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Lebenserwartung läuft Pensionen davon

Eine Anhebung des Pensionseintrittsalters und die Erweiterung privater Vorsorge ist „dringend erforderlich“ - zu diesem Schluss kommt der aktuelle „Pensions Outlook“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Anfang Sommer in London vorgestellt wurde.

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Angesichts der steigenden Lebenserwartung müssten Regierungen das Pensionseintrittsalter schrittweise anheben, um sicherzustellen, dass diese angemessen und finanzierbar bleiben. 28 von 34 untersuchten Ländern hätten bereits entsprechende Pläne gefasst. Diese seien jedoch „generell unzureichend“, da die steigende Lebenserwartung die geplanten Anhebungen des Pensionsantrittsalters „auffressen“ wird. Den Pensionisten von heute sei wahrscheinlich nicht bewusst, dass sie im „Goldenen Zeitalter der Pensionisten“ lebten.

Woher Geld für Privatvorsorge nehmen?

In den entwickelten Volkswirtschaften werde in den nächsten 50 Jahren die Lebenserwartung bei der Geburt voraussichtlich um 1,7 Monate pro Jahr steigen, also alle sieben Jahre um ein zusätzliches Jahr. „Die Regierungen sollten daher erwägen, das Renteneintrittsalter formell an die Lebenserwartung zu koppeln, wie dies in Dänemark und Italien bereits der Fall ist. Darüber hinaus sollte die private Altersvorsorge stärker gefördert werden“, betont die OECD. Doch auch in dieser Hinsicht ist die jetzt arbeitende Generation in einem Teufelskreis.

Einzelanalysen aus Großbritannien und Deutschland zeigen, dass es sich die meisten jüngeren Arbeitnehmer einfach nicht leisten können, Geld für die Zukunftsvorsorge auf die Seite zu legen. Die Prophezeiungen in diesem Fall sind düster: Jene Länder, bei denen Privatvorsorge nicht schon etabliert oder überhaupt gesetzlich verpflichtend ist, sind laut der OECD Kandidaten für weit verbreitete Altersarmut. Die Studie nimmt es als fix an, dass die künftigen Pensionen zumindest 20 bis 25 Prozent unter den derzeitigen liegen werden.

Österreich mit Sonderstellung

Schon die Pensionsreformen der letzten zehn Jahre hätten in vielen Ländern zu einer Kürzung der staatlichen Pensionszusagen geführt, so die OECD - in der Regel um ein Fünftel bis ein Viertel. Im OECD-Durchschnitt könnten Personen, die heute zu arbeiten beginnen, eine staatliche Nettopension in Höhe von etwa 50 Prozent ihres Nettoverdiensts erwarten, auch das aber nur nach einer vollständigen Erwerbsbiografie bis zum Regelpensionsalter. In Ländern mit obligater Privatvorsorge liegt die Prognose zumindest bei 60 Prozent.

Österreich nimmt in der Studie in mehrfacher Hinsicht eine Sonderposition ein: Der staatliche Anteil bei der Finanzierung der Pensionen liegt im Spitzenfeld, private Beiträge sind dafür im OECD-Vergleich verschwindend gering. Bemerkenswert ist auch das Verhältnis von Erwerbslohn und Pension: Heimische Pensionen betragen derzeit 89,9 Prozent des heimischen Durchschnittsverdienstes. Dass das tatsächliche Pensionsantrittsalter in Österreich weit unter dem gesetzlichen liegt, ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt.

„67 ist das neue 65“

Den Zwang zum späteren Pensionsantritt versucht die OECD so sonnig wie möglich darzustellen, etwa unter dem Slogan „67 ist das neue 65“. Pensionsreformen könnten „auch einen Beitrag zur Überwindung der Krise leisten, indem sie die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen voranbringen und das Wachstum ankurbeln“. Schließlich solle man sich vor Augen halten, dass nur nach schmerzhaften Reformen „auch unsere Kinder und Enkelkinder am Ende ihres Arbeitslebens eine angemessene Rente genießen“ könnten, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria.

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