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Ex-Soldaten terrorisieren Land

Sie sind ursprünglich als Söldnergruppe des Golfkartells engagiert worden. Doch binnen kürzester Zeit entwickelten sie sich zu einer kriminellen Privatarmee, die nicht nur die anderen Drogenkartelle, sondern auch die Behörden ins Visier nimmt. Ein Gutteil der eskalierenden Gewalt des mexikanischen Drogenkrieges geht auf die Kappe der immer mächtiger werdenden Los Zetas.

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Mitten im Kampf gegen andere Kartelle heuerte der neue Boss des Golfkartells, Osiel Cardenas Guillen, Ende der 90er Jahre rund 30 Mann einer mexikanischen Armeespezialeinheit an. Sie sollten seine Leibwächter und schließlich seine Söldner werden. Doch mit den Jahren nahm die Gruppe immer größeren Einfluss auf die Organisation. 2010 begann ein offener Kampf: Das Golfkartell rief schließlich sogar die Erzfeinde La Familia und Sinaloa zu Hilfe - ohne Erfolg. Die modern ausgerüstete Truppe der Zetas behielt die Oberhand, das Golfkartell brach praktisch zusammen.

Erpressung, Entführung, Mord

Los Zetas sind wegen ihres brutalen Vorgehens berühmt-berüchtigt. Es ist diese Bande, die ihre Opfer zur Abschreckung oft enthauptet. Ganze Leichenberge werden zurückgelassen, um für Schrecken zu sorgen - und Videos von den Morden auf YouTube gestellt. Neben dem Drogenhandel entdeckte das Kartell auch Menschenschmuggel, Erpressung, Entführung und Mord als „Geschäftsfelder“ - und unterscheidet sich damit von den klassischen Kartellen, die nur aufs Drogengeschäft setzen und zudem tendenziell auf familiären Strukturen basieren.

Soldaten werden abgeworben

Die Truppe wirbt hingegen gezielt um Soldaten: „Die operative Gruppe ‚Los Zetas‘ mag Dich, Soldat oder Ex-Soldat. Wir bieten Dir ein gutes Gehalt, Essen und Fürsorge für Deine Familie“, stand auf einem fünf Meter langen Transparent, einem „Manta“, das in der Stadt Nuevo Laredo an einer Brücke befestigt war. Verstärkung erhalten die Zetas auch von der berüchtigten guatemaltekischen Spezialeinheit Kaibiles.

Schon 2009 warnte das Forschungsinstitut der US-Armee (Strategic Studies Institute, SSI) vor einer „neuen und gefährlichen“ Entwicklung, die nicht nur für Mexikos Souveränität eine bisher nicht einzuschätzende Gefahr darstellt. Diese Entwicklung bedeute nicht nur eine Gefahr für Mexikos Souveränität, sondern könnte auch Auswirkungen auf die Sicherheit und Stabilität in Mexikos Anrainerstaaten - darunter auch die USA - haben. Sogar Vergleiche mit Al-Kaida wurden gezogen.

Zetas gegen Sinaloa-Kartell

Doch mittlerweile sind die Zetas noch weit gefährlicher. Die geschätzten 10.000 Mitglieder kontrollieren in elf der 32 mexikanischen Bundesstaaten und damit fast im ganzen Osten des Landes den Drogenhandel, in 17 sind sie aktiv. Das Sinaloa-Kartell von Joaquin „El Chapo“ Guzman ist in 16 vertreten. Experten gehen davon aus, dass die Zetas jetzt auch Guzman ins Visier genommen haben: sowohl sein Kartell als auch ihn persönlich.

Bereits 2008 wurde Zulema Hernandez, eine Geliebte des „Chapo“, ermordet in ihrem Auto gefunden - mit einem eingeritzten „Z“, dem Zeichen der Zetas. Der Organisation geht es offenbar zunächst um einen Zugang zu einem Pazifikhafen im Westen des Landes - in weiterer Folge wird aber erwartet, dass sie die Vorherrschaft des Sinaloa-Kartells brechen und auf Rang eins kommen wollen. Im Bundesstaat Sinaloa gehen die Zetas von Dorf zu Dorf vor.

Auch den Behörden Kampf angesagt

Dass in den vergangenen Monaten einige ihrer Bosse wie der als „El Loco“ bekannte Daniel Jesus Elizondo Ramirez und Luis Jesus Sarabia alias „Pepito“ geschnappt wurden, änderte nichts an ihren Vorhaben - im Gegenteil: Vor allem gegen die Behörden gehen sie mit voller Härte vor. Wer sich wehrt, wird vernichtet, ganze Städte werden terrorisiert. Auch vor der Regierung schrecken die Zetas nicht zurück: „Die Regierung muss mit uns einen Pakt schließen, wenn nicht, werden wir sie stürzen und mit Gewalt die Macht ergreifen“, hieß es auf einem „Manta“, das im Februar in der Stadt Monterrey aufgehängt wurde.

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