Vorerst kein Wechsel in die Bundespolitik
Hannelore Kraft ist der neue Stern am Himmel der SPD. Sie hat das Experiment Minderheitsregierung genutzt und die Sozialdemokraten im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen auf Platz eins geführt. Einen Wechsel in die Bundespolitik, wo sie 2013 als Kanzlerkandidatin gegen Angela Merkel antreten könnte, schloss sie jedoch vorerst aus.
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„NRW im Herzen“ hatte die SPD auf ihre Wahlplakate mit Kraft gedruckt. Mit ihrem Triumph bei der Landtagswahl am Sonntag ist die 50-Jährige endgültig zur Herzdame der Sozialdemokraten geworden - nicht nur in NRW. In der Traditionspartei SPD hat sie eine atemberaubend schnelle Karriere hingelegt. 2005 wurde sie erst Fraktionschefin, 2007 dann auch SPD-Vorsitzende in NRW.
Zwei Jahre Minderheitsregierung
Kraft hatte sich im Sommer 2010 nach ergebnislosen Sondierungen mit CDU, FDP und Linkspartei nur zögernd auf die Minderheitsregierung mit den Grünen eingelassen, doch die Chancen ergriff sie dann entschlossen. In den folgenden zwei Jahren erarbeitete sie sich das Auftreten einer Landesmutter, während sich ihr CDU-Herausforderer Norbert Röttgen in selbst gespannten Fallstricken verhedderte.
„Wir haben die Menschen in den Mittelpunkt gestellt“, konstatierte die Ministerpräsidentin, die im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland einen Wahlkampf „zum Anfassen“ gemacht hatte und sich gerne volksnah präsentierte. Die 50-jährige Straßenbahnertochter aus dem Ruhrgebiet pflegte dieses Image sorgsam. Große Anerkennung fand ihre einfühlsame Rede bei der Trauerfeier für die Opfer der Loveparade-Katastrophe.
Blitzkarriere in der SPD
In der SPD legte Kraft seit ihrem Beitritt 1994 eine Blitzkarriere hin. Schon nach der NRW-Wahl 2000 schaffte die Ex-Unternehmensberaterin als Ministerin den Sprung ins damalige rot-grüne Landeskabinett unter Wolfgang Clement und später Peer Steinbrück (beide SPD): Knapp eineinhalb Jahre lang war Kraft zunächst Europaministerin, von November 2002 bis Juli 2005 dann Ministerin für Wissenschaft und Forschung in Düsseldorf.
Nach dem SPD-Wahldesaster 2005, als Jürgen Rüttgers (CDU) Steinbrück als Ministerpräsident ablöste, übernahm Kraft den Vorsitz der Düsseldorfer SPD-Landtagsfraktion. 2007 wurde sie Chefin des mitgliederstärksten SPD-Landesverbandes NRW. Beim SPD-Bundesparteitag im Dezember wurde sie mit 97,2 Prozent der Delegiertenstimmen als Vizeparteichefin wiedergewählt und erzielte damit das beste Ergebnis aller Stellvertreter von SPD-Chef Sigmar Gabriel.
Schon damals keimten Spekulationen auf, Kraft könnte nunmehr auch SPD-Kanzlerkandidatin werden. „Natürlich ist das so, dass ein so überzeugendes Ergebnis, na klar, dazu führt, dass sie eine denkbare Kanzlerkandidatin wäre“, sagte Gabriel am Wahlabend. Davon wollte Kraft jedoch nichts wissen: „Ich habe meine Aufgabe hier, das ist wichtig für ganz Deutschland.“
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