Themenüberblick

Null Ersparnis durch digitale Auswertung

Bringt die elektronische Gesundheitsverwaltung deutliche Einsparungen? Nein, sagt eine im März diesen Jahres veröffentliche US-Studie, die die Verschreibungs- und Überweisungspraxis von Ärzten unter die Lupe nahm. Ärzte, die sich auf digitale Auswertungen von Tests stützen, verschreiben demnach deutlich mehr Untersuchungen als jene Ärzte, die sich auf klassische „Papierdokumente“ und Auswertungen verließen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Institutionen wie die RAND Corporation hatten in der jüngsten Zeit errechnet, dass sich rund 80 Mrd. Dollar pro Jahr durch die flächendeckende Verwendung digitaler Untersuchungsauswertungen einsparen ließen. Zugenommen haben auch in den USA kostspielige Tests wie Magnetresonanz-Untersuchungen und Röntgen. Mit einer besseren digitalen Auswertung ließen sich Kosten einsparen, fasste die „New York Times“ im März den Ansatz derer zusammen, die für die Nutzung elektronischer Krankenunterlagen sind.

28.000 Patienten unter der Lupe

Die Studie von „Health Affairs“, die sich auf Untersuchungen des staatlichen National Center for Health Statistics (NCHS) bezieht, hat immerhin die Daten von 28.000 Patienten und 1.100 Ärzten untersucht. Erkenntnis der Studie: Ärzte, die mit elektronischen Krankendaten arbeiteten, schickten 18 Prozent ihrer Patienten zu weiteren Tests. Jene, die auf Papierbasis arbeiteten, schickten 12,9 Prozent ihrer Patienten zu weiteren Tests.

Der Hang zu teureren weiterführenden Tests war bei jenen Ärzten, die digital arbeiteten, noch höher. Um 70 Prozent höher war die Neigung der „digitalisierten“ Ärzte zu teuren weiterführenden Tests als bei den „analog“ arbeitenden Kollegen. „Unsere Untersuchungen werfen schon Fragen auf, ob uns die Informationstechnologie helfen wird, Kosten zu sparen“, so Studienautor Danny McCormick von der Harvard Medical School.

Obama-Berater: Verzerrtes Bild

US-Gesundheitsexperten wie Obama-Berater David Blumenthal, der ebenfalls an der Harvard Medical School forscht, halten der Untersuchung entgegen, dass die Daten aus dem Jahr 2008, auf die sich die Untersuchung bezieht, dazu gedient hätten, das allgemeine Untersuchungsverhalten von Ärzten zu analysieren. Man habe überhaupt erst im vergangenen Jahr begonnen, systematisch den Einsatz von elektronischen Gesundheitsdaten zu untersuchen, so Blumenthal gegenüber der „New York Times“. Er hält die Studie zudem für einen Ausreißer in einer großen Serie von Untersuchungen.

Studienautor: Bisher breiteste Untersuchung

McCormick meint dagegen, dass Studien wie jene von RAND bis jetzt immer nur auf statistische Samples recht überschaubarer Gruppen geschaut hätten. Diesmal habe man Material einer wirklich großen Institution zur Verfügung gehabt, so McCormick. Kritiker des elektronischen Systems bemängeln, dass man zurzeit recht hohe Fördersummen für Umstellungsmaßnahmen auf elektronische Systeme ausgebe, der - vor allem ökonomische - Nutzen dieser Systeme allerdings kaum absehbar sei.

Links: