Die Kämpfe des „Barfuß“-Anwalts
Der 40-jährige Bürgerrechtler Chen Guangcheng kämpft bereits seit Jahren für bessere Menschenrechte in China. Trotz Gewaltanwendung und mehrjähriger Haft gab er nicht auf. Durch die Aufdeckung von Menschenrechtsverletzungen in seiner Heimatprovinz Shandong in Ostchina wurde er international bekannt.
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Chen erblindete in seiner Kindheit nach einer schweren Krankheit. Von seinem Vater wurden ihm die klassischen chinesischen Geschichten erzählt - von mutigen Helden, die gegen böse Beamte kämpfen, um machtlosen Menschen zu helfen. Es waren diese Geschichten, die Chen ermutigten, in seinen Feldzug für die Menschenrechte zu ziehen, wie sein Bruder Chen Guangfu der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Dieses Engagement brachte ihm auch den Titel des „Barfuß“-Anwalts ein, mit dem in China autodidaktische „Rechtsanwälte“ bezeichnet werden, die sich in Menschenrechtsfragen engagieren.
Kritik an Ein-Kind-Politik
Mit seiner dunklen Brille und dem Gesicht eines Leinwandstars wurde Chen schnell zum Helden in seiner Region. Sein unermüdliches Engagement brachte ihm auch internationale Bekanntheit - 2006 wählte das renommierte US-Magazin „Time“ ihn zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt, zudem ist er Träger mehrerer internationaler Preise.
Da er in seiner Jugend lediglich Jus an einer Blindenschule lernte und sich Gesetzestexte von seinen Brüdern vorlesen ließ, verfügt Chen zwar über keine anerkannte Zulassung als Anwalt, mit seinen selbst angeeigneten Kenntnissen wandte er sich aber gegen die Ungerechtigkeiten in seiner Region.
Vor allem mit seiner Kritik an der rigiden Ein-Kind-Politik Chinas zog er den Zorn Pekings auf sich, nachdem er zahlreiche erzwungene Spätabtreibungen und Zwangssterilisierungen von Frauen in Shandong aufgedeckt hatte.
Immer wieder Misshandlungen
Im August 2006 wurde Chen deshalb zu vier Jahren Haft verurteilt, auch wenn sich der Urteilsspruch offiziell gegen die „mutwillige Zerstörung öffentlichen Eigentums“ und den Aufruf zu einer „Versammlung zur Behinderung des Verkehrs“ richtete, nachdem seine Unterstützer eine Protestveranstaltung für den blinden Aktivisten organisiert hatten. Vor Gericht wurde seinen Anwälten der Zutritt verwehrt, nachdem diese zuvor zusammengeschlagen wurden.
Auch Chen selbst und seine Familie wurden nach eigenen Angaben und denen von Menschenrechtsorganisationen immer wieder Opfer von Misshandlungen.
Von Außenwelt abgeschnitten
Seit seiner Freilassung im September 2010 standen Chen, seine Frau und ihr kleiner Sohn unter Hausarrest und waren damit von der Außenwelt abgeschnitten. Aktivisten und Journalisten wurde der Zutritt verwehrt - zuletzt dem Hollywood-Star Christian Bale, der sich im Dezember auf den Weg in Chens Dorf machte.
Bereits im vergangenen Jahr wurden Chen und seine Frau nach Angaben der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation ChinaAid schwer geschlagen, nachdem es ihnen gelungen war, ein Video über die Bedingungen ihres Hausarrests nach draußen zu schmuggeln. Bisher ließ sich der Menschenrechtsanwalt allerdings durch nichts stoppen. Nach der Freilassung aus der Haft 2010 hatte er erklärt, sein Engagement sei ungebrochen, er werde auch weiterhin für die Menschenrechte kämpfen.
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