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Psyche macht nicht Krebs

Die Psyche und Krebserkrankungen sind nicht ursächlich verbunden - psychologische Betreuung kann eine bösartige Erkrankung nicht heilen. Aber: Eine „Seele“, die auch unter der Belastung der physischen Erkrankung einigermaßen im Gleichgewicht bleibt, führt zu mehr Lebensqualität des Betroffenen, hieß es bei einem Hintergrundgespräch zum Thema Psychoonkologie in Wien im Mai.

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Ein eindeutig falscher Mythos sei die „Krebspersönlichkeit“. Erste Hinweise, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale die Entstehung von Tumorerkrankungen fördern würden, ließen sich laut dem Klinischen Psychologen Georg Fraberger von der Universitätsklinik für Orthopädie der MedUni Wien nie bestätigen.

Psychisches Gleichgewicht erhöht Lebensqualität

Psychologische Interventionen bzw. Anpassungen „besiegen“ auch nie den Krebs. „Man kann sich rotes Haar herbeiwünschen. Man kann es aber durch den Wunsch nicht wachsen lassen.“ Einstellungen, emotionales Gleichgewicht und psychologische Hilfe beim Bewältigen solcher Krisen können allerdings die Lebensqualität erhöhen und auch belastende Therapien besser ertragbar - und somit wirksamer - machen.

Die Ursache des psychischen Übels bei Krebs, so Fraberger: „Der Mensch handelt immer zukunftsorientiert. Eine Tumorerkrankung, die mit Leid, Angst, Kontrollverlust und einem schmerzhaften Tod in Verbindung gebracht wird, kann jegliche Motivation zur aktiven Mitarbeit bei der Tumorbehandlung verringern.“

„Ziel ist, die Krankheit zu akzeptieren“

Das Ziel müsse es sein, die Betroffenen möglichst unbeschadet über die einzelnen Phasen der psychischen Bewältigung der Tumorerkrankung zu bringen: vom ersten Schock über die Abwehr bzw. die Verdrängung hin zur Verarbeitung. Schließlich soll der Patient dazu in die Lage versetzt werden, die Krankheit zu akzeptieren und das Leben fortführen zu können, ohne ständig durch Gedanken an den Krebs gestört zu sein, so Fraberger.

Neben den körperlichen Folgen ist eine Krebserkrankung auch für das seelische Gleichgewicht eine enorme Belastung. Auch die Familie ist von der Erkrankung betroffen und benötigt Unterstützung. Die Psychoonkologie versucht, den Einfluss verschiedener Faktoren wie Angst und Depression, aber auch Lebensstil und Krankheitsverarbeitungsmechanismen auf Krebserkrankungen zu erkennen. Dabei kämpfe man heute noch gegen das Bild der „Krebspersönlichkeit“, das in den 70er Jahren postuliert wurde, so Fraberger.

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