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„Höre mit der Politik auf“

Montagvormittag ist der Sieg des Sozialisten Francois Hollande bei der französischen Präsidentschaftswahl von der Wahlkommission bestätigt worden. Neben dem Wahlsieger richten sich die Blicke auch auf das Schicksal von Nicolas Sarkozy, spiegelt sich in dem Wahlergebnis ja auch die Unbeliebtheit des noch regierenden Staatschefs bei der Mehrheit der Franzosen wider.

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Gegenüber seinen Mitstreitern soll Sarkozy in der Nacht der Niederlage recht deutlich, aber auch knapp gewesen sein. „Ich höre mit der Politik auf“, so die Botschaft des Wahlverlierers im engen Kreis, wie sie etwa „Le Monde“ berichtet. In der Öffentlichkeit äußerte sich Sazkory dann etwas schwammiger und auch pathetischer, zeigte allerdings zugleich mit dem Satz, er werde „jetzt wieder ein Franzose unter Franzosen sein“, auch auf, warum sich viele, die für ihn 2007 gestimmt hatten, 2012 abgewandt haben.

„Eine neue Epoche ist angebrochen“

„Eine neue Epoche ist angebrochen“, sagte Sarkozy in der Nacht nach der Wahl zu seinen Mitstreitern: „Und in dieser Epoche werde ich einer unter euch sein, der unsere Werte verteidigt.“ Aber, so Sarkozy, sein Platz könne nicht mehr der gleiche sein. In diesem Moment erinnerte Sarkozy an 30 Jahre Politik, die er betrieben hatte, und fügte hinzu, sein Engagement werde nun ein anderes sein.

Frankreichs Ex-Präsident nicolas Sarkozy verlässt im Fahnenmeer das Rednerpult

APA/EPA/Christophe Karaba

Wahlverlierer Sarkozy geht nach einem emotionalen Abschied vor seinen Anhängern ab. Ist es ein völliger Rückzug von der politischen Bühne?

„Sie werden mich nicht wiedersehen“, vertraute Sarkozy dann auch Journalisten an und machte damit klar, dass er nicht die Wahlveranstaltungen seiner Partei UMP unterstützen würde. Immerhin handelt es sich um jene Nachfolgepartei der neo-gaullistischen RPR, die nach ihrer Gründung 2002 zur Sammlung der Stimmen für den Präsidenten, einst Jacques Chirac in der Stichwahl gegen Jean-Marie Le Pen, aufgestellt wurde.

Die Namensgeschichte macht das deutlich: Hieß die Partei zunächst Union pour la Majorite Presidentielle (Union für eine Mehrheit des Präsidenten), wurde sie später in Union Pour un Mouvement Populaire umbenannt. So wird der letzte Präsident aus den Reihen der UMP keine weitere öffentliche Rolle für die Partei spielen.

Kein Engagement mehr für die UMP

Sarkozys wirtschaftlicher Berater Henri Guaino ließ auch durchblicken, dass sich Sarkozy nicht mehr für die Partei in öffentlichen Veranstaltungen engagieren wolle. Eine Stimme, die dabei offenbar auch ein wichtiges Wort mitzureden hatte: Carla Bruni, seine Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Kindes. Ein Vertrauter des Präsidenten sagte: „Das Leben ist lang - man wird ihn wieder im Jahr 2017 treffen.“ Da stehe die nächste Präsidentschaftswahl in Frankreich an.

Wahlergebnis offiziell bestätigt

Am Montag stand jedenfalls der Wahlsieg Hollandes offiziell fest. Hollande erreichte laut dem vorläufigen offiziellen Endergebnis 51,62 Prozent der Stimmen. Sarkozy erreichte 48,38 Prozent, wie das Innenministerium am Montagvormittag in Paris mitteilte. Die Wahlbeteiligung unter den rund 46 Millionen Stimmberechtigten lag bei 80,34 Prozent und damit etwas unter der vor fünf Jahren. Damals hatten 83,97 Prozent einen Stimmzettel abgegeben.

Auffällig bei der Wahl war der mit 5,8 Prozent relativ hohe Anteil der ungültigen Stimmzettel. Er wurde auf Protestwähler zurückgeführt. In der ersten Wahlrunde mit zehn Kandidaten hatte am 22. April die Rechtspopulistin Marine Le Pen knapp 18 Prozent der Stimmen geholt. Sie hatte nach ihrem Ausscheiden keine Wahlempfehlung gegeben, sondern nur gesagt, dass sie selbst einen leeren Stimmzettel abgeben werde.

Angelobung am 15. Mai

In absoluten Zahlen bekam Francois Hollande in der Stichwahl rund 18 Millionen Stimmen, Nicolas Sarkozy 16,87 Millionen. 2,15 Millionen Stimmzettel waren ungültig. Angelobt soll Hollande am 15. Mai werden.

Zu große Nähe zu Deutschland?

Dass sich Frankreich von Sarkozy verabschiedet hat, sahen Kommentatoren von außen auch im Verhalten des konservativen Amtsinhabers in der Euro-Krise begründet. Die liberale dänische Zeitung „Politiken“ sah einen Grund, warum sich die Franzosen gegen Sarkozy entschieden, in seiner Nähe zur deutschen Kanzlerin Angela Merkel: Sarkozy habe sich in Werte und Prioritäten „pressen lassen“, die vor allem die Werte und Prioritäten Merkels waren.

Die italienische „La Stampa“ attestierte in diesem Befund, dass sich Sarkozy mehr aus „einer Verteidigungstaktik denn aus Überzeugung“ der deutschen Linie angeschlossen hatte. Hollande, so ein Tenor der Kommentatoren, habe nicht zuletzt einen selbstständigen französischen Weg in der Auseinandersetzung um die Euro-Rettung erkennen lassen.

Hollande „grüßt“ Sarkozy

Hollande zeigte in der Wahlnacht bei der Feier auf dem Place de la Bastille Respekt für den scheidenden Präsidenten: Mit einem „republikanischen Gruß“ wandte er sich - unter Buhrufen seiner Anhänger - an Sarkozy: Sarkozy „verdient all unseren Respekt“. Hollande rief zur Einigkeit des Landes auf und meinte mit Blick auf die Wähler des geschlagenen Sarkozy, er werde „Präsident aller“ sein.

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