lukaschenko und sein Sohn ab sofort ihre Geburtstage gemeinsam feiern würden.
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