Themenüberblick

Kampf gegen Smog und Lärm

In Kuala Lumpur verbringt man Mittagspausen im Einkaufszentrum und freie Tage so oft wie möglich außerhalb der Stadt: Die 1,4-Mio.-Einwohner-Stadt mitten im Dschungel der malaysischen Halbinsel bietet zwar - von Luxusmalls bis Riesenparks - alles, was man sich von einer Großstadt wünschen kann, doch Verkehrsproblematik und Luftverschmutzung setzen der Bevölkerung zu.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Hauptstadt Malaysias ist diesbezüglich keine Ausnahmeerscheinung in Asien, wo die Großstädte um bis zu 100.000 Bewohner pro Tag wachsen. Doch nach jahrzehntelangem Wildwuchs zeichnet sich auch beim Bauboom der Megacitys langsam ein Umdenken ab. Um Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen, geht auch in Asien der Trend zum ökologischen Bauen.

Wildwuchs an Zertifizierungen

Wie auch in anderen Bereichen ist die Definition von „grün“ und „Nachhaltigkeit“ auch in der Baubranche oft sehr schwammig und nur unzureichend von einheitlicher Zertifizierung erfasst. Seit 1998 definiert das vom U. S. Green Building Council festgelegte System Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) eine Reihe von Standards für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen, die mittlerweile in vielen anderen Ländern - vor allem in Asien - Anwendung finden.

Wolkenkratzer-Projekt Angkasa Raya in Kuala Lumpur, Malaysia

Angkasa Raya by Ole Scheeren

Angkasa Raya, Kuala Lumpur

Gebäude, die die höchstmögliche Bewertung - LEED Platin - erhalten, verbrauchen um 30 Prozent weniger Energie als ein durchschnittliches Vergleichsobjekt. Mehr als 10.000 Geschäftsimmobilien weltweit tragen mittlerweile ein LEED-Zertifikat, und mehr und mehr Architekten planen die Gebäude bereits von Beginn an den Kriterien entsprechend.

„Mehr Offenheit für neue Ideen in Asien“

So entsteht in den nächsten Jahren etwa direkt neben den ikonischen Petronas Towers, dem Wahrzeichen Kuala Lumpurs, ein Wolkenkratzer mit „grünen“ Hintergedanken. Das vom Architekturbüro des Deutschen Ole Scheeren geplante Projekt Angkasa Raya, ein 268 Meter hoher Wolkenkratzer, soll dem auch in Asien zunehmenden Bedürfnis nach umweltgerechtem Bauen nachzukommen.

Kleine Schirme an der Fassade sollen dazu beitragen, die Energiekosten um bis zu 40 Prozent zu senken. Der 40-Jährige Architekt, der seit vielen Jahren in China und anderen asiatischen Ländern arbeitet, sieht dort noch mehr Offenheit für neue Ideen, auch in der Architektur. „Natürlich sind die Gesellschaften in Asien in einem Prozess der permanenten Veränderungen. Da ist man im Vergleich zu Europa vielleicht auch offener gegenüber neuen Dingen.“

Dachgärten in der Wolke

Optisch nicht ganz unähnlich präsentiert sich ein Projekt des niederländischen Architekturbüros MVRDV, das in Seoul gebaut werden soll. Zwei Wolkenkratzer - einer 260 Meter, einer 300 Meter hoch - sind für den schnell wachsenden Finanzdistrikt der südkoreanischen Stadt geplant. Verbunden werden die beiden Hochhäuser, in denen sich primär Luxusappartements befinden werden, mittels einer zehngeschoßigen „Wolke“.

Wolkenkratzer-Projekt in Seoul des niederländischen Architekturbüros MVRDV

MVRDV

The Cloud, Seoul

Während sich innerhalb dieser zehn Stockwerke ein Konferenzzentrum, Wellnesseinrichtungen, Restaurants und Cafes befinden sollen, dient das verschachtelte Dach der Wolke als Grünfläche, mit öffentlich zugänglichen Bereichen und privaten Gärten, mehreren Pools und Höfen. In Architektenkreisen, Blogs und Onlinemedien wurde der Entwurf teils heftig kritisiert - zu stark würde das Gebäude an die brennenden Türme des World Trade Centers in New York erinnern. MVRDV distanziert sich von dieser Sichtweise und beteuert auf der Firmenwebsite, dass die horizontale Verbindung ausschließlich als Wolke und ohne jeden 9/11-Bezug intendiert war.

Hochhausgrünflächen auch in Peking

Eine weitere asiatische Großstadtoase hat das in Peking ansässige Architekturbüro MAD für die chinesische Stadt Chongqing entworfen. Urban Forest nennt sich der Wolkenkratzer, dessen Stockwerke versetzt angeordnet sind, um auf jeder Ebene Platz für eine Grünfläche zu schaffen. Das Projekt ist, nach den „Absolute Towers“ in Toronto und dem „Sinosteel International Plaza“ in Tianjin, China, der dritte Wolkenkratzerentwurf des jungen Büros.

MAD führt dabei ein neues architektonisches Konzept für die chinesische Stadtentwicklung ein. Plan sei es, die Stadt völlig neu zu definieren und eine lebenswerte, staufreie Region mit städtischem Grün zu schaffen, heißt es in der Projektbeschreibung. Das Hochhaus Urban Forest ist ein mehrdimensionales, nachhaltiges Gebäude, in dem Natur und eine hohe Dichte in einem städtischen Umfeld problemlos aufeinandertreffen sollen. „Der Entwurf soll eine Verbindung mit der Natur herstellen, die in modernen Städten bereits verloren geglaubt wurde.“

Wolkenkratzer Taipei 101

Corbis/Imagemore Co., Ltd.

Der 508 Meter hohe Taipei 101 Tower ist das höchste „grüne Gebäude“ der Welt

Das höchste „grüne Gebäude“ der Welt

Als der ehemals höchste Turm der Welt, das Bürogebäude Taipei 101, geplant und zwischen 1999 und 2004 gebaut wurde, war eine energieeffiziente Planung viel weniger üblich als heutzutage. Erst vier Jahre nach der Fertigstellung 2008 investierte die Betreibergesellschaft Taipei Financial Center Corp. rund zwei Millionen Dollar, um das Gebäude den Kriterien der höchsten LEED-Kategorie entsprechend zu adaptieren.

Sophia Felbermair, ORF.at

Links: