Rückkehr zur Multikulturalität
Nach Francois Mitterrand (1981 bis 1995) hat nun Francois Hollande als zweiter Sozialist die Chance, in den Elysee-Palast Einzug zu halten. Während der Sieg im ersten Durchgang laut Umfragen nicht unbedingt sicher war, wird ihm bei der Stichwahl am 6. Mai ganz klar ein Ergebnis von rund 55 Prozent vorausgesagt.
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Wie schon Mitterrand vor 31 Jahren hat Hollande den Franzosen insbesondere soziale Umwälzungen und eine Rückkehr zu einem starken Sozialstaat versprochen. Mitterrand hatte damals die 39-Stunden-Woche eingeführt. Hollande will zurück zur Pension mit 60 Jahren, er versprach Arbeitsplätze für junge Menschen und Ältere, eine stärkere Besteuerung der Großverdiener und eine neue wirtschaftspolitische Ausrichtung in der Europapolitik.
So soll unter ihm als Präsident etwa der EU-Fiskalpakt für Budgetdisziplin mit den Unionspartnern neu ausgehandelt werden. Anstelle einer reinen Sparpolitik wünscht sich Hollande auch Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur, in die entgegen dem Willen Deutschlands auch die Europäische Zentralbank (EZB) involviert werden soll, wie Christian Giacomuzzi von der APA schreibt.
Aussöhnung als Programm
Hollande versprach weiters eine Rückkehr zu einem „multikulturellen“ und „offenen“ Frankreich, nachdem der frühere Innenminister und jetzige Präsident Nicolas Sarkozy eine harte - auch in der EU kritisierte - Ausländer- und Sicherheitspolitik durchgezogen hatte. Der Sozialist will etwa massenweisen Zwangsabschiebungen, wie sie Sarkozy 2010 mit Roma aus Rumänien und Bulgarien begonnen hatte, Einhalt gebieten. In seinem politischen Programm strebt Hollande eine Aussöhnung der verschiedenen Volks- und Glaubensgemeinschaften im Lande an, deren Verhältnis sich in den vergangen fünf Jahren angespannt hat.
Sollte Sarkozy im Elysee-Palast nach einer Amtszeit durch Hollande abgelöst werden wie 1981 Valery Giscard d’Estaing als bisher erster Staatspräsident durch Mitterrand, so bedeutet das höchstwahrscheinlich auch das Ende eines ganz eigenen Regierungsstils, den Sarkozy eingeführt hatte.
Motorroller statt Luxusjacht
Abgesehen vom Alter - 57 Jahre - haben die beiden Kontrahenten wohl nicht viel gemeinsam. Der Sozialist benützt im Gegensatz zu Sarkozy keine Luxusjachten, er fährt mit dem Motorroller zur Arbeit. Seine Lebensgefährtin Valerie Tierweiler war Politikjournalistin; die aktuelle Premiere Dame, Sarkozys Ehefrau Carla Bruni, ist ein Ex-Model. Hollande besuchte die elitäre Kaderschule ENA, während der amtierende Präsident als eher durchschnittlicher Student eine Anwaltsausbildung absolvierte.
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