Billigflickwerk mit Bestand
Als die erste B-52 im April vor 60 Jahren zu ihrem Jungfernflug aufbrach, glaubte wohl niemand, dass der Typ des Langstreckenbombers auch noch im 21. Jahrhundert im Einsatz sein würde, geschweige denn mit jahrzehntealten Maschinen. Doch genau das ist bis auf Weiteres der Fall und soll noch bis ins Jahr 2040 so bleiben. Die US Air Force ist auf den fliegenden Oldtimer angewiesen.
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Es gibt bis heute keinen einzigen anderen Bomber in der Flotte der US Air Force, der als Träger von strategischen Marschflugkörpern dienen könnte. 2006 ordnete der US-Kongress deshalb eigens gesetzlich an, dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt mindestens 44 Flugzeuge des Typs B-52 einsatzbereit sein müssen. Alle diese Maschinen, die damit ein wesentliches Standbein der US-Verteidigungsdoktrin darstellen, wurden zwischen März 1961 und Oktober 1962 gebaut, sind also rund 50 Jahre alt.
Noch Jahrzehnte im Einsatz
Die Anordnung des US-Kongresses gilt, bis strategischer Ersatz für die B-52 bereitsteht. Das könnte mit dem Bomberprojekt LRS-B frühestens 2018 so weit sein, realistischerweise jedoch rund zehn Jahre später - und auch das nur, wenn die USA große Summen in die Entwicklung stecken. Danach sieht es derzeit nicht aus. Nicht umsonst erklärte die Air Force laut der Internetplattform CNET zuletzt in einem Ausblick auf die kommenden 30 Jahre, dass nichts gegen eine Verwendung der B-52 bis zum Jahr 2040 und darüber hinaus spreche.

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B-52 bei der Landung
Gegenüber neuen Rüstungstechnologien hat die B-52 vor allem einen entscheidenden Vorteil, der sie schon von Anfang an attraktiv machte: Sie ist billig. Sie kostete nur ein Drittel des Konkurrenzmodells B1 aus den 80er Jahren und nur ein Vierzigstel des „Tarnkappenbombers“ B2, wie Verteidigungsexperte David Axe in einem Artikel für das Magazin „Wired“ vorrechnete. Die B-52 war auch von Anfang kein Renommierprojekt des Herstellers Boeing, sondern ein immer wieder nachgebessertes fliegendes Flickwerk.
Ratlose Militärs und genervte Konstrukteure
Die Ratlosigkeit der US-Militärs zu Beginn des Kalten Krieges spiegelte sich in deren Anschaffungspolitik wider. Sollte man an Propellermaschinen festhalten oder doch auf die damals noch relativ junge Jet-Technik setzen? Sollte die Luftflotte vor allem ein schnelles Zuschlagen ermöglichen? Oder brauchte es doch schwergewichtige strategische Langstreckenbomber? Sollte man auf Offensive oder Defensive setzen? Brauchte es mehr Aufklärungsflugzeuge oder mehr Bomber? Die Antwort war die B-52: von allem ein bisschen was.
Das Projekt für einen neuen schweren Bomber lief 1946 an. Die Anforderungen des Militärs änderten sich ständig. Vorgaben bezüglich der erwünschten Leistung und nötigen Reichweite wechselten pausenlos. Die Konstrukteure lieferten Entwurf um Entwurf, das Militär lehnte regelmäßig ab. Mehrmals war das Projekt der „Stratofortress“ - also einer „fliegenden Festung“ wie der B-17 des Zweiten Weltkriegs, die aber nunmehr bis in die Stratosphäre vordringen konnte und damit „unverwundbar“ war - von der Einstellung bedroht.

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B-52 mit „Fracht“
Entwurf in Hotelzimmer zusammengekritzelt
Angeblich kritzelten die Boeing-Ingenieure schließlich 1949, nach einem weiteren erfolglosen Präsentationstermin, in einem Hotelzimmer in Arizona eine Entwurfsmischung aus allen bisherigen Ideen zusammen - und achteten dabei darauf, dass sie möglichst alles offenließen: Die Triebwerke etwa waren dabei von den Tragflächen abgehängt, damit sie jederzeit durch andere Modelle ausgetauscht werden könnten. Innen war das Flugzeug vor allem groß und leer. Die Militärs waren begeistert.
Die B-52 konnte für Waffen jedweder Art eingesetzt werden, die Möglichkeit zur Betankung in der Luft erledigte die ewigen Diskussionen über die Reichweite, und offiziell ging sie sogar als Aufklärungsflugzeug durch: Im Bombenschacht konnte eine „Beobachterbox“ installiert werden. De facto wurde diese Möglichkeit nie genutzt, befriedete aber damals militärinterne Konflikte über die strategische Ausrichtung der Luftflotte im Kalten Krieg. Die Einfachheit ist das Kapital der B-52 auch im Hinblick auf die Wartung.
Kapazität für noch mehr Waffen erwünscht
Äußerlich hat sich an den B-52 während der letzten 50 Jahre kaum etwas geändert. Die Veränderungen in der Militärstrategie spiegeln sich damit lediglich im Innenleben der Maschinen wider: Seit 1989 hat sie etwa GPS an Bord, die Heckgeschütze wurden in den 90ern entfernt: Luftgefechte waren Vergangenheit geworden. In den letzten Jahren kamen immer mehr Hightech-Module dazu. Heute wünscht sich die Air Force, dass „die B-52-Flotte mit neuen visuellen Anzeigen und vermehrter Waffenlagerungskapazität modernisiert“ wird.
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