Treffen gehen auf Ölkrise zurück
Jedes Jahr treffen sich die Staats- und Regierungschefs von sieben führenden Industrieländern und Russlands zum sogenannten G-8-Gipfel. Sie repräsentieren etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung und zwei Drittel der internationalen Wirtschaftsleistung. Anfangs drehten sich die Gespräche um Fragen von Weltwirtschaft und Handel.
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In den späteren 1970er Jahren spielten Krisen und andere politische Themen eine immer größere Rolle. Seit 2009 rückten Wirtschafts- und Finanzprobleme wieder in den Vordergrund. Die Treffen gehen auf die erste Ölkrise zurück. 1975 kamen die Vertreter von sechs Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA, Japan) zum ersten „Weltwirtschaftsgipfel“ zusammen. Später wurde die G-6-Runde um Kanada (1976) und Russland (1998) zur G-8 erweitert. Aus den ruhigen Kamingesprächen im französischen Schloss Rambouillet bei Paris wurde ein Medienspektakel.
Kritik an „elitärer Runde“
Die G-8-Treffen sind ein informelles Forum zur Erörterung von globalen Problemen. Die G-8 haben keine festgefügte Organisation, keinen eigenen Verwaltungsapparat und keine eigenen Finanzmittel. Die Vorbereitung der Gipfel ist Sache der jährlich wechselnden Präsidentschaft.
Kritiker bemängeln, dass zur G-8-Runde nur eine elitäre Gruppe von Staaten gehört. Boom-Länder mit großer Bevölkerung wie China und Indien sind nicht vertreten. Afrika und Lateinamerika sind ebenfalls nicht dabei. Sie haben jedoch in der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) Sitz und Stimme.
Die diesjährigen Teilnehmer
Dieses Jahr sind in Camp David folgende Staats- und Regierungschefs (außer dem Gastgeber in alphabetischer Reihenfolge) vertreten:
Barack Obama: Der US-Präsident und Gastgeber ist seit 2009 im Amt. Der 50-Jährige ist der erste Schwarze, der es in das höchste politische Amt der Vereinigten Staaten geschafft hat. Der Friedensnobelpreisträger ist studierter Jurist und Harvard-Absolvent. Derzeit kämpft der Demokrat um seine Wiederwahl im November.
David Cameron: Der konservative britische Premierminister ist mit 45 Jahren der Jüngste in der Runde. Er führt seit Mai 2010 eine Koalitionsregierung mit den Liberaldemokraten. Der Oxford-Absolvent scheut sich nicht, wie jüngst in der Europäischen Union, allein gegen alle zu stehen, wenn er britische Interessen in Gefahr sieht.
Stephen Harper: Der Kanadier ist eine Konstante dieser Treffen. Der konservative 53-Jährige ist seit 2006 Premierminister. In außenpolitischen Fragen stand der studierte Ökonom lange Ex-US-Präsident George W. Bush nahe. Harper errang mit seiner konservativen Reformpartei 2011 erstmals die absolute Mehrheit.
Francois Hollande: Der gerade gewählte französische Präsident hat noch keine Gipfelerfahrung. Der 57-Jährige kann sich aber auf ein Heer routinierter Berater stützen. Der Sozialist, ein studierter Jurist, wird Camp David auch dazu nutzen, um sich mit den Kollegen auf internationalem Parkett vertraut zu machen.
Dimitri Medwedew: Der Ex-Präsident und neue Regierungschef springt für den Ex-Regierungschef und erneuten russischen Präsidenten Wladimir Putin ein. Putin sagte mit der Begründung ab, die Regierung aufstellen zu müssen. Der 46-jährige Medwedew, ein gelernter Jurist, kennt die Runde seit 2008 - diesmal reist er mit beschränkter Vollmacht.
Angela Merkel: Die deutsche Kanzlerin ist seit 2006 Mitglied im G-8-Club. Die 57-Jährige ist damit eine sehr erfahrene Teilnehmerin und die einzige Frau in der Runde. 2007 war sie im Ostseebad Heiligendamm selbst die G-8-Gastgeberin.
Mario Monti: Auf den Wirtschaftsprofessor setzen die Italiener die Hoffnung, das Land mit Reformen aus der Schusslinie der Finanzmärkte zu bringen. Der 69-Jährige löste im Dezember 2011 Silvio Berlusconi als Regierungschef ab und führt eine Expertenregierung. Er sitzt erstmals in der Gipfelrunde.
Yoshihiko Noda: Feiert am Tag nach dem Gipfel (20. Mai) seinen 55. Geburtstag. Noda ist seit September 2011 Premierminister Japans. Er führt die Demokratische Partei, die für eher liberale Positionen steht. Noda studierte Politik und Management.
Europäische Union: Für die EU sitzen Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso (56) und Ratspräsident Herman Van Rompuy (64) am Tisch. Der Portugiese Barroso nimmt seit 2005 an G-8-Gipfeln teil und ist ein Routinier der internationalen Politszene. Der Belgier Van Rompuy ist seit 2009 erster ständiger Ratspräsident und bereitet die Gipfel vor. Der Wirtschaftsexperte ist Liebhaber japanischer Lyrik.
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