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Gewalttaten gefilmt

Die Fahndung nach dem Pornodarsteller und mutmaßlichen Mörder Luka Magnotta hat sich als schwierig erwiesen, verkehrte er doch seit Jahren unter mehreren Identitäten. Immer wieder war er offenbar auch als Frau verkleidet, hatte mehrere Schönheitsoperationen und trug oft Make-up und Perücken. Er war auch unter den Pseudonymen Eric Clinton Newman und Vladimir Romanov bekannt.

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Fotos aus der Überwachungskamera etwa vom Flughafen Montreal und von einer Pariser Bar zeigten auch die Herausforderungen der Fahnder. Denn auf den Fotos hatte der Verdächtige kaum Ähnlichkeiten zu jenen Fotos, die er von sich selbst ins Internet gestellt hatte. Auch seine Fähigkeit zu Verwandlungen hatte den Ermittlern 9.000 „Tipps“ über vermeintliche Sichtungen in Paris gebracht. Laut den Fahndern soll er etwa 70 verschiedene Identitäten auf der Internetplattform Facebook haben.

Selbst Spuren gelegt

Zugleich legte Magnotta aber auch selbst Spuren: in einer Mischung aus einem offenbar psychopathischen Drang nach Aufmerksamkeit einerseits und der Absicht, die Fahnder in die Irre zu führen, andererseits. „Normalerweise ist der Sinn einer Maskerade, dass man nicht erkannt wird“, sagte Polizeichef Lafreniere gegenüber der kanadischen Zeitung „La Presse“. Bei Magnotta sei das jedoch anders.

Noch am Wochenende benutzte der mutmaßliche Mörder etwa sein Handy - zu einem Zeitpunkt, als schon öffentlich bekannt war, dass eine weltweite Interpol-Fahndung nach ihm läuft und ihm klar sein musste, dass das Signal verfolgt wird.

Leichenteile verschickt

Magnotta soll einen Mann umgebracht und Teile der Leiche an verschiedene Adressen in Kanada geschickt haben. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 33 Jahre alten Chinesen, der an der Concordia Universität studiert hat. Magnotta wird als gescheiterter Pornodarsteller beschrieben, er soll sich außerdem prostituiert haben. In einigen kanadischen Medienberichten gilt es als ausgemacht, dass zwischen Magnotta und dem chinesischen Studenten eine sexuelle Beziehung bestanden hat. Außerdem stand er in Kontakt zu US-Neonazis und zumindest indirekt dem Ku-Klux-Klan.

Länger im Visier der Ermittler

Laut der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ war Magnotta bereits vor einem halben Jahr im Visier britischer Ermittler, damals wegen eines Internetvideos, das die Tötung einer Katze zeigt. Ein Reporter des Blatts wollte Magnotta damals zu dem Fall befragen, erhielt bei einem persönlichen Treffen jedoch keine Antworten. Stattdessen bekam die „Sun“-Redaktion demnach kurz danach ein Mail, in dem es geheißen haben soll, der „nächste Film“ werde sich nicht „nur um Katzen drehen, sondern auch ein paar Menschen enthalten“.

Die „Sun“ zitiert aus dem Mail vom letzten Winter außerdem die Passage: „Der spaßigste Teil daran ist, dass Millionen von Menschen zornig und frustriert werden, weil sie mich nicht fassen können. (..) Ihr müsst wissen, dass ich immer gewinne. Ich halte immer die Trumpfkarte und werde weiter Filme machen.“ Auch das Internet nützte er für sein Geltungsbedürfnis. Dabei schrieb er in einem Blogeintrag vor zwei Monaten, es sei „nicht cool, ein Leichenschänder zu sein“.

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