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Satte Gewinnspannen für Apple

Der Computerkonzern Apple verdient mehr als jedes andere IT-Unternehmen. Bisher verkaufte der Konzern allein insgesamt rund 218 Millionen des Apple-Smartphones iPhone. Doch wer profitiert von dem Apple-Geschäftsmodell?

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Arbeitnehmer aus dem Heimatland des Konzerns auf jeden Fall nicht, wie der britische „Guardian“ berichtet. Während sich Apple bis vor einigen Jahren noch mit der Tatsache rühmte, alle Produkte in den USA zu produzieren, lässt der US-Konzern nun nahezu alle seine Geräte in China fertigen.

Unnötigerweise, wie britische Forscher des Centre for Research on Socio-Cultural Change (Cresc) nun feststellten. Denn auch die Verlagerung der Produktion von iPhone & Co. in die USA würde laut den Wissenschaftlern noch Gewinne abwerfen, die jedes andere US-Unternehmen blass aussehen ließen.

Profitabelstes Smartphone der Welt

Am Beispiel des iPhone 4 verglichen die Cresc-Forscher die Kosten der Herstellung in China und den USA. Die Fertigung in China kostet das Unternehmen demnach 178,45 Dollar (135,6 Euro) pro Gerät. Der Verkaufspreis liegt bei 630 Dollar (479 Euro). Apple verdient damit 452 Dollar (343 Euro) an jedem iPhone, eine Gewinnspanne von 72 Prozent.

Die Arbeitskraft aus China macht laut der Studie dabei nur einen kleinen Teil der Kosten aus: 7,10 Dollar (5,4 Euro) pro Mobiltelefon muss Apple für die für die Produktion nötigen acht Stunden Arbeitszeit bezahlen.

Würde man das gleiche iPhone in den USA herstellen, würde die Arbeitszeit mit durchschnittlich 21 Dollar (16 Euro) pro Stunde zu Buche schlagen (im Vergleich: Die Arbeitskosten in der EU lagen 2011 im Durchschnitt bei 23,1 Euro pro Stunde). Die gesamten Produktionskosten eines iPhones würden sich bei der US-Herstellung damit auf 337,01 Dollar (256 Euro) summieren.

Das mag nach einem großen Kostensprung klingen, tatsächlich bliebe Apple aber immer noch eine Gewinnspanne von 46,5 Prozent. Das iPhone wäre damit weiterhin das profitabelste Smartphone der Welt, so die Forscher. Eine Verlagerung der Apple-Werkbänke wäre also immer noch äußerst gewinnbringend und könnte zudem noch Hunderttausende Jobs in den USA schaffen, so die Conclusio der Studie.

Mehr Barreserven als der US-Staatshaushalt

Ist die Apple-Produktion in China zumindest ein Fall geglückter Entwicklungshilfe? Claudia Sprinz, die sich für die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit dem Thema Fair IT auseinandersetzt, erklärte Mitte Februar in einem Gespräch mit ORF.at zum Thema fair produzierte Computer: „Das sind Pseudoargumente, denn die Gewinne schöpfen immer noch die Markeninhaber ab. Apple könnte bei seinen Rekordgewinnen sehr wohl mehr für die Arbeiter tun.“

Apple weiß vor lauter Geld zeitweise kaum noch wohin damit. Der Konzern saß mit Jahresende 2011 auf einem Geldberg von rund 100 Milliarden Dollar (76 Mrd. Euro) – mehr Barreserven als der US-Staatshaushalt. Apple-Chef Tim Cook kündigte schließlich an, mit dem Rückkauf von Aktien im Volumen von zehn Milliarden Dollar zu beginnen und erstmals seit 1995 wieder eine Dividende an die Aktionäre auszuzahlen. Von dieser Maßnahme profitieren freilich vor allem Großinvestoren und Apples Topmanager selbst.

Auch das Asian Development Bank Institute kommt in einer früheren Studie zu dem Schluss, dass weder Konkurrenzdruck noch niedrige Verkaufspreise entscheidend für die Produktion in China ist. Im Falle von Apple sei es einzig das Streben nach Gewinnmaximierung. Der Kunde zahle auch bei der Billigproduktion in China den Apple-typischen hohen Preis für das Kulthandy.

US-Wahlkampfthema Apple-Arbeitsplätze?

In der Ära Steve Jobs schien es aussichtslos zu sein, Apple zum Umdenken zu bewegen. US-Präsident Barack Obama selbst war mit diesem Anliegen bereits einmal auf taube Ohren gestoßen.

Wie die „New York Times“ berichtete, erteilte der verstorbene Apple-Chef Jobs bei einem gemeinsamen Essen im Jahr 2011 Obama eine klare Absage auf die Frage, was nötig sei, um Apple-Produkte in den USA zu fertigen: „Diese Jobs kommen nie mehr zurück“, so der Apple-Gründer. Als Grund führte Jobs die unzureichende Ausbildung in den USA an. Angesichts der schwächelnden amerikanischen Wirtschaft und der brisanten Arbeitsmarktsituation könnte das Thema im laufenden US-Wahlkampf jedoch durchaus noch auf die Agenda gesetzt werden.

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