Vergrabene „brandneue“ Weltkriegsjäger
Der Staatsbesuch des britischen Premierministers David Cameron in Burma Mitte April hat die Unterzeichnung eines recht speziellen zwischenstaatlichen Abkommens nach sich gezogen, wie britische Medien berichteten: Gemeinsam wollen beide Staaten nach 20 „brandneuen“ Exemplaren des legendären britischen Spitfire-Jägers suchen, die 1945 irgendwo in Burma vergraben wurden.
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Die damalige Lieferung von 20 Spitfires war für den britischen Einsatz gegen die japanischen Besatzer in Burma gedacht. Die Nachschubpläne der Briten für einen der blutigsten Kriegsschauplätze in Südostasien im Zweiten Weltkrieg wurden jedoch von der geschichtlichen Realität durchkreuzt: Als die Flugzeuge im Sommer 1945 in Burma angekommen waren, warfen die USA Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, Japan kapitulierte, und der Krieg war vorbei.
80 große Kisten
Die sich zurückziehende britische Armee stand somit mit 80 großen Kisten ohne Verwendungszweck da, vier pro Flugzeug: Die Spitfire war so etwas wie das Selbstbaumöbel unter den Weltkriegsfliegern. Die Maschine wurde unmontiert an entlegene Kriegsschauplätze gebracht und erst dort zusammengebaut - ein wesentlicher strategischer Vorteil. Die 20 unnützen Spitfires auf Burma wurden Chefsache: Der britische Befehlshaber Louis I., Lord von Mountbatten, sollte über ihr Schicksal entscheiden.

AP/British Official Photo
Zurückgelassene britische Armeeflugzeuge im Burma des Jahres 1946
Ein Rücktransport nach Großbritannien wäre sinnlos gewesen. Dort standen zu Kriegsende Hunderte funktionstüchtige Spitfire-Maschinen herum. Offenbar nach der Devise „Man kann nie wissen“ gab Mountbatten schließlich den Befehl, die Kisten zu vergraben, in Tiefen zwischen 1,2 und 1,8 Metern. Die Lage der Kisten wurde genau verzeichnet, die Armee zog ab. In einer Zeit lange vor jeglicher Weltkriegsnostalgie gerieten die vergrabenen Kisten mit den technisch bald überholten Flugzeugmodellen rasch in Vergessenheit.
Ein Bauer mit besonderem Hobby
Alle Akten zu der Causa wurden von der britischen Royal Air Force in den Nachkriegsjahren entsorgt. Es ist im Wesentlichen einem britischen Bauern aus Lincolnshire zu verdanken, dass die Spitfires nun gesucht, ausgegraben, „heimgeholt“ und restauriert werden sollen. Der 62-jährige Hobby-Militärhistoriker David Cundall hatte Ende der 90er Jahre über mehrere Umwege von der „Legende“ der vergrabenen Spitfires gehört. Er investierte 15 Jahre seines Lebens, laut eigenen Angaben umgerechnet fast 160.000 Euro und Dutzende private Reisen nach Burma, um die Flugzeuge zu finden.
Auf seinen privaten Forschungsreisen, bei denen er sich auch von selbst bezahlten Archäologen begleiten ließ, konnte Cundall die Kisten laut eigenen Aussagen bereits genau orten. Der Ort wird jedoch vorerst geheim gehalten. Für Cameron jedenfalls war das zwischenstaatliche Abkommen mit Burma ein billiger patriotischer „Abstauber“ mit großer PR-Wirkung, für die burmesische Regierung ein ebenso wichtiges PR-Manöver, um wieder Brücken zum Westen zu schlagen.
Ausgrabung noch im Mai?
In britischen Medienberichten hieß es, die Kisten könnten noch im Mai ausgegraben werden. Wenn sie über die Jahrzehnte in der Erde die Feuchtigkeit abgehalten haben sollten, könnte es gut sein, dass sich die Zahl derzeit noch flugbereiter Spitfire-Maschinen bald annähernd verdoppelt. Cundall hat inzwischen schon andere Sorgen. Wie er dem britischen „Telegraph“ erzählte, hat er im Zuge seiner Recherchen Geschichten über mindestens weitere 60 vergrabene Spitfires in Burma gehört.
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