Themenüberblick

Rivalitäten und Wutausbrüche

Offene Kommunikation über Twitter auch vonseiten der Politik wird meist wohlwollend aufgenommen. Immer wieder sorgt das Ergebnis aber für Kopfschütteln. Diese Woche trat etwa die Gattin des neu gewählten französischen Präsidenten Francois Hollande, Valerie Trierweiler, ins Twitter-Fettnäpfchen. Sie hatte auf Twitter gegen die Ex-Lebensgefährtin von Hollande, Segolene Royal, Stimmung gemacht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Trierweile hatte Hollande am Dienstag offen brüskiert, als sie in einer Twitter-Botschaft den Gegenkandidaten von Royal im Wahlkreis La Rochelle unterstützte. Das Verhältnis Trierweilers zu Royal, mit der Hollande vier Kinder hat, gilt als völlig zerrüttet. In den Medien wurde Hollande bereits als „Sandwich-Präsident“ bezeichnet, der wie die Beilage zwischen zwei Brotscheiben zwischen zwei starken Frauen zerdrückt werde.

In der sozialistischen Partei zeigte man sich über den Tweet wenig erfreut. Der Abgeordnete Claude Bartolone sprach von einem „Fehler“ Trierweilers. Für den innenpolitischen Berater von Hollande, Francois Rebsamen, ist Trierweiler „aus der Rolle gefallen“: „Sie muss die Zurückhaltung lernen, die sie als Lebensgefährtin des Präsidenten braucht.“

„Sind ja nur dumme Osteuropäer“

Mit einem Wutausbruch auf Twitter sorgte der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves erst vor wenigen Tagen für Befremden. Ilves hatte sich in Kommentaren über einen in der „New York Times“ erschienen Wirtschaftsartikel des Nobelpreisträgers Paul Krugman empört. Krugman hatte die wirtschaftliche Erholung Estlands, das für seine Sparmaßnahmen viel Lob erhielt, als nur „mäßig“ bezeichnet.

Das wollte Ilves nicht auf sich sitzen lassen: „Lasst uns über etwas schreiben, wovon wir keine Ahnung haben & seien wir selbstgefällig, überheblich & herablassend“, schrieb der 58-Jährige auf Twitter. Gefolgt von einer weiteren Nachricht: „Aber was wissen wir schon? Wir sind ja nur dumme und einfältige Osteuropäer. Scheiß’ auf Osteuropäer!“

Die Twitter-Meldungen hatten die estnische Zeitung „Ohtuleht“ sogar zu Spekulationen veranlasst, dass der Präsident möglicherweise betrunken gewesen sei. Die Frage, wie viel Bier Ilves nach einem Treffen mit Studenten in Twittern intus gehabt habe, wollte das Präsidentenbüro nicht beantworten. Gehackt wurde das Twitter-Konto des Politikers jedenfalls nicht: „Alle Kommentare hat Ilves selbst geschrieben“, betonte der Sprecher des estnischen Präsidenten.

Twitter-Sturm gegen deutschen Umweltminister

Die Nachteile der transparenten Kommunikation lernte der deutsche Umweltminister Peter Altmaier (CDU) kennen. Er wurde anlässlich des ersten Jahrestags der Entscheidung der Regierung, neun Atomkraftwerke weiter zu betreiben, von Hunderten Nachrichten von Anti-Atom-Aktivisten überschwemmt. „Lieber @peteraltmaier, warum wollen Sie mich zehn weitere Jahre dem Risiko eines Super-GAU aussetzen?“ wurde er etwa gefragt.

Altmaier wollte seinen Zugang nicht blockieren, kritisierte aber, dass dadurch „Tweets von Anderen nicht von mir gelesen werden“. Dafür wurde Altmaier aber auch gelobt: „Endlich gibt es einmal die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, direkt mit einem Minister zu kommunizieren und nicht in Vorzimmern hängenzubleiben“, zeigte sich Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“, zufrieden.

Links: