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Auch Ausblick negativ

Wegen der schlechten wirtschaftlichen Verfassung Italiens hat die Ratingagentur Moody’s auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von insgesamt 26 italienischen Banken herabgestuft. Unter den betroffenen Instituten sind die beiden größten italienischen Geldinstitute, die Bank-Austria-Mutter UniCredit und die Intesa Sanpaolo.

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Sie wurden beide auf das Niveau „A3“ gesenkt, wie Moody’s am Montagabend bekanntgab. Der Ausblick für alle betroffenen Banken wurde negativ bewertet. Moody’s begründete die Entscheidung mit der schlechten Wirtschaftslage Italiens und mit der steigenden Verschuldung des Landes. Italien sei wieder in der Rezession. Der Sparkurs der Regierung von Mario Monti belaste die Konjunktur.

Die durch problematische Kredite und zurückgehende Gewinne belasteten Banken seien „verletzlich“. Der Ausblick sei negativ: Für den Fall einer länger andauernden Rezession oder einer weiteren Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens kündigte Moody’s an, auch die Banken erneut herabzustufen.

Stopptafel vor einer Filiale der Banca Monte dei Paschi di Siena

AP/Luca Bruno

Die älteste noch existierende Bank der Welt steht derzeit nicht gut da

Monte dei Paschi di Siena vor Ramschniveau

Während die Großbanken UniCredit und Intesa Sanpaolo eine Bonitätsstufe einbüßten, ging es für mehrere kleinere Geldhäuser um bis zu vier Stufen nach unten. Die Bonität der Nummer drei unter den italienischen Banken, der Banca Monte dei Paschi di Siena (BMDP), wurde um zwei Stufen auf „Baa3“ gesenkt, ebenso die der Banco Popolare. „Baa3“ ist die letzte Stufe vor Ramschniveau. Die Nummer fünf, die Unione di Banche Italiane, fiel um zwei Stufen auf „Baa2“.

Zehn weitere Geldhäuser mussten den Absturz auf Ramschniveau verkraften, zwei bereits dort eingestufte Banken sackten noch weiter ab. Für die Banco Popolare di Cividale und die Banco Popolare di Spoleto ging es um vier Stufen von „Baa1“ auf „Ba2“ nach unten. Die Ratings italienischer Banken gehörten nun „zu den niedrigsten“ unter den führenden europäischen Ländern, teilte Moody’s mit.

Bankenvereinigung protestiert scharf

Die italienische Bankenvereinigung ABI protestierte am Dienstag vehement gegen die Entscheidung der Ratingagentur. Die Herabstufung der Banken sei „ein Angriff gegen Italien, seine Unternehmen, seine Familien und seine Bürger“, so ABI. „Die Ratingagenturen bestätigen sich wieder einmal als destabilisierender Faktor für die Märkte mit widersprüchlichen und voreingenommenen Urteilen“, so die Bankenvereinigung. Das Exekutivkomitee der Vereinigung plant ein Treffen am Mittwoch in Mailand, bei dem Maßnahmen zum Schutz der „legitimen Interessen der italienischen Wirtschaft“ ergriffen werden sollen.

Euro-Krise trifft Banken besonders

Die Ratingagentur hatte bereits Mitte Februar angekündigt, wegen der Euro-Schuldenkrise die Kreditwürdigkeit von 114 europäischen Banken auf den Prüfstand zu stellen. Für Banken ist die Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Staaten ein Problem, weil viele Institute Geld in Staatsanleihen angelegt haben. Zweifel an der Kreditwürdigkeit von Ländern stellen den Wert dieser Staatsanleihen infrage. Italiens Bonität wird gegenwärtig mit „A2“ bewertet.

Monti bei Reformen auf Banken angewiesen

In Italien versucht eine Expertenregierung unter Monti, das Land wieder auf Kurs zu bringen. Das funktioniert jedoch nur mit einem Bankensystem, das den Unternehmen Kredite für Investitionen geben kann. Je schlechter die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit einer Bank einstufen, desto problematischer und teurer wird die Aufnahme von Kapital für die Institute.

Die Ratingagentur führte auf der Habenseite allerdings auch an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) dem Finanzsektor ausreichend Geld zur Verfügung gestellt habe, um Bankenpleiten in naher Zukunft abzuwenden. Viele Banken hätten zudem ihre Kapitaldecken gestärkt, was sie weniger anfällig für die Auswirkungen der Krise mache.

Staatsverschuldung auf neuem Rekordhoch

Italien erreichte mit seinen Staatsschulden unterdessen einen neuen Rekordstand: Im März 2012 kletterte die Verschuldung auf 1.946,083 Milliarden Euro, wie die italienische Notenbank in einem neu veröffentlichten Dossier am Montag mitteilte. Im Februar betrug die Verschuldung noch 1.928,226 Milliarden Euro. Das Jahr 2011 war in Italien mit einer öffentlichen Staatsschuld von 1.897,946 Mrd. zu Ende gegangen. Den bis dahin höchsten Wert hatte Italiens Staatsschuld im Juli 2011 mit 1.911,81 Mrd. Euro erreicht.

Auch die wegen der schwierigen Wirtschaftslage sinkenden Steuereinnahmen wirkten sich negativ auf die Verschuldung in Italien aus. Im März sanken die Steuereinnahmen um 3,6 Prozent auf 26,23 Mrd. Euro, teilte die Notenbank mit. Im Gesamtjahr 2011 meldete Italien ein 1,2-prozentiges Einnahmenwachstum. Das liegt unter dem Durchschnitt der EU-Länder mit Ausnahme Frankreichs, das lediglich ein Wachstum von 0,5 Prozent verzeichnete.

Zur Eindämmung der Rekordverschuldung hatte die italienische Regierung in den vergangenen Monaten drei milliardenschwere Sparpläne verabschiedet. Damit hofft das Kabinett von Premier Mario Monti bis Ende 2013 eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen.

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