Baugruppenprojekte in der Seestadt
Gemeinschaft und Partizipation als Lebensprinzip: Auf dem Baufeld D13 in der Seestadt Aspern realisieren fünf unterschiedliche Baugemeinschaften ihre Ideen vom gemeinschaftlichen Bauen und Wohnen in insgesamt 170 Wohneinheiten.
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Trotz unterschiedlicher Konzepte, Rechtsformen und auch Weltanschauungen haben die fünf Vereine ein gemeinsames Ziel: Sie wollen ihre Vorstellungen von „Lebensqualität, Toleranz und Solidarität zusammen umsetzen“. Wer am liebsten gar nichts mit seinen Nachbarn zu tun hat, ist in allen fünf Baugruppen falsch. Denn schon bei der Planung wird viel Wert daraufgelegt, welche Gemeinschaftsräume und -flächen gebaut werden sollen und wie der öffentliche Freiraum zwischen den fünf Objekten genutzt werden soll.

Amann
Fünf unterschiedliche Baugruppen realisieren ihre Projekte auf einem Baufeld, die Flächen dazwischen werden gemeinschaftlich genutzt
Lange Planungs- und Bauphase
Wer seinen eigenen Lebensraum in der Stadt derartig selbst mitgestalten will, braucht einen langen Atem: Die Baugruppe JAspern wurde bereits vor eineinhalb Jahren gegründet, bis die ersten Wohnungen bezugsfertig sind, wird es allerdings noch gut zwei Jahre dauern.

ORF.at/Kaja Stepien
Fritz Oettl von der Baugruppe JAspern: „Der Standort Seestadt ist toll“
An sich ist der lange Vorlauf für ein Baugruppenprojekt nicht ungewöhnlich, wie Fritz Oettl von der Baugruppe JAspern gegenüber ORF.at erklärte, es sei ja auch wichtig, sich gegenseitig kennenzulernen. Im Fall der Seestadt sei die Herausforderung zusätzlich, dass sich das neue Stadtviertel in den Köpfen der Wienerinnen und Wiener erst etablieren müsse.
Die Mitglieder von JAspern wünschen und planen mit ihrem Eigentumsobjekt ein „nachhaltiges Modell für entspanntes Wohnen“, bei dem unter anderem Urban Gardening, gemeinsames Kochen und Essen und alternative Mobilität eine wichtige Rolle spielen.
Kreative, offene Menschen gesucht
Die Baugruppe Seestern Aspern sucht vor allem kreative Menschen, die ihren Neubau mitgestalten und später beziehen sollen. Im Gegensatz zum Eigentumsprojekt JAspern sind die künftigen Bewohner des Seesterns Mieter. Ein Großteil der Wohneinheiten wird langfristig vergeben, einige temporär an Studierende, Personen in Trennungs- oder Scheidungssituationen oder in anderen schwierigen Lebenslagen.
Aber auch im Seestern steht die Offenheit für Begegnungen ganz oben auf der Liste der Projektvisonen. "Wir teilen, wir unterstützen, wir tauschen uns aus und wir fördern so unsere Vielfältigkeit. Dabei handeln wir nach dem Grundsatz ‚Gemeinsam nutzen statt allein besitzen‘, heißt es auf der Projektwebsite. Geplant werden derzeit etwa eine Sauna mit Kaminzimmer am Dach und eine Fahrradwerkstatt.

Seestern Aspern
Die Baugruppe Seestern trifft sich regelmäßig, um gemeinsam ihr künftiges Zuhause zu planen
Platz für Spiritualität
Die Baugruppe B.R.O.T. (Beten - Reden - Offensein - Teilen) kann auf über 20-jährige Erfahrung von zwei Vorgängerprojekten zurückgreifen: B.R.O.T. Hernals (1990) und B.R.O.T. Kalksburg (2010). Wie schon im Projektnamen festgelegt, ist für die Initiatoren neben der - Aspern-Baugruppen-typischen - Gemeinschaftspflege vor allem Spiritualität wichtig. Welcher Religion künftige Bewohner angehören, ist jedoch nebensächlich, ein gemeinsamer spiritueller Raum soll so gestaltet werden, „dass er für alle Weltanschauungen ein Ort der Ruhe, der Meditation oder des Gebets sein kann“.
Auch die Baugruppe LiSA kann auf ein erfolgreiches Vorgängerprojekt verweisen. Die rund 40 geplanten Wohneinheiten sollen in Anlehnung an die Prinzipien des seit 15 Jahren bestehenden Wohnprojekts Sargfabrik im 14. Bezirk konzipiert werden. „Angesprochen sind Menschen, die unkonventionell leben und wohnen wollen, in einer Gemeinschaft mit Weitsicht und in lebendiger Nachbarschaft mit anderen Gruppen“, so LiSA.

LiSA
Wer „unkonventionell leben“ will, ist bei der Baugruppe LiSA richtig
„Beteiligung ermöglichen, aber nicht erzwingen“
Auch Pegasus, die fünfte Baugemeinschaft des Baufelds D13, legt Wert auf „selbstbestimmten Raum sowohl für individuelles als auch gemeinschaftliches Wohnen und Leben“. Man wolle eine lebendige Nachbarschaft formen, die Beteiligung ermöglicht, sie aber nicht erzwinge, so das „Mission-Statement“ der Gruppe. „Realistische Erwartungen“ an die Gruppenmitglieder sind „die Bereitschaft sich zu engagieren, Kommunikationsfähigkeit, ein solidarischer Umgang und das Interesse, sich auf andere Menschen einzustellen – mehr nicht!“
Interessenten, die sich mit den Vorstellungen einer der Baugruppen identifizieren können, haben noch immer die Möglichkeit an den Planungen mitzuwirken - bei allen fünf Projekten besteht noch die Möglichkeit, sich einzubringen und in absehbarer Zeit eigene Wohnvorstellungen nach Maß umzusetzen.
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