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Schicksal der Piloten ungewiss

Die syrische Luftabwehr hat am Freitag ein türkisches Militärflugzeug abgeschossen. Der Vorfall wurde nach anfänglicher Unklarheit am späten Abend vom türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan offiziell bestätigt. Die Türkei hatte zuvor einen Kampfjet vor der syrischen Küste lediglich für vermisst erklärt.

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Nach Angaben der türkischen Armee war das Flugzeug um 7.30 Uhr Ortszeit (9.30 Uhr MESZ) im osttürkischen Malatya gestartet und gegen Mittag (Ortszeit, 10.58 Uhr MESZ) im Südwesten der Provinz Hatay an der Grenze zu Syrien vom Radar verschwunden. Bei dem Flugzeug soll es sich um eine veraltete F-4 Phantom mit zwei Besatzungsmitgliedern handeln.

Erdogan bestätigte Abschuss

Eine Auswertung der gesammelten Daten habe ergeben, dass das Flugzeug von Syrien abgeschossen worden sei, hieß es in einer am Freitagabend vom Büro von Ministerpräsidenten Erdogan in Ankara veröffentlichten Stellungnahme. „Die Türkei wird ihre endgültige Haltung mitteilen und mit Entschlossenheit die sich aufdrängenden Maßnahmen ergreifen, wenn der Vorfall vollständig aufgeklärt ist“, hieß es nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts unter der Leitung Erdogans. Türkische Schiffe und Hubschrauber würden zusammen mit syrischen Schiffen nach der Besatzung suchen.

Erdogan sagte auf einer Pressekonferenz, das Flugzeug habe sich zum Zeitpunkt des Absturzes acht Seemeilen (etwa 15 Kilometer) von der syrischen Stadt Latakia entfernt befunden. Vor der Stellungnahme hatte sich Erdogan in Ankara zu einer Krisensitzung mit Generalstabschef Necdet Özel, Außenminister Ahmet Davutoglu, Verteidigungsminister Ismet Yilmaz und Geheimdienstchef Hakan Fidan getroffen, um über die Konsequenzen aus dem Absturz zu beraten.

Syrien gab nach der Pressekonferenz bekannt, das Flugzeug über syrischem Gewässer abgeschossen zu haben. „Unsere Fliegerabwehr hat ein Objekt innerhalb syrischen Luftraums entdeckt und es abgeschossen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um ein türkisches Kampfflugzeug“, hieß es in einer Pressemitteilung des syrischen Militärs.

Keine Entschuldigung Syriens

Am Nachmittag hatte Erdogan Onlineberichte der türkischen Zeitung „Hürriyet“ zurückgewiesen, wonach sich Damaskus wegen des Flugzeugs bei ihm entschuldigt habe. „Ich habe keine solche Information erhalten“, sagte er. Fragen, warum der türkische Jet so nahe an der syrischen Küste unterwegs war, beantwortete er nicht.

Auch andere Berichte in türkischen Medien waren widersprüchlich. Einige berichteten, das Flugzeug sei in syrischen Hoheitsgewässern abgestürzt. Laut Angaben des Senders NTV sei die syrische Grenze dabei nicht verletzt worden. Der Fernsehsender CNN Türk meldete, die Türkei habe Syrien kontaktiert und um die Erlaubnis gebeten, nach den Besatzungsmitgliedern zu suchen. Dagegen meldete die Zeitung „Hürriyet“, das Flugzeug sei in internationalen Gewässern abgestürzt.

Verhältnis sehr angespannt

Das Verhältnis zwischen der syrischen Führung und der türkischen Regierung, die mit den Gegnern von Präsident Baschar al-Assad sympathisiert, ist seit dem vergangenen Jahr sehr angespannt. Die syrischen Deserteure unterhalten ein Lager in der Türkei.

Die „New York Times“ berichtete am Donnerstag, in der Türkei seien seit einigen Wochen US-Geheimdienstmitarbeiter tätig, um zu verhindern, dass Waffenlieferungen an die syrische Opposition in die Hände militanter Islamisten mit Kontakten zum Terrornetzwerk Al-Kaida gerieten. Die Waffen würden via Türkei an die Regimegegner geliefert und von der Türkei, Saudi-Arabien und Katar bezahlt. Die Türkei bestreitet bisher offiziell Waffenlieferungen an Deserteure oder andere syrische Rebellen. Die Unterstützung der Türkei sei rein humanitärer Art, heißt es.

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