Goethe-Preisträger Atabajew in Kasachstan verhaftet
Das Goethe-Institut hat bestürzt auf die Verhaftung des kasachischen Theaterregisseurs Bolat Atabajew reagiert, der 2012 für sein Lebenswerk mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet wird.
Atabajew sitze seit dem 15. Juni in Untersuchungshaft, sagte heute der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann. „Wir hoffen nach wie vor, dass er die Goethe-Medaille Ende August in Weimar persönlich entgegennehmen kann. Dafür setzt sich das Goethe-Institut ein.“
Mit Atabajew und den anderen beiden Preisträgern - Irena Veisaite aus Litauen und Dzevad Karahasan aus Bosnien und Herzegowina - ehrt das Goethe-Institut in diesem Jahr Persönlichkeiten, die in ihrem kulturellen Schaffen für eine offene Aufarbeitung nationaler Traumata eintreten und auch gegenwärtige gesellschaftliche Schwierigkeiten thematisieren.
Vorwurf der „Aufwiegelung“
Bereits im Mai gab es Medienberichte, denen zufolge die kasachische Regierung den Regisseur an der Ausreise aus seiner Heimat hindern wolle. Atabajew werde die Teilnahme an einem Ölarbeiterstreik im Dezember 2011 im Westen des rohstoffreichen Landes vorgeworfen. Damals waren bei Unruhen mehr als zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Justiz des zentralasiatischen Landes werfe Atabajew vor, die Menge aufgewiegelt zu haben.
Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und 1975 von der Bundesrepublik Deutschland als offizieller Orden anerkannt. Von 1992 bis 2008 wurde sie jährlich anlässlich des Todestags Goethes in Weimar verliehen. 2009 fand die Verleihung erstmals am 28. August, Goethes Geburtstag, statt.