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Globale Ökonomie auf den Punkt gebracht

Mit 40.000 Einwohnern inmitten der nordsibirischen Tundra ist das Städtchen Salechard nicht gerade der Nabel der Welt - schon gar nicht der wirtschaftliche. Laut der Forschungseinheit des Beratungsunternehmens McKinsey & Company ist es dennoch der Mittelpunkt der Weltwirtschaft, wenn auch nur nach einem Berechnungsmodell.

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Mit diesem wird die Wirtschaftsleistung aller Länder verglichen und auf den Globus aufgetragen. Vielleicht interessanter als der konkrete Ort, der als rechnerisches Mittel am Ende der Kalkulation steht, ist dabei die historische Entwicklung dieses Punktes. Und der wandert eindeutig und schneller als je zuvor Richtung China und Indien.

Bruttoinlandsprodukt als Ausgangspunkt

Das Verfahren ist nicht ganz einfach. Als Wirtschaftskraft wird für jedes Land das Bruttoinlandsprodukt herangezogen. Der Übertrag auf den Globus erfolgt, indem es dem jeweiligen physischen Mittelpunkt des Landes zugeordnet wird. In diesem Kräftevergleich wird schließlich der Schwerpunkt berechnet und dieser dann wieder auf die Erdoberfläche projiziert.

Die Forscher haben das für die vergangenen 2000 Jahre berechnet - und die längste Zeit veränderte sich dabei fast nichts. Von Beginn unserer Zeitrechnung bis rund 1000 war die Wirtschaftskraft im Wesentlichen mit der Bevölkerungsverteilung auf der Erde identisch, das errechnete Zentrum lag in der Nähe der heutigen afghanischen Hauptstadt Kabul. In den nächsten 500 Jahren wanderte es langsam Richtung Norden, ins heutige Grenzgebiet Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. 1820 war es bereits deutlich weiter nördlich in Kasachstan.

Ab 1850 Tendenz westwärts

Mit der industriellen Revolution und dem Aufschwung Europas und der USA änderte sich das Bild massiv. 1913 fand sich das Zentrum im Norden Schwedens, an der Grenze zu Finnland. Die Dominanz der USA ließ den Punkt weiter westwärts wandern, 1930 war er an der Nordwestküste Norwegens und 1950 nördlich von Island. Ab diesem Zeitpunkt gewann Asien wieder an Einfluss, der Schwerpunkt wanderte Richtung Osten. 1980 beschleunigte der Aufstieg Japans diese Bewegung. Im Jahr 2000 landete man südlich von Franz-Josefs-Land.

Schnellste Veränderung der Geschichte

Das Jahrzehnt danach sei jenes mit der schnellsten Veränderungsrate in dem ökonomischen Gleichgewicht der Welt gewesen, heißt es. Der starke Aufschwung von China und Indien ließ das Zentrum südöstlich wandern. Im Modell sind es 140 Kilometer pro Jahr - und 30 Prozent schneller als sich nach dem Zweiten Weltkrieg das Gewicht von Europa in die USA verschob. Bis 2025 prognostizieren die Forscher eine leichte Verlangsamung der Bewegung, aber keinen Richtungswechsel. In 13 Jahren werde der errechnete Punkt in der Nähe von Novosibirsk liegen.

Enormes Potenzial der Städte

Der eigentliche Schwerpunkt der Studie „Urban world: Cities and the rise of the consuming class“ wurde darauf gelegt, welche Rolle Großstädte in der Wirtschaftsentwicklung spielen. Demnach würden die 600 größten Städte bis 2025 für 65 Prozent des Weltwirtschaftswachstums verantwortlich sein.

440 davon befinden sich in aufstrebenden Volkswirtschaften - sie sollen alleine für die Hälfte des Wachstums sorgen. In diesen Städten seien bis 2025 auch eine Million neue Konsumenten zu erwarten. Und das stelle einerseits eine Herausforderung an die Politik - aber vor allem auch an Unternehmen dar.

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