Motive kennen keine Grenzen
Schon in den vergangenen Jahren war der Trend kaum zu übersehen, bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine wurde es aber klar: Fußballstars treiben es gern bunt - vor allem was die kreative Gestaltung ihrer Haut angeht. Kaum ein Spieler kommt ohne Tätowierung aus. Und praktisch in jeder Mannschaft sind ein, zwei, drei voll tätowierte Arme zu sehen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der Kroate Mario Mandzukic, die Polen Eugen Polanski und Ludovic Obraniak, der Russe Roman Pawljutschenko, Kostas Mitroglou und Jose Holebas von Griechenland, Andrej Woronin bei der Ukraine, Mathieu Debuchy bei den Franzosen: Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Sie alle tragen bei der EM „Full Sleeve“ zur Schau.

APA/EPA/Armando Babani
Pawljutschenko mag es blumig
Göttlicher Beistand
Bei den Motiven geht es überraschend religiös zu: So ziert die Jungfrau Maria nicht nur einen der beiden voll tätowierten Arme des Dänen Simon Kjaer. Sie ist auch auf dem Unterarm des deutschen Verteidigers Jerome Boateng zu finden.

Reuters/Stefano Rellandini
Kjaer nahm die Madonna auf den Arm
Der Ire James McClean hat auf seinem bunten Arm das Antlitz Jesu versteckt. Religiös zeigt sich auch der Däne Niki Zimling: Unter riesigen gefalteten Händen am Rücken entpuppt sich ein vierzeiliger Schriftzug als die ersten zwei Verse eines Psalms.
Dänen sind Europameister
Überhaupt sind die Dänen jetzt schon Europameister bei Tattoos. Allen voran schreitet Kapitän Daniel Agger. Nicht nur auf seinen Armen ist kein Platz mehr für weitere Tätowierungen: Auf seinem Rücken wurde großflächig ein Wikingerfriedhof angelegt.

AP/Michael Probst
Der Däne Agger ist selbst als Tätowierer tätig
Darüber heißt es: „Mors Certa, Hora Incerta“, also „Der Tod ist gewiss, seine Stunde ungewiss“, dazu passend am rechten Oberarm: „Memento mori“ („Gedenke des Todes“). Als sportliches Motto verkündet er auf seinen Knöcheln „Schmerz vergeht“ und „Stolz bleibt“. Für die dänische Volksweisheit „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ dürfte er noch nicht das richtige Plätzchen gefunden haben. Dafür trägt er auf einer Handfläche eine Sonne mit Sonnenbrille und lustiger Zigarette.
Verewigte Familien
Da hat auch Raul Meireles der Ehrgeiz gepackt. Der Portugiese ließ sich von Agger den Namen seines Tätowierers geben. Viel Platz hat aber auch er nicht mehr, auf dem Arm trägt Meireles übrigens ein mutiges Abbild seiner Freundin - in rotem Bikini.
Ganz seiner Frau hat sich der Niederländer Wesley Sneijder gewidmet: Yolandas Gesicht verziert seinen Bauch, den Namen seines Sohns Jessey trägt er ebenso wie - praktischerweise - sein Hochzeitsdatum. Familiär geht es auch bei Boateng zu. Die Namen von fast zwei Dutzend Vorfahren hat er immer bei sich. Teamkollege Marco Reus hat sich seinen Vornamen und sein Geburtsdatum auf den linken Unterarm stechen lassen. Damit ist er auch auf der sicheren Seite. Weniger glücklich war der dänische Stürmer Nicklas Bendtner: Den Namen seiner Ex wurde er erst mit dem Laser wieder los.

AP/Paolo Duarte
Meireles mit dramatischem Rücken
Drache als Glücksbringer
Auf dem Rücken von Meireles thront ein gewaltiger chinesischer Drache - auch das ist ein weit verbreitetes Symbol. Ukraine-Altstar Andrej Schewtschenko trägt einen am Oberarm, Schweden-Bomber Zlatan Ibrahimovic wird von einem roten Drachen geziert - nur eines der zwölf Tattoos, die er vorweisen kann. Er trägt etwa einen chinesischen Karpfen auf der Schulter, der das Schwimmen gegen den Strom repräsentieren soll. Ein Buddha mit fünf Gesichtern symbolisiert zentral am Rücken die fünf Elemente. Und mit dem Songtitel „Only God Can Judge Me“ des verstorbenen Rappers Tupac Shakur wappnet er sich gegen schlechte Presse.

Reuters/Stefan Rellandini
Buntes Allerlei auf dem Rücken von Ibrahimovic
Tattoos wie ein Warnschild
Eine selbstsichere Eigenbezeichnung hat der Grieche Theofanis Gekas gewählt: „Eiskalter Vollstrecker“ prangt in chinesischen Schriftzeichen von seinem rechten Unterarm. Relativ eindeutig ist die Tätowierung auf der Wade des Italieners Daniele de Rossi. Das Warnschild vor einer Verteidigeraktion mit Knöchelbruch kommt nicht ganz von ungefähr: Bereits mehrmals mussten seine Gegner vom Platz getragen werden.

Reuters//Tony Gentile
De Rossi sammelt damit wohl kaum Sympathiepunkte
Andererseits: Auf dem rechten Oberarm trägt er ein farbenfrohes Bild, das unter anderem das gelbe Teletubby Laa-Laa zeigt.
Vielleicht hat er sich ja auch mit Mannschaftskollege Allessandro Diamanti abgesprochen. Der scheint ein durchgehend freundlicheres Gemüt zu haben.

APA/EPA/Maurizio Brambatti
Smiley von Diamanti
Die Frisur muss sitzen
Auch bei den Frisuren hat sich einiges getan. Der Irokese, in den vergangenen Jahren noch die erste Wahl bei den besonders Mutigen der Fußballwelt, ist fast verschwunden, einen Vokuhila wie in den 80er und 90er Jahre zu tragen, traut sich ohnehin niemand mehr. Seitlich und hinten kurz, vorne etwas länger scheint die Frisur der Stunde zu sein. Den Vogel abgeschossen hat einmal mehr Posterboy Cristiano Ronaldo, der im Portugal-Match gegen Deutschland mit unterschiedlichen Frisuren die beiden Halbzeiten bestritt: zuerst streng nach hinten gegelt, in der zweiten Hälfte dann ein bisschen verwegen nach vorne.

APA/EPA/Kerim Okten
Ronaldo - die Frisur hält
Man trägt Bart
Langhaarmähnen sind selten geworden: Der Tscheche Petr Jiracek und der Grieche Giorgos Samaras geben sich noch im Jesus-Look mit Langhaar und Bart, Ibrahimovic trägt Knödel am Hinterkopf, der Däne Kjaer versucht seine blonden Federn mit modischem Haarband in Zaum zu halten, und der Franzose Philippe Mexes trägt Pferdeschwanz.

AP/Antonio Calanni
Samaras (liegend) und Jiracek als letzte aufrechte Langhaarige
Überhaupt hat der Vollbart wieder Einzug in die Fußballwelt gehalten: Nicht nur der New Yorker Hipster, sondern auch pro Mannschaft mindestens zwei, drei Männer verzichteten in den vergangenen Wochen auf die Rasur. Doch es gibt auch Mannschaften, die fast ohne modischen Schnickschnack auskommen - das russische Team verzichtet etwa praktisch durchgehend auf etwas, was als gewollte Frisur erkennbar wäre.
Christian Körber, ORF.at
Link: