Hilfsgelder erhöhen Schulden Madrids
Das Bekenntnis Spaniens zu Hilfszahlungen von seinen Euro-Partnern hat nur für kurzes Aufatmen gesorgt: Die Ratingagentur Moody’s stufte Mittwochabend die Kreditwürdigkeit des Landes um drei Stufen von der Note „A3“ auf die Note „Baa3“ herab. Die Umsetzung der Rettungspläne für die maroden Banken würde den Schuldenstand Spaniens weiter erhöhen, hieß es zur Begründung.
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Moody’s prüft eine weitere Herabstufung. Diese könnte in den kommenden drei Monaten erfolgen. Die Agentur verwies in ihrer Begründung zudem auf die schwächelnde Wirtschaft und einen „sehr eingeschränkten“ Zugang der Regierung zu den internationalen Schuldenmärkten. Eine Moody’s-Analystin ergänzte, Spanien könnte mehr internationale Hilfen beantragen, sollte sich die Unterstützung für die Geldhäuser als unzureichend erweisen. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Madrid wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Renditen auf neuem Rekordstand
Nach der Moody’s-Herabstufung zogen Anleger am Donnerstag nach. Zum Handelsauftakt kletterte die Rendite für richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen um mehr als zehn Basispunkte bis auf 6,858 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung. In den kürzeren Laufzeiten fiel die Dynamik sogar noch stärker aus, wenngleich die Rekordstände noch etwas entfernt waren: Bei zweijährigen Titeln zog die Rendite um über 20 Basispunkte auf 5,062 Prozent an, bei fünfjährigen Papieren um 18 Basispunkte auf bis zu 6,233 Prozent.
Gefahr eines Athen-EU-Austritts lastet auf Zypern
Auch Zyperns Bonität wurde von der Ratingagentur um zwei Stufen gesenkt. Mit Verweis auf die engen Verbindungen zum krisengeplagten Griechenland stufte die Agentur die Bonität des zyprischen Staates von „Ba1“ auf „Ba3“ herab, wie sie mitteilte. Auch hier werde eine weitere Herabstufung geprüft.
Moody’s erklärte zur Begründung, die gestiegene Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Euro-Zone mache Hilfen der Regierung an die bereits angeschlagenen zyprischen Banken wahrscheinlicher. Die Agentur hatte erst am Dienstag die Bonität von zwei großen zyprischen Banken mit Verweis auf ihre engen Bindungen an Griechenland herabgestuft.
Hilfszahlungen: „Nichts ist entschieden“
Unterdessen sind die Konditionen der Notkredite für Spanien in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro zur Sanierung des Bankensystems weiterhin offen. „Es gibt weder eine Entscheidung über die Rückzahlungsfrist noch über den Zinssatz“, sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. „Nichts ist entschieden, noch nicht einmal diskutiert.“ Denn bisher habe Madrid noch keinen offiziellen Antrag auf Hilfe gestellt. Die Madrider Zeitung „El Mundo“ hatte bereits angebliche Details enthüllt. Demnach solle Spanien für die Kredite 3,0 Prozent Zinsen zahlen und das Geld innerhalb von 15 Jahren zurückzahlen müssen. „El Mundo“ berief sich auf Unterhändlerkreise.
Der spanische Wirtschaftsstaatssekretär Fernando Jimenez Latorre betonte, ein Zinssatz von 3,0 Prozent und eine Laufzeit von 15 Jahren wären „sehr attraktive Bedingungen“. Eile sei allein bei der Hilfe für die Großbank Bankia geboten. Die übrigen Geldinstitute, die Hilfen benötigten, sollten die Notkredite nach den Sommerferien erhalten.
EU-Kommissar erwartet Schließung einer Bank
EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia zufolge muss Spanien voraussichtlich eine von drei staatlich gestützten Banken schließen. Der spanische Staat rettete die drei Geldhäuser NCG Banco, Catalunya Caixa und die börsennotierte Banco de Valencia mit Finanzspritzen. „Wenn ich mich nicht täusche, bewegt sich eine der drei nach Absicht der spanischen Behörden auf eine Liquidation hin“, sagte Almunia heute im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters in Brüssel. Er ließ jedoch offen, welche der drei Banken nicht überleben wird.
Die spanische Regierung beabsichtigt nicht, auch nur ein einziges Geldhaus abzuwickeln. Madrid halte an seinen Plänen fest, alle staatlich geretteten Banken zu sanieren, rekapitalisieren und privatisieren, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Mittwoch.
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