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Großer Aufwand nötig

Idente Maturaaufgaben in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen gleichzeitig für alle Schüler Österreichs: Das ist das grundlegende Prinzip der Zentralmatura. Ziel ist es, die Kompetenzen der Schüler und nicht nur kurzfristiges Detailwissen abzuprüfen und so die Matura fairer und besser vergleichbar zu machen. Dementsprechend langwierig und kompliziert ist die Erstellung der Aufgaben.

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Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die zentral erstellten Prüfungen sind rigide, immerhin würden sie durch ein Informationsleck auf einen Schlag für alle Maturanten unbrauchbar. Deren Entwicklung beginnt schon ein, zwei Jahre vor dem Prüfungstermin. Item-Writer - eine Gruppe speziell geschulter Lehrer des jeweiligen Fachs, repräsentativ nach Schularten und Regionen zusammengesetzt - erstellen Aufgaben, die im Idealfall verlässlich abbilden, ob jemand tatsächlich das erwartete Niveau in einem Fach erreicht.

„Feldtests“ mit 100 bis 200 Schülern

Jede einzelne Aufgabe wird bei „Feldtestungen“ mit 100 bis 200 Schülern darauf abgeklopft, ob der Schwierigkeitsgrad passt bzw. die Angabe verständlich ist. Bei Hörbeispielen kommt zusätzlich als erste „Hürde“ die Genehmigung durch den Tontechniker. Unbrauchbare Aufgaben werden verworfen, andere verbessert und noch einmal feldgetestet. Letzte Kontrolle ist das „Standard-Setting“, bei dem eine Expertengruppe (Fachdidaktiker, Praktiker etc.) jede einzelne Aufgabe daraufhin überprüft, ob sie den jeweiligen Standards - bei Fremdsprachen etwa der Europäische Referenzrahmen - entspricht.

Videoüberwachte Druckereien

Jene Aufgaben, die dieses umfangreiche Prozedere überlebt haben, werden dann streng gehütet: Abgekoppelt und gesichert werden sie aufbewahrt. Gedruckt werden sie in einer Druckerei, die während dieser Zeit für den Normalbetrieb gesperrt und videoüberwacht wird. Dort werden die Prüfungspakete kuvertiert und gesichert. Beim Transport der Arbeiten geht das für die Umsetzung der Zentralmatura verantwortliche Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) ebenfalls auf Nummer sicher: Die Testhefte werden von der Druckerei abgeholt und in einem alarmgesicherten Raum der Firma gelagert, zu dem nur ganz wenige Personen Zugang haben.

Mit speziell gesicherten Fahrzeugen, die jederzeit per GPS geortet werden können, so dass ein Unfall oder Überfall sofort bemerkt würde, werden die Aufgaben in einem vorab ausgemachten Zeitfenster an die Schulen geliefert. Begonnen wird mit der Auslieferung einige Tage vor der Reifeprüfung - und das möglichst unauffällig.

Verwahrung im Schulsafe

Bei der Übergabe gibt es ebenfalls ein strenges Protokoll: Nur die Personen, die der Sicherheitsfirma vorab genannt wurden, dürfen die Prüfungsbögen entgegennehmen. Nach der Überprüfung von Ausweisen wechseln die Aufgaben schließlich den Besitzer, das Ganze wird noch per Unterschrift und Stempel besiegelt. Das Prozedere dauert keine fünf Minuten, dann ist der Sicherheitsmann wieder weg.

Damit endet dann auch die Zuständigkeit des BIFIE. Ab sofort muss die Schuldirektion darüber wachen, dass die Aufgaben sicher im Safe der Schule verwahrt und nicht schon vor der Prüfung angesehen und im schlimmsten Fall unter den Schülern verbreitet werden.

Plan B für „unvorhergesehene Ereignisse“

Dass die Aufgaben auch wirklich erst kurz vor der Klausur aus dem Karton entnommen werden, soll das Beamtendienstrecht garantieren. Eine Neuerung ist das laut BIFIE-Projektmanager Bernd Zisser nicht. Auch bei der aktuellen, nicht zentralisierten Matura müssen die Aufgabenstellungen, die die Lehrer bei der Schulaufsicht einreichen und genehmigen lassen müssen, von der Direktion verwahrt werden.

Überprüft wurde das bisher nicht und wird es auch jetzt nicht. Für „unvorhergesehene Ereignisse“ hat sich das BIFIE dennoch einen Plan B überlegt: Die Schulen können die Aufgaben bei Bedarf in der Früh von einer gesicherten Downloadplattform herunterladen, Internetadresse, Benutzername und Passwort bekommen sie erst unmittelbar davor zugeschickt.

Auch Notenvergabe geregelt

Am Prüfungstag selbst werden die Aufgaben kurz vor der Prüfung aus dem Safe geholt. Für jede Klasse gibt es mehrere braune Kuverts mit den zentral erstellten Aufgaben, eine für jeden Prüfungsteil. Bei Englisch sind das Hörverständnis, Leseverständnis, Sprachverwendung im Kontext und Schreiben. Erst in der Klasse, vor den Augen der Schüler, dürfen die Kuverts geöffnet werden.

Die Schüler müssen jede Teilaufgabe in einem fixen Zeitfenster lösen, dann werden die Unterlagen wieder abgesammelt und die nächste Aufgabestellung vorgelegt. Dabei muss die Nummer auf dem Testbogen jeweils mit der übereinstimmen, die auf einem Aufkleber am Tisch steht. Das dient laut BIFIE nicht nur der späteren anonymisierten wissenschaftlichen Analyse der Prüfungen, sondern „beugt möglicherweise auch der Motivation vor, die Hefte mit Kollegen zu tauschen“, meint Zisser. Auch bei der Auswertung haben die Lehrer nicht mehr wie bisher freie Hand: Ein Beurteilungsraster gibt Kriterien dafür vor, ob eine Antwort richtig oder falsch ist. Für die Notenvergabe gibt es ebenfalls Richtlinien.

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