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Es war einmal in Dänemark

Was macht eine burgenländische Band um 15.30 Uhr nachmittags in einer kleinen dänischen Stadt? Sie gibt ein Konzert bei einem Festival mit dänischer Musik. Wie es dazu gekommen ist, wie es schließlich war und was das Ganze bringen soll, darüber hat ORF.at Garish-Sänger Thomas Jarmer befragt.

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Eigentlich haben es sich die fünf nicht selbst ausgesucht - sie wurden auserwählt. Dänische Bands, die im Februar in Österreich einen gemeinsamen Gig geben sollten, durften sich eine heimische Band aussuchen, die ebenfalls auftreten sollte. Il Tempo Gigante, eine dänische One-Man-Show mit wechselnden Kooperationspartnern, wollte mit Garish gemeinsam auf der Bühne stehen.

Letzendlich konnte Il Tempo Gigante nicht viel mehr tun, als mit Charme und dänischem Akzent die deutschen Texte von Garish mitsingen. Chronische Schmerzen in der Hand verhinderten eine weitergehende Zusammenarbeit. Denn die Gitarre will Il Tempo Gigante bei seinen Songs nur selbst spielen - er ist nicht nur vielseitig begabt, sondern auch Perfektionist.

Pop-Band Garish

ORF.at/Simon Hadler

Die Band gibt alles in Aarhus

Partystimmung im Großraumbüro

Nach besagtem Konzert im Wiener WUK wurde die Nacht für alle Beteiligten lang, und für Garish hatte sie eine Einladung zum dänischen Spot-Festival in Aarhus Anfang Mai zur Folge. Dort sollten sie dann endlich ordentlich mit Il Tempo Gigante auftreten. Gemeinsam mit ihm auf der Bühne, im Hintergrund das Meer, vor der Bühne Tausende Fans des Dänen, inmitten der Nacht von Aarhus, so hätte man sich das vorstellen können.

Hätte - denn Il Tempo Gigante blieb dem Festival wegen der immer noch andauernden Schmerzen in seiner Hand gänzlich fern. Garish, in Österreich längst genreübergreifend für ihren Neofolk bekannt (lange, bevor diese Musikrichtung in heimischen Breiten angesagt war), kennt in Dänemark naturgemäß niemand. Sie wurden für 15.30 reserviert - bei gleißendem Tageslicht. Sie traten in einem Raum auf, der den Charme eines IBM-Großraumbüros in den 80er-Jahren verströmt.

Konzertpublikum

ORF.at/Simon Hadler

Das Publikum geht mit - grinsend, wippend, klatschend

Es hätte gut sein können, dass gar niemand kommt, das wusste auch die Band. Allerdings - ihre Plattenfirma INK ist im Norden gut vernetzt, und die Dänen sind neugierig. Der Raum machte mit 150 Besuchern einen vollen Eindruck, beachtlich für diese Uhrzeit. Am Anfang warfen sich die Bandmitglieder noch nervöse Blicke zu. Aber die Dänen wippten, grinsten, klatschen mit und tanzten sogar in Ansätzen. Die Mienen auf der Bühne entspannten sich - und das Konzert erreichte ein Energielevel, das niemand für möglich gehalten hätte.

Sänger der Pop-Band Garish, Thomas Jarmer

ORF.at/Simon Hadler

Ein sichtlich erleichterter Sänger

Ein Modell für Österreich

Thomas Jarmer sagt, dass er sich ähnliche Aktivitäten wie jene rund um das Spot-Festival auch für österreichische Bands wünschen würde. Als deutschsprachiger Act bekommt man außerhalb des Sprachraums nur schwer einen Fuß auf den Boden. Als Österreicher hat man es sogar schon in Deutschland nicht leicht. Die Dänen, die Bands dabei unterstützen, im Ausland aufzutreten und Journalisten und Menschen aus der Musikbranche zum Spot-Festival nach Aarhus einladen, unterstützen ihre Musiker, wo es nur geht. Der überproportionale internationale Erfolg von Bands wie Who made Who gibt ihnen recht.

Hier sieht der Garish-Sänger auch den Benefit für seine Band. In Aarhus hörten Musikjournalisten aus Deutschland zu, die man in Berlin kaum je zu Gesicht bekommt. Kontakte in der Branche wurden geknüpft - und die wird man später noch gut brauchen können, denn eine Tour durch den europäischen Norden ist geplant, endlich soll dort auch eine Platte von Garish erscheinen. Könnte sein, dass das nordische Abenteuer für die Band erst angefangen hat.

Simon Hadler, ORF.at

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