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Akademisch gebildet und blutrünstig

Charles Taylor gilt als einer der brutalsten Warlords Afrikas. Von 1997 bis 2003 war der heute 65-Jährige der 22. Präsident von Liberia. Als Rebellenführer, Kriegsherr und späterer Staatschef sorgte Taylor nicht nur in seinem Heimatland für unsägliches Leid, er unterstützte auch die für ihre Grausamkeit bekannten Rebellen in Sierra Leone.

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Taylors Ziel war es, die Kontrolle über die Diamantenminen des benachbarten Sierra Leone zu erlangen und durch den Handel mit „Blutdiamanten“ seinen eigenen Krieg zu finanzieren. Dabei ging er mit unfassbarer Brutalität vor. Er selbst soll das Blut von Getöteten getrunken und seine Soldaten zu kannibalistischen Taten angestiftet haben. Sein Wahlslogan aus dem Jahr 1997 spricht für sich: „Er hat meine Mutter getötet, er hat meinen Vater getötet, aber ich stimme trotzdem für ihn.“

Taylor, 1948 in der Nähe der liberianischen Hauptstadt Monrovia geboren, studierte in den USA Wirtschaftswissenschaften. Ende der 1970er Jahre kehrte er in seine Heimat zurück und wurde dort vom damaligen Präsidenten Samuel K. Doe mit einem wichtigen Regierungsposten betraut. Wenig später bereitete er - vermutlich in Libyen und in der Elfenbeinküste - den Aufstand gegen seinen Chef Doe vor.

200.000 Tote in 14 Jahren Bürgerkrieg

Ende der 80er Jahre begann Taylor schließlich seinen Krieg gegen die eigenen Mitbürger. Das Ende der Regierung Doe und die Ernennung von Taylor zum Staatsoberhaupt im Jahr 1997 führte nicht etwa zu einer Zeit des Friedens in Liberia, sondern zu politischer Zersplitterung. Was folgte, war ein blutiger Bürgerkrieg, in dem verschiedene ethnische Gruppen versuchten, die Kontrolle über die Rohstoffe des Landes zu gewinnen. Als der Konflikt 2003 nach 14 Jahren zu Ende ging, waren mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen und über eine Million Liberianer auf der Flucht.

Taylor ging nach seinem Sturz 2003 ins Exil nach Nigeria. Bereits im Juni desselben Jahres stellten die Vereinten Nationen einen Haftbefehl gegen ihn aus. Bei dem Versuch, die Grenze nach Kamerun zu überqueren, wurde Taylor im März 2006 festgenommen und an das UNO-Sondertribunal zu Sierra Leone überstellt. Aus Sicherheitsgründen wurde entschieden, den Prozess nicht in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, sondern in Den Haag zu führen.

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