Berliner Hells-Angels-Chef im Koma
Nach dem Schussattentat auf den Chef einer Gruppe der Berliner Hells Angels suchen die Ermittler weiterhin nach dem Motiv für die Tat. Auch der Attentäter ist noch nicht gefasst. Der schwer verletzte Rocker selbst ist nach wie vor nicht vernehmungsfähig. „Die Kollegen der Mordkommission konnten bisher nicht mit ihm sprechen“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Mittwoch.
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Laut dpa-Informationen liegt der Rocker wieder im Koma, nachdem er kurzzeitig erwacht war. Dass sich der verletzte Hells Angel überhaupt gegenüber den Ermittlern äußert, gilt als höchst unwahrscheinlich. Das verbietet der „Ehrenkodex“ der Rocker. Vor dem Krankenhaus haben sich etwa zehn Hells Angels postiert. Unterdessen erhöhten die Behörden den Druck auf die Rockerszene mit speziellen Sondergruppen - auch weil sie befürchten, der schwelende Rockerkrieg zwischen Hells Angels und Bandidos könnte eskalieren.
Erster Hinweis auf Täter
Die Polizei hat seit Donnerstag eine erste Beschreibung des möglichen Täters. Ein Zeuge habe nach der Tat in der Nähe einen flüchtenden Mann beobachtet, sagte Neuendorf am Donnerstag. Demnach lief der Verdächtige am Linden Center in Hohenschönhausen entlang, war etwa 1,75 Meter groß und schlank. Auf dem Kopf soll er eine schwarze Wollmütze getragen haben.
Ermittler gehen davon aus, dass der Angeschossene auch bei besserer Gesundheit schweigen wird. Eine Regel in der Szene lautet: Sprich nicht mit der Polizei! Das gilt ebenfalls - wie wohl auch in diesem Fall -, wenn ein Rocker selbst Opfer eines Angriffs wird. Schon 2009 erlitt der 47-Jährige bei einer Attacke der verfeindeten Bandidos schwere Verletzungen. Auch damals schwieg der Mann, der als einflussreichster Hells Angel in Berlin gilt.
Nach mehreren Polizeischlägen gegen die Rockerszene in der deutschen Hauptstadt hatte ein Unbekannter in der Nacht auf Sonntag mehrfach auf den Boss der kürzlich aufgelösten Hells Angels Nomads geschossen. Die Kugeln sollen laut Medienberichten auch Herz und Rücken getroffen haben. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Mann daher gelähmt sein könnte. Die Polizei konnte die Details nicht bestätigen, weil sie aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht keinen Einblick in den Krankenakt hat. Dazu könnte möglicherweise aber ein richterlicher Beschluss gestellt werden.
Mitglieder postieren sich vor Krankenhaus
Unterdessen stehen Hells Angels seit dem Attentat vor dem Virchow-Klinikum in Wedding, um ihren Chef zu schützen. Auch die Polizei ist an Ort und Stelle. Am Dienstagabend kontrollierte sie die Rocker mit einem Großaufgebot. Waffen seien aber nicht gefunden worden, so der Polizeisprecher. Ermittler befürchten, dass es der Täter erneut auf den 47-Jährigen abgesehen haben könnte.
Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile eine Task-Force für alle Fälle mit Bezug zur Rockerszene gebildet. Zugleich setzte das Landeskriminalamt (LKA) eine Besondere Aufbauorganisation (BAO) ein, in der Ermittler, Experten und eine Hundertschaft vereint sind. Diese Gruppe soll konzentriert gegen Rocker vorgehen und den Druck erhöhen.
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