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Leiharbeiter vor die Tür gesetzt

Die Arbeitslosigkeit in Österreich steigt: Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im April um 6,6 Prozent auf 251.823 Personen. Die Zahl der AMS-Schulungsteilnehmer stieg um 7,0 Prozent oder auf 69.994 Personen. Insgesamt waren damit 321.817 Menschen in Österreich beim AMS vorgemerkt, ein Plus von 6,7 Prozent im Jahresvergleich, teilte das Sozialministerium am Dienstag mit.

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Die Arbeitslosenquote nach österreichischer Berechnungsmethode lag im April 2012 bei 6,8 Prozent. Nach EU-Berechnung betrug sie gemäß den letzten verfügbaren Zahlen 4,0 Prozent. Österreich ist damit neuerlich das Land mit der geringsten Arbeitslosigkeit in der EU. Dahinter folgten die Niederlande (5,0 Prozent), Luxemburg (5,2 Prozent) und Deutschland (5,7 Prozent). Auch gibt es zugleich mit 3,43 Millionen unselbständig Erwerbstätigen einen neuen Beschäftigungsrekord. Das ist aber nur beschränkt Grund zur Freude.

Zahlen zur Entwicklunf der Arbeitslosigkeit

APA

Der sinkende Wert bei Langzeitarbeitslosen konnte nur durch AMS-Schulungen erreicht werden

Männer über 50 am meisten betroffen

Die Details der Statistik sind alarmierend. Zum Unterschied von früheren Entwicklungen, die etwa vor allem auf Kosten von Teilzeitkräften und Frauen gingen, belastet die Wirtschaftslage nun am meisten „klassische“ Arbeitsbilder: Die Arbeitslosigkeit bei Männern stieg im April um 7,5 Prozent. Überdurchschnittlich betroffen sind dabei Arbeitnehmer ohne österreichischen Pass und Männer über 50 Jahren. Auch alle anderen Gruppen von Arbeitnehmern weisen aber Steigerungsraten von etwa 4,5 Prozent auf.

Auch die branchenspezifische Arbeitslosigkeit spiegelt die Lage wider. In der Leiharbeitsbranche stieg sie um gleich 15,7 Prozent. In anderen Worten: Die Unternehmer entledigten sich ihrer zuletzt angeheuerten Leiharbeitskräfte wieder, und das in Anbetracht der Wirtschaftsprognosen wohl auf Dauer. Auch am Bau und im Tourismus gibt es überdurchschnittliche Steigerungen. Zumindest unterdurchschnittlich war der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Industrie und Handel.

Zahlen zur Entwicklunf der Arbeitslosigkeit

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Die Arbeitslosigkeit erreichte fast den Rekordwert von 2009

Spitzenwert beinahe wieder erreicht

Insgesamt liegt die Arbeitslosenrate damit fast schon so hoch wie auf dem Höhepunkt der Jobkrise. Nur 6.417 Menschen machen den Unterschied zum Höchstwert von 2009 aus. Dabei ist noch gar nicht eingerechnet, dass die aktuelle Zahl bei den Langzeitarbeitslosen nur durch die hohe Schulungs- und Vermittlungstätigkeit des AMS auf einen sinkenden Wert von 2,7 Prozent gedrückt wird. Auch die scheinbar positive Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt liegt vor allem am demografischen Grund, dass es weniger Lehrstellensuchende gibt.

Einen weiteren statistischen Spitzenwert - plus 15 Prozent bei Menschen mit Behinderung - begründete das Sozialministerium am Dienstag vor allem mit einer neuen Zählmethode. Definitiv gestiegen ist die Arbeitslosigkeit aber in allen Bundesländern. Den stärksten Zuwachs gab es im Burgenland (plus 11,8 Prozent), gefolgt von der Steiermark (plus 11,3 Prozent) und Tirol (plus 10,2 Prozent). Den geringsten Anstieg verzeichneten Vorarlberg (plus 1,9 Prozent), Kärnten (plus 2,9 Prozent) und Wien (plus 3,1 Prozent). Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg befinden sich im statistischen Mittelfeld.

Hundstorfer verweist auf europäische Entwicklung

„Der österreichische Arbeitsmarkt kann sich der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Europa leider nicht entziehen“, kommentierte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) die Zahlen. Schrumpfende Volkswirtschaften bei den meisten Handelspartnern würden den „Arbeitsmarkt im Exportland Österreich leiden“ lassen. Gestartet wurde am Dienstag von der Regierung eine Beschäftigungsoffensive für jene, die am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen sind: Zusätzlich werden noch heuer 20 Millionen Euro für die Beschäftigung von Langzeitbeschäftigungslosen bereitgestellt.

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