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Röttgen stolpert auf dem Weg nach oben

Die deutschen Christdemokraten unter ihrem Spitzenkandidaten und Umweltminister Norbert Röttgen haben bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen schwere Verluste erlitten. „Ich möchte betonen, dass die Niederlage der CDU zuallerst auch meine Niederlage ist. Ich habe verloren“, sagte Röttgen am Sonntag. Das Wahlergebnis ist seiner Ansicht nach nicht übertragbar auf den Bund.

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Sichtlich bemüht versuchte Röttgen damit, wenigstens den Kollateralschaden für die Bundes-CDU nach dem historisch schlechtesten Wahlergebnis im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland zu begrenzen. „Ich glaube, dass im Bund die Lage eine andere ist“, sagte Röttgen. Seine Partei verlor am Sonntag mehr als acht Prozentpunkte.

„Es sind zwei unterschiedliche Ebenen. Ich bin davon überzeugt, dass die Inhaltsfrage ‚Wie geht es weiter mit dem Land?‘ in der Bundestagswahl die entscheidende Weichenstellung und die entscheidende Debatte werden wird“, so der 46-Jährige, dem viele Ambitionen auf das Bundeskanzleramt nachsagen.

„Ein bisschen schwanger geht nicht“

Nach der schweren Wahlniederlage gab Röttgen noch am Wahlabend seinen Rücktritt als Vorsitzender der NRW-CDU bekannt. Umweltminister im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dürfte er bleiben, seinen Nimbus als Hoffnungsträger seiner Partei hat er aber vorerst verloren. Denn der gerne auch spöttisch-respektvoll „Merkels Schlauster“ genannte Röttgen hat sich erstaunlich viele interne Gegner gemacht.

So wollte sich der Spitzenkandidat von Anfang an nicht auf Berlin oder Düsseldorf festlegen. Röttgen sagte nicht, ob er auch als Oppositionsführer im NRW-Landtag bereitstehen würde. „Ein bisschen schwanger geht nicht“, stichelten viele verärgerte CDU-Politiker. Nach ZDF-Umfragen nahmen Röttgen das sogar 57 Prozent der am Sonntag befragten CDU-Wähler übel, überdurchschnittlich viele ältere Unionswähler gingen demnach erst gar nicht zur Wahl.

Von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen

„Der Wahlkampf ist nicht so gelaufen, wie es ideal hätte sein können“, urteilte Merkels Vertrauter Peter Altmaier. Tatsächlich steht Röttgens Wahlschlappe am Ende einer ganzen Reihe von Pannen, die dem CDU-Spitzenkandidaten im Wahlkampf unterliefen. So verkündete er erst Anfang vergangener Woche, die Landtagswahl sei eine Abstimmung auch über Merkels Europapolitik. Bei der Parteispitze in Berlin löste Röttgen mit dieser Strategie heftiges Kopfschütteln aus, und Merkel ließ klarstellen, dass es sich um eine Regionalwahl handle.

Die ostdeutschen CDU-Ministerpräsidenten versetzten Röttgen dann am Freitag den nächsten Hieb, als sie die von ihm ausgehandelte Kürzung der Solarförderung scheitern ließ. Zudem reihte sich im Wahlkampf Fettnäpfchen an Fettnäpfchen. Als Höhepunkt galt Röttgens Talkshow-Bemerkung, dass „leider“ nicht die CDU, sondern die Bevölkerung die nächste Landesregierung wähle.

Fokus auf Bundespolitik

Der Jurist aus Bonn gehört der CDU seit 1982 an, sitzt für die Christdemokraten seit 1994 im Bundestag und war rechtspolitischer Sprecher und Parlamentarischer Geschäftsführer. Seit 2009 ist er Umweltminister. Nachdem 2010 Jürgen Rüttgers als CDU-Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen abgewählt worden war, griff Röttgen gezielt nach der Macht im größten CDU-Landesverband und errang in einer Mitgliederbefragung dessen Vorsitz.

Im November 2010 wurde Röttgen zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bundes-CDU gewählt. Landespolitische Ambitionen wurden Röttgen damals nicht nachgesagt - denn schon in seiner Zeit als Vorsitzender der Jungen Union in NRW in den 90er Jahren war Röttgen in die Bundespolitik gewechselt.

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