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Krebsleiden erlegen

Robin Gibb, Sänger und „Mastermind“ der Popband Bee Gees, hat bis zuletzt ein Leben für und mit der Musik geführt. Im Alter von 62 Jahren erlag er am Sonntag in einem Londoner Krankenhaus seinem schweren Krebsleiden. Zuletzt hatte ihn eine Lungenentzündung im Kampf gegen mehrere Tumore zusätzlich geschwächt.

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Erst wenige Wochen vor seinem Tod hatte sich Robin Gibb noch selbst ein musikalisches Denkmal gesetzt. Mit seinem ersten Werk auf dem ungewohnten Feld der Klassik schuf er gemeinsam mit seinem Sohn Robin-John (29) ein Requiem in Erinnerung an die Opfer des Untergangs der „Titanic“ vor 100 Jahren. Das Requiem wurde am 10. April in London uraufgeführt. Robin Gibb, der eigentlich selbst auftreten und eines der zwölf Stücke singen wollte, lag da schon im Krankenhaus.

Mit „Stayin’ Alive“ und „Night Fever“ zu Weltruhm

Gibb hatte gemeinsam mit seinen Brüdern Maurice und Barry die Popband Bee Gees gebildet und war mit Titeln wie „Stayin’ Alive“, „Night Fever“ und „Massachusetts“ weltbekannt geworden. Die Band verhalf dem Disco-Pop - insbesondere mit dem Soundtrack zu „Saturday Night Fever“ - zu weltweitem Erfolg und lieferte 1977 bis 1979 sechsmal aufeinanderfolgend Nummer-eins-Hits. Robin Gibb prägte mit seiner Stimme den Sound der Bee Gees, auch wenn sein älterer Bruder Barry als Bandleader oft mehr im Mittelpunkt stand. Robin habe auch das Gefühl gehabt, dass der Manager der Band, Robert Stigwood, Barry bevorzugte, so der britische „Guardian“ in einem Nachruf.

Robin Gibb bei einem Auftritt 2010

dapd/ddp/Michael Wallrath

Robin Gibb bei einem Open-Air-Konzert 2010 in Deutschland

Die Gibb-Brüder sahen sich laut „New York Times“ selbst nie als Disco-Pop-Pioniere. „Wir dachten immer, wir schreiben R&B-Grooves“, so Robin Gibb 2010. „Wir haben das Wort ‚Disco‘ nie gehört. ... Wir haben nie darüber nachgedacht, ob man zu den Songs gut tanzen kann.“

„Mit großer Trauer“

In einer Erklärung der Familie hieß es, sie verkünde den Tod des Sängers mit „großer Trauer“. Gibb hatte sich vor eineinhalb Jahren einer Darmoperation unterzogen, wobei ein Tumor entdeckt wurde. Anschließend wurde bei ihm eine Krebserkrankung diagnostiziert. Noch im Februar hatte der britische Sänger gesagt, er habe sich von der Krankheit wieder erholt, und damit Hoffnungen auf eine Heilung geweckt. Zuletzt hatte sich sein Zustand jedoch wieder deutlich verschlechtert. Im April fiel Gibb nach einer Lungenentzündung ins Koma, aus dem er jedoch wieder erwachte.

Sohn eines Schlagzeugers

Gibb wurde am 22. Dezember 1949 auf der britischen Isle of Man als Sohn eines Schlagzeugers geboren - etwa eine halbe Stunde später kam sein Zwillingsbruder Maurice zur Welt. Kurz nach der Geburt der Zwillinge zog die Familie nach Manchester im Nordwesten Englands, 1958 ging es weiter ins australische Brisbane.

Die Bee Gees beim Dreh von Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band

AP/ddp

Die Bee Gees bei den Dreharbeiten zum Film „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club“

Als Kinderstars landeten die drei Brüder 1963 ihren ersten Hit mit „The Battle of the Blue and Grey“. „Wir sagten, dass wir eine Seele in drei Körpern waren, da war ein solches Gefühl zwischen uns, wir konnten unsere Gedanken lesen, als wir zusammen schrieben“, sagte Robin einst.

„Saturday Night Fever“ größter Hit

1967 kehrte das Trio zurück nach Großbritannien, wo es weitere Erfolge zu feiern gab, darunter den britischen Nummer-eins-Hit „Massachusetts“. Als große Stars kamen sie mit Hits wie „How Can You Mend a Broken Heart“ und „Jive Talking“ heraus - ihr größter Erfolg war aber der Disco-Hit „Saturday Night Fever“ aus dem Jahr 1977, der sich mehr als 40 Millionen Mal verkaufte.

Insgesamt verkauften die Bee Gees über 200 Millionen Platten. Zugleich schrieben sie auch Songs für andere Musikgrößen wie Diana Ross, Barbra Streisand, Kenny Rogers und Dolly Parton sowie Dionne Warwick und Frankie Valli. 2004 wurden sie zu Commanders in the Order of the British Empire ernannt - eine Stufe unter dem Ritterstand.

Zweijähriger Kampf gegen Krankheit

Robin Gibb war zweimal verheiratet und hinterlässt drei Kinder. Sein Zwillingsbruder Maurice starb 2003 nach einer Darmoperation. Ihr jüngerer Bruder Andy, der nicht Mitglied der Bee Gees war, starb 1988 infolge seiner Drogensucht.

In seinen letzten beiden Jahren machte Gibb der Krebs zu schaffen. Mehrere Operationen und Chemotherapien folgten aufeinander. Noch im Februar 2012, als er im Londoner Palladium seinen letzten öffentlichen Auftritt als Musiker absolvierte, glaubte Gibb selbst, er habe die Krankheit überwunden. „Die Genesung ist spektakulär“, sagte er, selbst die Ärzte könnten es kaum glauben.

„Weiß nicht, was Glück ist“

Als älter werdender Mann wurde der frühere Gute-Laune-Musiker nachdenklich. „Egal, wie erfolgreich man ist und wie viel Geld man macht, am Ende des Tages ist man immer allein“, sagte der mehrfache Millionär einmal in einem Interview. Später ging er sogar noch weiter: „Ich weiß nicht, was Glück ist“, sagte er einmal. Der Zeitung „Sun“ sagte er noch im März: „Manchmal frage ich mich, ob all die Tragödien, die meine Familie erleiden muss - dass Andy und Maurice so jung gestorben sind und all das, was mir in der letzten Zeit passiert - eine Art Preis ist, den wir für den ganzen Ruhm und das ganze Glück, das wir hatten, bezahlen müssen.“

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