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Karriere im Schatten Hollandes

Nach dem Sieg der Sozialisten in Frankreich ist das Gedränge um die vielen vakanten Ministerposten groß: Sozialistische Parteiveteranen, Powerfrauen und Newcomer wollen im Sog des neuen Präsidenten Francois Hollande an die Macht kommen. Die Wahl des Premierministers soll am Dienstag erfolgen, spätestens tags darauf soll das Ministerkabinett Hollandes stehen.

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Die Regierung ist dann allerdings nur vorläufig im Amt. Welche Partei die Regierung stellt, wird sich nach der Parlamentswahl im Juni erweisen. Laut Umfragen werden die Sozialisten Hollandes die Wahl mit Abstand gewinnen.

Jean-Marc Ayrault (62): Der langjährige Fraktionschef der Sozialisten in der Nationalversammlung gilt als Favorit für das Amt des Premierministers. Er zählt zu den engen Vertrauten Hollandes. Als Deutschlehrer hat der Bürgermeister von Nantes die Beziehungen zwischen Paris und Berlin nachhaltig beeinflusst. Der Chef der Finanzmarktaufsicht AMF, Jean-Pierre Joyet, kündigte am Dienstag im Radiosender RTL an, dass Ayrault als Premier fix ist. Joyet, ein enger Freund von Hollande, wagte sich mit seiner Ankündigung allerdings möglicherweise zu weit vor.

Martine Aubry (61): Die Tochter des EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors war bereits Arbeits- und Sozialministerin. Sie ist seit 2001 Bürgermeisterin der nördlichen Industriemetropole Lille als Nachfolgerin von Ex-Premier Pierre Mauroy und seit 2008 Parteichefin der Sozialistischen Partei (PS). Sie wird wie Ayrault als Nachfolgerin des derzeitigen Premierministers Francois Fillon gehandelt - allerdings werden ihr geringere Chancen als Ayrault eingeräumt. Das Verhältnis zwischen Hollande und Aubry ist jedoch seit den parteiinternen Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur der Sozialisten gespannt. Aubry hatte sie überraschend verloren.

Pierre Moscovici (54): Der ehemalige Europaminister leitete den Vorwahlkampf für Hollande. Der Fachmann für Wirtschaftsfragen könnte ein Anwärter für den Posten des Premierministers, des Wirtschafts- oder des Außenministers sein.

Laurent Fabius (65): Der ehemalige Premierminister (1984 bis 1986) und frühere Parlamentspräsident und Parteichef zählt nicht zu den Freunden Hollandes. Seine Erfahrung als Premierminister und als Minister für Wirtschaft, Finanzen und industrielle Entwicklung macht ihn jedoch zu einem Schwergewicht der Partei. Er vertrat Hollande während des Wahlkampfs im Ausland und wird als möglicher Außenminister gehandelt.

Arnaud Montebourg (49): Der Abgeordnete kämpfte wie Aubry erfolglos um die Präsidentschaftskandidatur der Sozialisten. Er ist am linken Flügel der Partei anzusiedeln. Er gilt als möglicher Justizminister.

Michel Sapin (60): Das Mitglied mehrerer früherer Regierungen ist seit 30 Jahren mit Hollande befreundet. Als Ex-Wirtschaftsminister wird er als Kandidat für dieses Ressort gehandelt.

Delphine Batho (39) und Najat Vallaud-Belkacem (34) gehören zu den möglichen Vertreterinnen der jüngeren Generation. Die beiden Sozialistinnen gehörten zum Sprecherstab Hollandes im Wahlkampf.

Segolene Royale (59): Die Präsidentin der Atlantikregion Poitou-Charentes und frühere Richterin am Verwaltungsgerichtshof war Kandidatin der PS für die Präsidentenwahl 2007 und wollte in diesem Jahr erneut antreten. Sie scheiterte allerdings schon in der Vorwahl. Die ehemalige Lebensgefährtin Hollandes und Mutter seiner Kinder hofft auf den Vorsitz der PS-Fraktion in der Nationalversammlung.