Die Entstehung des Zirkus’
Das Wort Zirkus (lat. Circus, griech. Kirkos, der Kreis) bezeichnet laut Lexikon „ein Gebäude (zumeist ein Zelt), in dem Darbietungen von Akrobaten, Clowns, Dressuren u. a. gezeigt werden - sowie das Programm als Ganzes“.
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Trotz des antiken Wortstammes und der langen Tradition einzelner Nummern lässt sich der moderne Zirkus aufgrund des fehlenden Wettbewerbcharakters nicht auf die antiken „circenses“ zurückführen. Einen wesentlichen Einfluss auf seine Entwicklung hatten jedoch die Schausteller mit ihren Vorführungen auf Jahrmärkten.
Als das erste Zirkusgebäude der Welt gilt heute die 1772 von Philipp Astley in London gegründete „ridingschool“, in der hauptsächlich Akrobatik auf Pferden vorgeführt wurde. Sein Programm unterschied sich von anderen, ebenfalls zur gleichen Zeit entstehenden, ähnlichen Reitbahnen dadurch, dass er neben der Reitkunst bereits Clowns, Athleten, Abnormitäten und Pantomimen auftreten ließ - wenn auch nur als Pausenfüller.
Expansion nach Paris
Der Erfolg, den er mit dieser Innovation in London hatte, ließ ihn mit seinem Konzept nach Paris expandieren, wo es als „Englisches Amphitheater“ bezeichnet wurde.
Als das dortige Haus 1807 von dem Artisten Franconi übernommen wurde, wurde der Name in „Cirque olympique“ geändert – Auslöser dafür war ein Dekret Napoleons, der die Pariser Theaterlandschaft streng reglementierte und die Verwendung des Begriffs für die Aufführung von Raritäten und Kuriositäten verbot.
Vorbild für ähnliche Häuser in Europa
Der Erfolg dieses französischen Zirkus führte dazu, dass sich diese Bezeichnung schnell für diese Gattung durchsetzte und als Vorbild für ähnliche Häuser in Europa diente. Der erste österreichische Zirkus war der am 6. Juli 1808 von Christoph de Bach gegründete „Circus Gymnasticus“ im Wiener Prater. Das Programm De Bachs lehnte sich stark an das des „Cirque olympique“ in Paris an, der Schwerpunkt lag bei Reitvorführungen, als Zusatzprogramm fungierten artistische Einlagen und dressierte Tiere.
Während des Wiener Kongresses hatte der „Circus Gymnasticus“ seine Glanzzeit, der Anteil der Adeligen und des Militärs unter den Zuschauern war in dieser Zeit hoch, nicht zuletzt durch die in dieser Zeit abgehaltenen Turnierspiele. Nach dem Tod De Bachs 1834 existierte der Zirkus noch 18 Jahre unter der Leitung von seiner Frau Laura, die aber nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte, 1852 wurde das Gebäude abgerissen.
Raubtierdressur, Akrobaten und Clownerie
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verloren die Pferdedarbietungen endgültig an Bedeutung für den Zirkus, während sich andere Genres – wie die Raubtierdressur, Akrobaten und die Clownerie - im Programm etablierten. Ausschlaggebende Impulse für diese Veränderung kamen durch den deutschen Zirkusdirektor Ernst Jakob Renz, der in seinem 1842 in Berlin gegründeten Zirkus Renz neue artistische Genres (wie Fahrradartistik, Reckakrobatik, Balance-Jonglerie) schuf.
Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich vier Disziplinen zu den Hauptsäulen des Zirkusprogramms: Pferde, Akrobaten, Clowns und Dompteure. Gleichzeitig fand eine Wandlung vom zusammenhängenden Ensembleprogramm hin zu alleinstehenden Nummern statt, durch die Konkurrenz der Varietes etablierte sich ein immer rascherer Wechsel des Programms.
Die Entwicklung des Zirkus in Europa wurde durch die beiden Weltkriege gebremst. Und auch wenn er es in der Neuzeit nicht mehr geschafft hat an seine Glanzzeiten anzuknüpfen und sich gegen die gewaltige Konkurrenz an Unterhaltungsmöglichkeiten durchzusetzen, vergleicht man die Zirkusprogramme, ist seit den 70er Jahren eine eindeutige Tendenz im Zirkus erkennbar: die Poesie wieder in die Manege zu bringen – wie im deutschen Circus Roncalli oder dem kanadische „Cirque du soleil“.
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