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Stichwahl für 20. Mai erwartet

Elf Kandidaten fordern den amtierenden serbischen Präsidenten Boris Tadic bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag heraus. Mit dem Vorsitzenden der Serbischen Fortschrittspartei (SNS), Tomislav Nikolic, liefert er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Allerdings stellen weitere zehn Parteien einen Kandidaten.

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Innenminister Ivica Dacic geht für die Sozialistische Partei (SPS) ins Rennen. Auch der frühere Präsident von Jugoslawien (Serbien und Montenegro) und Chef der nationalkonservativen Demkoratischen Partei Serbiens (DSS), Vojislav Kostunica, will Präsident werden. Die Ehefrau des vor dem Haager Tribunal angeklagten Vojislav Seselj, Jadranka, tritt an. Sie war bisher politisch nicht aktiv. Der Chef der Liberaldemokraten, Cedomir Jovanovic, stellt sich genauso wie Zoran Stankovic (URS), Istvan Pastor (Bund des Vojvodina-Ungarn) und Vladan Glisic (Dveri) der Wahl.

Zoran Dragisic (Bewegung der Arbeiter und Landwirte), Danica Grujicic (Sozialdemokratische Allianz) als zweite Frau unter den Kandidaten und Muamer Zukorlic (Mufti der islamischen Gemeinschaft) treten ebenfalls an. Abseits der beiden Wahlfavoriten dürfte aber nun Dacic die Zehnprozentmarke überschreiten.

Dritte Amtszeit für Tadic möglich

Zwischen den beiden Hauptkontrahenten Tadic und Nikolic wird für den 20. Mai eine Stichwahl erwartet. Schon Anfang 2008 war Nikolic gegen Tadic angetreten und erreichte mit fast 40 Prozent die Mehrheit. In der Stichwahl konnte Tadic Nikolic dann aber um rund zwei Prozent schlagen.

Archivaufnahme von Tadic und Nikolic

AP/Darko Vojinovic

Die Favoriten der Präsidentenwahl: Nikolic (li.) und Tadic

Tadic gehört schon seit den frühen 90er Jahren der Demokratischen Parte (DS) an. 2000, nach dem Sturz des Regimes von Slobodan Milosevic, bekam er den ersten Ministerposten, er war zuständig für Telekommunikation. Nach der Ermordung des Premiers und Parteichefs Zoran Djindjic übernahm er im März 2003 die Führung der DS. 2004 und 2008 wurde er zum Präsidenten gewählt. 2007 gab ihm eine neue Verfassung das Recht auf eine dritte Amtszeit.

Er versuchte als Staatsoberhaupt, den Spagat „Sowohl die EU als auch das Kosovo“ zu meistern. Auch wenn die Ergebnisse bisher bescheiden sind, leitete er doch den Dialog mit Pristina über offene Fragen in die Wege. Als erster serbischer Präsident entschuldigte sich Tadic 2004 in Sarajevo für die von Serben während des Bosnien-Kriegs begangenen Menschenrechtsverletzungen. Entschuldigende Worte fand er auch für die Kriegsverbrechen im ostbosnischen Srebrenica und in der ostkroatischen Stadt Vukovar.

Vom Ultranationalisten zum EU-Befürworter

Auch Tadics Herausforderer Nikolic blickt auf eine lange politische Laufbahn zurück. Noch bis Herbst 2008 gehörte er der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS) unter Führung des vor dem Haager Tribunal wegen Kriegsverbrechen angeklagten Seselj an. Als Seselj in Den Haag saß, übernahm Nikolic als enger Mitarbeiter die Parteiführung. 2008, nach der letzten Parlamentswahl, trennte sich Nikolic von der SRS und gründete die SNS.

Der frühere Ultranationalist wandelte sich mittlerweile zu einem EU-Befürworter, der aber auch zu Russland und den USA gute Beziehungen pflegen möchte. Klare Antworten etwa auf die Kosovo-Frage vermied er aber stets. Er werde Vereinbarungen mit Pristina, die „gegen die Interessen Serbiens verstoßen“, nicht anerkennen. Unklar blieb, was er damit konkret meinte. Nicht zuletzt deshalb gilt er unter Belgrader Beobachtern als „großer Unbekannter“. Für die Demokratische Partei ist er ohnehin aufgrund seiner politischen Anschauungen ein „unberechenbarer Politiker“.

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