Ziel sind eine Mio. E-Autos bis 2020
Deutschland hat sich in Sachen E-Mobilität die Latte hoch gelegt. Doch am Regierungsziel von einer Million Elektroautos bis 2020 gibt es zunehmend Zweifel, auch wenn sich die deutsche Autoindustrie selbst bei der Entwicklung auf einem guten Weg sieht.
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In dem dritten Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) wird nun betont, dass ohne noch höhere Förderungen bis 2020 höchstens 600.000 E-Autos auf die Straße gebracht werden können. Bis 2014 soll in Deutschland noch die Marktvorbereitung laufen, nach dem „Markthochlauf“ bis 2017 soll der Aufbau eines Massenmarkts beginnen. Die Entwicklung der Batterietechnik wird bisher mit 601 Millionen Euro gefördert, die der Antriebstechnologie mit 230 Mio. Euro.
Große Hoffnung setzt die deutsche Bundesregierung bei ihren Plänen in die vier „Schaufensterregionen“ (Baden-Württemberg, Berlin/Brandenburg, Niedersachsen und Bayern/Sachsen), die Informationen über den Bedarf an Ladesäulen und das Ladeverhalten der Bürger bringen sollen.
Mindestens 15 Modelle bis 2014
Deutsche Autohersteller wollen bis 2014 rund 15 E-Automodelle für den Verkauf entwickeln. Allein für die Marktvorbereitungsphase sollen bis zu 17 Milliarden investiert werden. In dem neuen NPE-Bericht wird darauf verwiesen, dass die Marktführerschaft der USA und Japans auf einem breiteren Angebot an Fahrzeugen „und einer deutlichen Förderung zwischen 5.000 und 9.500 Euro pro Fahrzeug“ basiere.
Nach Meinung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer läuft die Startphase allerdings miserabel. „Die Elektromobilität ist in Deutschland dabei zu sterben“, sagte der Direktor des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Pläne von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass bis 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos fahren sollen, seien Makulatur. „So wie es derzeit aussieht, wird man froh sein, wenn man zehn Prozent des Ziels, also 100.000 Fahrzeuge, erreicht“, sagte Dudenhöffer.
Zuckerln sollen E-Autos schmackhaft machen
Laut dem Experten wurden nach 2.044 E-Autos im Jahr 2011 in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres 1.478 elektrisch betriebene Fahrzeuge zugelassen, davon entfielen nur 681 Autos auf Privatpersonen, Unternehmen und Vermieter. „Deutschland wird zum Entwicklungsland für Elektromobilität und nicht zum Leitmarkt, wie es die Kanzlerin so schön ausgedrückt hat.“
Die deutsche Bundesregierung hatte vor einem Jahr ein Paket zur stärkeren Förderung der Elektromobilität beschlossen, Kaufprämien von mehreren tausend Euro wie in den USA und Japan lehnt sie aber strikt ab. Elektroautos sollen aber für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit werden. Im Straßenverkehr könnte es neben speziellen Parkflächen auch Sonderfahrspuren geben - sofern Länder und Kommunen mitziehen.
Umweltschützer kritisieren Hersteller
Für die Autokonzerne wäre ein Erfolg der Elektromobilität auch wichtig, um wegen strengerer CO2-Grenzwerte der EU in Zukunft Strafzahlungen zu vermeiden. Trotz des möglichen Scheiterns mit dem 2020-Ziel bleibt der NPE-Vorsitzende Henning Kagermann optimistisch. „2014 endet die Phase der Marktvorbereitung. Dann werden wir kritisch Stellung beziehen zu dem bis dahin Erreichten“, sagte er dem „Handelsblatt“. 2014 habe man die Daten aus den „Schaufensterregionen“ und kenne die Reaktion der Käufer auf die ersten deutschen Modelle.
Umweltverbände werfen der Autoindustrie vor, zu sehr auf höhere Subventionen für Elektroautos zu schielen, statt intelligente Lösungen zu suchen. „Der Unterton ist ein wenig: Wir haben entsprechende Gelder nicht bekommen, also kommen wir nicht so recht voran“, sagte Viviane Raddatz, Verkehrsexpertin des WWF, mit Blick auf den NPE-Bericht. Der WWF ist wie das Klimabündnis, der NABU und der Bundesverband erneuerbare Energien an der Plattform beteiligt. Bemängelt werden aber unerlaubte Absprachen der Industrie und zu wenig Transparenz in den AGs.
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