Geschichten von Zerstörung und Aufbau
Fast 300 Künstler werden im Rahmen der documenta (13) ausgestellt. Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev hatte im Vorfeld gesagt, die Kunstschau habe kein Konzept. Ein roter Faden zieht sich jedoch durch die Ausstellung, auch wenn die Künstler mit denkbar unterschiedlichen Methoden und Materialien arbeiten: Die Werke erzählen Geschichten von Zerstörung, Verfall, Widerstand - und schließlich vom Ersprießen neuen Grüns.
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ORF.at/Simon Hadler
Hannah Ryggen (1894 bis 1970): Horror from the Civil War in Spain (1936). Die Schwedin war Kommunistin und kommentierte über Jahrzehnte hinweg in Teppichen das Zeitgeschehen - hier den Spanischen Bürgerkrieg; am besten die verheulten Augen zuhalten.

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Moon Kyungwon & Jeon Joonho: El Fin del Mundo (Video) (2012). Eine Forscherin aus einer postapokalyptischen Zukunft untersucht Artefakte aus unserer Zeit - und kann sich nur wundern über das, was sie sieht, etwa die Girlanden einer in Asien produzierten Christbaumbeleuchtung

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Stephan Balkenhol: „Mann im Turm“ (2012); im Vordergrund: Kristina Buch: miniature (2012). Die documenta pflanzt Disteln, damit sich Schmetterlinge ansiedeln können. Ein besonderer Dorn im Aug ist der Kuratorin Christov-Bakargiev allerdings eine Skulptur von Stephan Balkenhol, die über den großen documenta-Standorten thront, obwohl sie nicht zur documenta gehört. Der kleine Skandal zur Kasseler Kunstschau war, dass sie versucht haben soll, den Kasseler Kunstprofessor samt seiner Skulptur zu vertreiben.

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Eine von Thomas Bayrles betenden Maschinen (2010 bis 2012). Die Kolben bewegen sich asynchron auf und ab, die Kette dreht sich. Dazu aus dem Lautsprecher: Motorengeräusche und Stimmen, die von betenden Mönchen stammen könnten.

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Lara Favaretto: Momentary Monument IV (Kassel) (2012). Die 1973 im italienischen Treviso geborene Künstlerin hat neun Objekte eines Schrotthaufens durch Betonteile ersetzt. Im Vordergrund: nachhaltig chillen auf dem Kulturbahnhof - bei regionalen Bioprodukten.

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Robin Kahn & The National Union of Women from Western Sahara: The Art of Sahrawi Cooking (2012). Eine Zeltstadt, die 100 Tage lang von Frauen aus Westsahara bewohnt wird. Hier zu sehen: Frauen beim Kochen und beim Teeausschenken. Es soll auf die Situation in der umkämpften Westsahara hingewiesen werden.

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Istvan Csakany: The Sewing Room (2012). Der rumänische, in Budapest lebende Künstler fertigte aus geschnitztem Holz eine Näherei an, als ob die Arbeiter gerade erst nach Hause gegangen wären - detailgetreu. Eine Reflexion über prekäre Arbeitsverhältnisse und über Abwesenheit.

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Warwick Thornton: Mother Courage and Her Children. Der 1970 im australischen Mparntwe geborene Aborigine gewann 2009 in Cannes für seinen ersten Spielfilm die Goldene Kamera. Hier zeigt er in einem Bus auf einem Flachbildschirm eine ältere Aborigine-Dame, die ein Bild malt, im Hintergrund sieht man ein desinteressiertes Kind. Vom Bildschirm aus breitet sich das Gemälde, an dem sie arbeitet, weiter aus. Solche Bilder verkaufen Aborigines an Weiße - viele Berührungspunkte ergeben sich daraus allerdings nicht.

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Giuseppe Penone: Idee di pietra (2003/2008/2010). Der Bronzeguss eines Baumes, der einen Stein trägt, war ursprünglich bei der 16. Sydney Biennale zu sehen. In Interviews hatte documenta-Kuratorin Christov-Bakargiev mehrfach gesagt, sie wolle die Ausstellung auch für Hunde erlebbar machen. Hier im Bild Lotte, die sich für ihr Stöckchen interessiert - Penones Baum aber nicht einmal markieren will.
Simon Hadler, ORF.at, Kassel
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