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Käseproduzenten gehen in die Offensive

Nach den Skandalen rund um krank machenden Büffelmozzarella, bei dem auch die Mafia ihre Finger im Spiel hatte, verschärfen die italienischen Produzenten der runden, weißen Käsekugel ihre Imageoffensive. Um der organisierten Kriminalität im Lebensmittelhandel einen Riegel vorzuschieben, bekommt die italienische Spezialität nun ein „Anti-Mafia-Siegel“.

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Die Mozzarellaproduktion ist ein Eckpfeiler der Wirtschaft in der Region Kampanien und rund um Neapel. Etwa 80 Prozent des Käses stammen aus dieser Gegend und werden unter dem geschützten Markennamen Mozzarella di Bufala Campana vermarktet. 33 Millionen Kilo davon werden jährlich hergestellt, was einem Umsatz von 300 Millionen Euro entspricht. 30.000 Personen sind in der Branche beschäftigt, insgesamt 1.900 Molkereien liefern Büffelmilch von 250.000 Tieren zur Mozzarellaproduktion.

Über jeden Verdacht erhaben

Beim Geschäft mit dem Mozzarella mischt auch die Mafia mit: Ein großer Teil der Zuchtbetriebe und Tierärzte werde direkt oder indirekt von der Mafiaorganisation Camorra kontrolliert, heißt es übereinstimmend in italienischen Medien. Mit einem Ethikkodex und einem Anti-Mafia-Zertifikat solle nun reiner Tisch und ein Neuanfang gemacht werden, berichtete der „Corriere della Sera“ (Donnerstag-Ausgabe).

Herstellung von Mozzarella

APA/EPA/Cesare Abbate

Das „weiße Gold“ Kampaniens

Der Verband der Mozzarellaproduzenten mit geschützter Ursprungsbezeichnung Denominazione di origine protetta (DOP) verabschiedete Mitte der Woche - symbolträchtig auf einem beschlagnahmten Gut der Camorra in Castelvolturno - einstimmig einen neuen Ethikkodex. Damit soll die Unterwanderung legaler Betriebe durch mafiöse Organisationen unterbunden werden.

Neuer „Personalausweis“

Um in den Genuss des jährlich zu erneuernden Zertifikats zu kommen, müssen die Hersteller laut Verband über jeden Mafia-Verdacht erhaben sein, eine Reihe strenger Auflagen einhalten und ausschließlich reine Büffelmilch aus der Region verwenden. Verbandspräsident Domenico Raimondo sprach von einer „historischen Wende“, die von den Produzenten selbst gewünscht und nun offiziell eingeleitet worden sei, und kündigte an: „Der Ethikkodex wird von nun an unser Personalausweis, unsere Visitenkarte.“

Beifall für die Initiative kam unter anderen vom Schriftsteller Roberto Saviano, der mit seinem Buch „Gomorrha“ und seinem Engagement gegen die organisierte Wirtschaftskriminalität berühmt wurde. „Auch das bedeutet, das Land zu lieben und es von der Mafia sauber zu halten“, kommentierte er das neue Zertifikat.

Eine Mozzarella-Krise nach der anderen

Die Qualität des Kampanien-Mozzarella wurde zuletzt durch Skandale in Frage gestellt. Im Jahr 2007 wurden mehrere tausend Büffel entdeckt, die mit Bucellose-Bakterien infiziert waren. Die Tatsache wurde zunächst jedoch verschleiert, und so kamen große Mengen dieses Mozzarellas in den Handel. Die Camorra hatte Tierärzte bedroht, Testergebnisse verfälscht und kranke Büffel versteckt. Eine massenhafte Notschlachtung war die Folge.

Polizisten auf Büffelfarm

Reuters

Carabinieri nehmen eine Büffelfarm bei Caserta ins Visier

Im Jahre 2008 wurde bei Kontrollen in der Gegend um Neapel festgestellt, dass in Büffelmilch die zulässigen Grenzwerte für die hochgiftige Substanz Dioxin überschritten worden waren. Südkorea und Japan erhoben daraufhin einen Einfuhrstopp für Büffelmozzarella. Wahrscheinlich hatten die Tiere verseuchtes Gras in der Nähe illegaler Mülldeponien gefressen, die von der Mafia kontrolliert werden.

Zuletzt erschütterte ein Skandal um „blauen Mozzarella“ das Vertrauen in die Qualität des Käses. Anfang des Jahres konfiszierte die Polizei Mozzarella-Packungen in der Stadt Frosinone südlich von Rom, weil sich der weiße Käse nach dem Öffnen der Packung blau verfärbte. Bereits 2010 war der mit dem Eiterbakterium Pseudomonas verseuchte „Schlumpf-Mozzarella“ in Italien aufgetaucht. Der Käse war von einem deutschen Käsehersteller produziert in den Export gegangen.

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