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U1 wird fit für Verlängerung

Wer im Sommer für die Fahrt in die Wiener Innenstadt die U1-Linie verwenden will, steht ab 7. Juli vor verschlossenen Toren. Wegen einer Generalsanierung bleiben die Stationen zwischen Schwedenplatz und Reumannplatz bis 26. August gesperrt. Die Ausweichroute verläuft über der Erde - was einerseits mehr Zeit kostet, anderseits auch neue Perspektiven eröffnet.

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Das erste Teilstück der Wiener U-Bahn ging am 25. Februar 1978 zwischen Karlsplatz und Reumannplatz in Betrieb. Heute ist die U1 mit 19 Stationen zwischen Reumannplatz und Leopoldau die längste U-Bahn-Linie Wiens - und sie wächst weiter. Ab 2017 soll die U1 bis Oberlaa fahren. Dafür ist es laut Wiener Linien aber notwendig, dass auch der älteste Teil technisch auf den neuesten Stand gebracht wird. In den nächsten sieben Wochen werden Gleisanlagen, Weichenverbindungen und die Elektrik komplett erneuert.

Arbeiten unter Hochdruck

„8.000 Meter Schienen, das betonierte Gleisbett, die Schallschutzmatten und die gesamte Elektrik werden ausgetauscht“, umriss Anna Maria Reich von den Wiener Linien den Umfang der Bauarbeiten gegenüber ORF.at. Die Vorarbeiten dafür liefen schon seit drei Jahren, die Hauptarbeiten seien jedoch ohne Sperre nicht zu bewerkstelligen.

Arbeiten an der U1

Johannes Zinner

Die Vorarbeiten laufen bereits auf Hochtouren

Gearbeitet wird an dem 100 Millionen Euro teuren Projekt unter Hochdruck. Bis zu 100 Bauarbeiter sollen in Spitzenzeiten im Tunnel tätig sein. Während der Sperre werden auch die U-Bahn-Stationen komplett gesperrt. Nach der Wiederinbetriebnahme dürften die Fahrgäste nur wenig Veränderungen merken. „Die Fahrten werden komfortabler“, betonte Reich. Und bei Störungen soll es künftig zu keinen Ausfällen mehr kommen. „Es werden zwei große Weichenverbindungen eingebaut, die einen Gleiswechsel ermöglichen und damit eine Aufrechterhaltung des Betriebs gewährleisten“, so Reich.

Karte vom Ersatzverkehr der U1

APA/Wiener Linien

68er fährt auch in der Nacht

Es ist das erste Mal in der 34-jährigen Geschichte der Wiener U-Bahnen, dass eine so umfangreiche Sperre verhängt werden muss. Anders als bei dem zeitweiligen Ausfall der U6-Linie im vergangenen Sommer hatten die Wiener Linien diesmal jedoch genügend Vorlaufzeit. Dementsprechend wurden zwei Straßenbahnersatzlinien eingerichtet, die einen Großteil der Ausweichrouten übernehmen. Die Straßenbahnlinien 66 und 68 sollen im Fünfminutentakt fahren, zudem soll der 68er auch in den Nächten vor Samstagen, Sonntagen und Feiertagen im Einsatz neben den Nachtbuslinien sein. Parallel dazu werden einige Buslinien im Umfeld verstärkt geführt.

Die Linie 66 führt von Oberlaa über die Favoritenstraße, den Reumannplatz, die Quellenstraße, den Matzleinsdorfer Platz, die Wiedner Hauptstraße bis zur Endstation am Karlsplatz. Die Linie 68 wird vom Otto-Probst-Platz über die Laxenburger Straße, den Südbahnhof, die Prinz-Eugen-Straße und über die Ringstraße zum Schwedenplatz unterwegs sein. Die Linie 67 ist damit hinfällig und wird während der Sanierungsphase eingestellt.

Deutlich mehr Zeit einplanen

Trotz deutlich erhöhten Takts müssen sich die Fahrgäste aber auf längere Fahrzeiten einstellen. Statt bisher neun Minuten mit der U1 dauert der Weg vom Schwedenplatz zum Reumannplatz nun rund 23 Minuten, wie Testfahrten im Juni zeigten. „Die Durchschnittsgeschwindigkeit einer U-Bahn liegt über 30 km/h, die Straßenbahn ist doch etwas langsamer“, erklärte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Man versuche aber, die Straßenbahn möglichst reibungsfrei fahren zu lassen, so wurden zum Beispiel die Rotphasen der Ampeln auf den Straßenbahntakt abgestimmt.

Vorbereitete Ersatzschienen für die U1

Wiener Linien/Helmer

Die neuen Schienen liegen bereit, vor dem Einsatz werden sie noch vom Flugrost befreit

Ein vollwertiger Ersatz können die Straßenbahnlinien schon allein aus technischen Gründen nicht sein. So passen in einen U-Bahn-Zug bis zu 800 Fahrgäste, in eine Niederflurstraßenbahn nur 200 - eine besondere Herausforderung bei der stark frequentierten U1-Strecke. Die Wiener Linien haben deshalb die Sperre in die Sommermonate verlegt, in der normalerweise bis zu 25 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs sind.

Von Blog bis Anrainerzeitung

Um die Wiener so gut wie möglich auf die Änderungen aufmerksam zu machen, haben die Wiener Linien alle Register gezogen. Neben Infotafeln, Aufklebern und Plakaten wurden die unmittelbaren U1-Anrainer auch über eine eigene Zeitung über den Baufortschritt informiert. Zudem wird im Internet via Twitter, Facebook und einen eigenen U1-Blog über die Arbeiten auf dem Laufenden gehalten. Bis 15. Juli werden Infostände auf dem Schwedenplatz und dem Reumannplatz eingerichtet. Zudem sind rund 350 Mitarbeiter, erkennbar an roten T-Shirts, auf den Ausweichrouten unterwegs - mehr dazu in oesterreich.orf.at.

Entdeckungsreise durch den zehnten Bezirk

Trotz aller Bemühungen raten die Wiener Linien dazu, die U1-Strecke via Schnellbahnen und andere U-Bahnen so gut wie möglich zu umgehen. Aber auch wenn sich die Straßenbahnfahrt gar nicht vermeiden lässt, kann es unter Umständen auch Vorteile bringen. Durch die oberirdische Fahrt über die Favoritenstraße oder die Wiedner Hauptstraße lassen sich Einkäufe und Besorgungen gut am Nachhauseweg erledigen, wie das Wiener-Linien-Blog schwärmt, das gleich eine Auswahl an Geschäften entlang der Strecke des 66ers und 68ers liefert.

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