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El Greco - Prophet der Expressionisten

Einer der größten Maler Spaniens stammte aus Griechenland. El Greco (Der Grieche) wurde um 1541 als Dominikos Theotokopoulos auf Kreta geboren, wo er in byzantinischer Ikonenmalerei geschult wurde.

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Um 1560 ging er nach Venedig, wurde dort ein Schüler Tizians und auch von Tintoretto beeinflusst. Später zog er nach Rom, wo er das Werk Michelangelos kennenlernte. 1576/77 reiste El Greco nach Madrid und gelangte dann nach Toledo, wo er bis zu seinem Tod 1614 blieb.

Angesichts zahlreicher Aufträge der Kirche und des Adels baute El Greco in Toledo einen Werkstattbetrieb auf: Er als Meister schuf die erste Version eines Bildes, Schüler und Mitarbeiter fertigten Kopien an. Sein Sohn Jorge Manuel arbeitete als Partner in der Werkstatt.

Gemälde "Maria Entschlafung" von El Greco

Public Domain

In seinen frühen Jahren konnte sich El Greco vor Aufträgen kaum retten

Auftragswerke für König Philipp

El Greco schuf auch Bilder im Auftrag König Philipps II. In Toledo änderte der Künstler allerdings seinen Stil und hielt sich bei Perspektive, Proportionen und Ausdruck nicht mehr an die Regeln der Spätrenaissance. Seine visionären und theatralischen Heiligen- und Bibelbilder entsprachen nicht den Vorstellungen des Königs. Ein als Probe für weitere Aufträge gedachtes Bild fiel bei Philipp II. durch. Dieser bezahlte El Greco zwar dennoch gut, gab ihm aber keine Folgeaufträge mehr.

Kultstatus in der Kunstgeschichte besitzt El Greco erst seit 100 Jahren. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war er unpopulär und wurde sogar verhöhnt als „pathologisches Problem“. Erst der Kunstkritiker Julius Meier-Graefe (1867 - 1935) war es, der El Greco in seinem berühmten Tagebuch „Spanische Reise“ (1910) neu entdeckte und ein „El-Greco-Fieber“ unter jungen Künstlern wie Franz Marc, August Macke, Max Beckmann und Oskar Kokoschka auslöste.

Manierist und Modernist

„Ich habe einen Menschen gefunden, einen großen, über alle Begriffe genialen Menschen“, schrieb Meier-Graefe. „Ein Mann aus der Gegend Rembrandts und so nah wie ein Zeitgenosse.“ Beim ersten Blick erschienen ihm El Grecos Werke allerdings noch wie „betrunkene Phantasien“. Dann aber wurde er von dem „neuen gewaltigen Erdteil“ neben Michelangelo, Rembrandt und Rubens überwältigt. Meier-Graefes Fazit: „Die unseren scheinen sich um den Modernismus zu bemühen, der El Greco selbstverständlich ist.“

El Greco wurde 300 Jahre nach seinem Tod zum Propheten der frühen Expressionisten beim Aufbruch in die Moderne. Der Altmeister der Spätrenaissance wurde im Almanach des „Blauen Reiters“ gewürdigt. Marc sagte: „Cezanne und El Greco sind Geistesverwandte über die trennenden Jahrhunderte hinweg.“ Werke El Grecos als einziger nicht zeitgenössischer Künstler wurden auf der legendären Kölner Sonderbund-Ausstellung 1912 gezeigt. Die Städtische Kunsthalle Düsseldorf präsentierte im gleichen Jahr elf Bilder El Grecos aus einer Budapester Sammlung.

In Frankreich gehörten Cezanne und Robert Delaunay zu den Verehrern El Grecos. Für Pablo Picasso wurde das Gemälde „Die Öffnung des fünften Siegels“ zur Inspiration für sein berühmtes Werk „Les demoiselles d’Avignon“.

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