Neuer Zafira von Peugeot?
Opel baut sein wichtigstes Modell Astra ab 2015 nicht mehr in Deutschland: Nachdem die Arbeiter im britischen Werk Ellesmere Port dem Sparplan des Managements zugestimmt haben, wird die neue Generation des Kompaktwagens nur noch dort und wie bisher im polnischen Werk Gliwice gefertigt. Bisher läuft der VW-Golf-Rivale auch im Opel-Stammwerk Rüsselsheim vom Band.
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„Es ist heute Früh bestätigt worden, dass die Arbeitnehmer abgestimmt haben und dass sie bereit sind, die harten, aber flexiblen Arbeitskonditionen zu akzeptieren“, sagte der britische Wirtschaftsminister Vince Cable am Donnerstag gegenüber BBC. Die Entscheidung für Ellesmere Port sei durch einen neuen und von der Belegschaft akzeptierten Tarifvertrag ermöglicht worden, der „für die gesamte Lebensdauer der nächsten Astra-Generation gültig“ sei, erklärte Opel am Donnerstag.
Die Opel-Mutter General Motors (GM) will bei ihrer Europa-Tochter die Kosten kräftig senken, um den Verluste schreibenden Autobauer in die schwarzen Zahlen zu bringen. Voraussetzung für den Bau des Astra in Ellesmere Port war, dass die dortigen Arbeitnehmer grünes Licht für ein Sparpaket geben, das einem Gewerkschafter zufolge Lohnkürzungen, mehr Zeitarbeiter und weitere Auslagerungen vorsieht.
„Akzeptiert, oder Werk wird geschlossen“
Durch die Zustimmung gelten nun nicht nur die 2.100 Arbeitsplätze in dem zunächst von der Schließung bedrohten Werk in Ellesmere Port als gesichert. Weil die Fabrik der Opel-Schwestermarke Vauxhall dank der Astra-Produktion vom Zwei- auf den Dreischichtbetrieb umstellen soll, werden auch Hunderte neue Jobs erwartet.
Ein hochrangiger Gewerkschaftsvertreter aus dem Werk in Großbritannien sagte Reuters, „das Management hat gesagt, akzeptiert diese Forderungen, oder das Werk wird geschlossen“. 94 Prozent sollen nun dem Sparpaket zugestimmt haben. Nun habe Ellesmere Port eine Perspektive bis 2020.
Rüsselsheim spielt „wichtige Rolle“
Zur Zukunft des Stammwerks Rüsselsheim will Opel bald Gespräche mit den Arbeitnehmern aufnehmen. „Opel geht davon aus, dass über die Werke in Ellesmere Port und Gliwice hinaus keine weiteren Produktionskapazitäten für Kompaktfahrzeuge benötigt werden. Dementsprechend wird die Produktion des Astra in Rüsselsheim nach dem Auslauf des jetzigen Modells nicht fortgesetzt werden“, teilte das Unternehmen mit.
Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke bekannte sich zum Standort Rüsselsheim: „Ein wettbewerbsfähiges Werk Rüsselsheim spielt eine wichtige Rolle in unserer Wachstumsstrategie.“ Der Vorstand habe den Betriebsrat informiert, dass Rüsselsheim auch nach Auslaufen der aktuellen Insignia- und Astra-Modelle voll ausgelastet werden solle. Rüsselsheim ist derzeit das modernste GM-Werk in Europa.
Peugeot entwickelt neuen Zafira
Dennoch dürfte sich es nicht um den einzigen Rückschlag für Rüsselsheim handeln: Erst vor wenigen Tagen wurde in deutschen Medien berichtet, dass die Entwicklung des neuen Zafira vom Opel-Entwicklungszentrum zum neuen Partner PSA Peugeot Citroen ins Ausland verlagert werden soll.
GM und PSA hatten erst Ende Februar eine weltweite Allianz angekündigt. Zugleich hatte GM mitgeteilt, mit sieben Prozent bei dem französischen Autobauer einzusteigen. Nun wird bereits darüber spekuliert, ob Opels Erfolgsvan später sogar in Frankreich gebaut werden könnte. Denn auch bei den Franzosen sind die Fabriken bei weitem nicht ausgelastet. Laut „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“ gebe es aber Planspiele, wonach in Rüsselsheim bei Frankfurt künftig auch Citroen-Modelle, genannt wurde die Mittelklasse-Limousine C5, produziert werden könnten.
Werk in Bochum auf Streichliste?
Weiter offen bleibt die Zukunft des Opel-Werks in Bochum. Der Astra-Zuschlag für Großbritannien könnte bedeuten, dass Rüsselsheim als Ausgleich die Produktion des Zafira übernimmt. Das könnte das Aus für Bochum bedeuten, wo der Kompakt-Van derzeit gefertigt wird, wie spekuliert wird. Am kommenden Montag könnte es bei einer Betriebsversammlung in dem Werk Klarheit zur Zukunft von Bochum geben.
Welche Sparpläne GM für Opel noch in der Schublade hat, dürfte aber auch dann weiter offen bleiben. „Wir erwarten, dass sich hier bald etwas tut“, hatte Konzernchef Dan Akerson jüngst aber auf bohrende Nachfragen von Analysten gesagt. Schon vor der nächsten Bilanzvorlage könne es so weit sein. Das würde schlimmstenfalls weitere drei Monate Ungewissheit bedeuten.
Opel und Vauxhall trifft der schwächelnde Automarkt in Europa besonders hart. Nach den Zahlen des Branchenverbandes ACEA fielen ihre Verkäufe im ersten Quartal um mehr als 16 Prozent. Branchenweit lag der Rückgang gerade einmal halb so hoch, der Opel-Erzrivale VW blieb sogar nahezu stabil. Opels Marktanteil in Europa ist den Zahlen zufolge von 7,4 auf 6,7 Prozent geschrumpft. Die Spekulationen um die Zukunft des Herstellers dürften wenig helfen, Autokäufer von der Marke Opel zu überzeugen.
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