Trotzdem keine Entwarnung
Die Angriffe somalischer Piraten auf Schiffe im Indischen Ozean haben deutlich abgenommen, für eine Entwarnung ist es aber nach Einschätzung der EU noch zu früh. Weiterhin sind über 200 Menschen in der Hand der Banden.
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„Wir haben den Druck auf die Piraten erhöht und dürfen jetzt nicht nachlassen“, sagte der Befehlshaber des EU-Anti-Piraten-Einsatzes „Operation Atalanta“, der britische Konteradmiral Duncan Potts, am Dienstag in Brüssel. Das Erreichte sei nämlich durchaus noch „umkehrbar“.
Laut Potts’ Angaben hatten Piraten vor dem Horn von Afrika im ersten Halbjahr 2011 noch 28 Schiffe gekapert. Im zweiten Halbjahr sank die Zahl dann auf drei. In diesem Jahr brachten die Piraten bisher fünf Schiffe in ihre Gewalt. 2008 hatten die Banden noch 800 Seeleute auf über 40 Schiffen als Geiseln genommen.
Über 200 Seeleute weiter in Geiselhaft
Während sich vor einem Jahr noch 20 Schiffe und 550 Seeleute in den Händen der Piraten befanden, sind es derzeit laut Potts noch sieben Schiffe und 213 Seeleute. Allerdings stieg laut einem Bericht der britischen BBC die Zahl der Todesopfer. 35 Geiseln seien im letzten Jahr ums Leben gekommen. Insgesamt befinden sich 1.009 Piraten in 20 verschiedenen Ländern in Haft oder warten dort auf ihren Prozess.

Reuters/NATO
Mutmaßliche somalische Piraten an der Küste
Die EU-Mission „Atalanta“ (EU NAVFOR Somalia) bekämpft seit Ende 2008 Piraten vor der somalischen Küste und im Indischen Ozean. Ziel ist der Schutz von Handelsschiffen und Hilfslieferungen des UNO-Welternährungsprogramms. Seit dem Frühjahr dürfen Soldaten im Rahmen der Mission auch Ziele an einem begrenzten Küstenstreifen an Land angreifen.
Mitte Mai kam es zu einem ersten Einsatz nach dem erweiterten Mandat, bei dem eine Stellung somalischer Piraten an der Küste das Ziel war. Laut „Atalanta“-Hauptquartier richtete sich der Angriff auf ein logistisches Ziel. Dabei wurde von einem Hubschrauber aus ein Lager beschossen und zerstört. Menschen kamen nicht zu Schaden. „Bisher hatten die Piraten immer das Gefühl, wir könnten sie nicht mehr erreichen, sobald sie an Land sind“, hieß es nach dem Einsatz aus Brüssel. Das sei nun vorbei. Einsätze an Land sind wegen des Risikos für Soldaten und unbeteiligte Zivilisten umstritten.
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