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„Bisher größtes Gebäude“

Begleitet von Liveschaltungen des Schweizer Fernsehens (SF) und Hunderten Schaulustigen wurde am Dienstag auf einem Zürcher Bahnhof der Startschuss für eine spektakuläre Hausverschiebung gegeben. Geht alles nach Plan, kann in der ehemaligen Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) „demnächst die Suppe 60 Meter westlich serviert“ werden, wie auf einem am Gebäude befestigten Transparent zu lesen ist.

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Bei dem Projekt unter dem Motto „Ein Gebäude geht auf Reisen“, dem monatelang entgegengefiebert wurde, handelt es sich um „die größte Gebäudeverschiebung, die je in Europa durchgeführt wurde“, so die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“). Bereits am Mittwoch soll sich der rund 120 Jahre alte Backsteinbau möglichst unversehrt auf seinem neuen Standort befinden und dort zum „neuen Gesicht“ des in Planung befindlichen Stadtentwicklungsprojekts Neu-Oerlikon werden.

„Das Backsteingebäude bewegt“

Auf dem Bahnhof selbst soll durch die Verschiebung des 80 Meter langen und zwölf Meter hohen MFO-Gebäudes Platz für neue Gleisanlagen geschaffen werden. Der ursprünglich geplante Abriss wurde durch Bürgerprotest verhindert. Man habe feststellen müssen, dass „das Backsteingebäude bewegt“, so die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site (SPS), die als Eigentümer auch den Großteil der auf mehrere Millionen Franken geschätzten Kosten für die Verschiebung trägt.

Oerlikon-Gebäude in Zürich auf Schienen

EBU

Seit Dienstag in Bewegung: Die ehemalige Maschinenfabrik Oerlikon

Man halte derzeit bereits rund 200 Immobilien im Wert von 8,2 Milliarden Franken, noch nie sei „ein Objekt auf so unkonventionelle Weise in unser Portfolio gelangt“, so SPS-Chef Peter Lehmann laut „Basler Zeitung“ („BAZ“). Dabei sei es vor zehn Jahren noch völlig klar und vor zwei Jahren „noch wahrscheinlich“ gewesen, dass das Haus abgerissen würde. Als zu überwindende Hürde wurde von Lehmann unter anderem das Schweizer Zivilgesetzbuch genannt, in dem die Verschiebung einer Liegenschaft von einem Grundstück auf ein anderes gar nicht vorgesehen sei.

6.200 Tonnen auf 500 Stahlrollen

Rolf Iten von dem auf Gebäudeverschiebungen spezialisierten Bauunternehmen Iten sprach unterdessen von einem „Routineprojekt“, allerdings „unter stark erschwerten Rahmenbedingungen“. Das bisher größte von der Iten AG verschobene Gebäude sei eine 40 Meter lange Kirche gewesen. Bereits das Anbringen der Verschubbahnen habe bei dem doppelt so langen MFO-Bau deutlich mehr Zeit als zunächst kalkuliert in Anspruch genommen.

Als mögliche Risiken der laufenden Verschiebung nannte Iten im „NZZ“-Interview, dass die Verschubbahnen dem Gewicht nicht standhalten könnten. Immerhin werden auf 500 Stahlrollen, angetrieben von speziellen Hydraulikpressen, 6.200 Tonnen bewegt. Genau beobachtet werde zudem, ob sich an dem Haus Risse bilden oder ob es gar einzustürzen droht.

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