Bürgerkrieg führte zur Unabhängigkeit
Das bisher größte Land auf dem afrikanischen Kontinent ist seit Juli 2011 nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg in einen vornehmlich muslimischen Norden und einen christlichen Süden geteilt.
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Das Verhältnis von Nord- und Südsudan ist ein jahrzehntealtes Streitthema. 1947 legte man auf der Juba-Konferenz fest, dass der Südsudan unter nordsudanesischer Führung bleiben solle. Vertreter des Südens waren damals an dieser Entscheidung nicht beteiligt. Viele Südsudanesen fühlten sich im Gesamtgebilde Sudan, das 1956 von Großbritannien unabhängig wurde, an den Rand gedrängt und unterdrückt. 1955 bis 1972 und erneut ab 1983 kämpften deshalb Rebellen für die Unabhängigkeit des Südens.
Christlich geprägter Süden
Anders als im mehrheitlich islamischen Nordsudan gehört die Bevölkerung im Südsudan vorwiegend dem Christentum sowie lokalen Religionen an. Vor allem nachdem 1964 ausländische Missionare ausgewiesen wurden, konvertierten Südsudanesen vermehrt zum Christentum. Die Christen sind mehrheitlich Katholiken und Anglikaner.
Bereits in den 1970er Jahren autonom
In der Zeit zwischen den beiden Kriegen (1972 bis 1983) bestand der Südsudan infolge des Friedensabkommens von 1972 bereits einmal als autonome Region, allerdings griff die Zentralregierung verschiedentlich in die Autonomie ein. Ab 1983 übernahm die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) die Führung auf der Seite der Separatisten. Sie einigte sich 2005 mit der Regierung in Khartum auf ein Friedensabkommen.
Laut Regierung in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sollte der Region Autonomie gewährt werden. SPLA-Führer John Garang wurde Vizepräsident des gesamten Sudan und provisorischer Präsident der autonomen Region. Am 30. Juli 2005 starb Garang beim Absturz eines Hubschraubers, sein Nachfolger wurde Salva Kiir Mayardit. Dieser wurde bei der Präsidentschaftswahl im Südsudan 2010 in seinem Amt bestätigt.
Historisches Referendum
Der 2005 zwischen Garang und dem sudanesischen Vizepräsidenten Ali Osman Taha unterzeichnete Friedensvertrag schlug ein neues Kapitel in der Geschichte des Landes auf und ebnete den Weg für das im Jänner 2011 abgehaltene Referendum zur Unabhängigkeit des Südens. Fast einstimmig votierten die Südsudanesen für ihren eigenen Staat.
Der Südsudan wurde im Juli 2011 ausgerufen, es ist der 54. Staat Afrikas, der 194. souveräne Staat weltweit. Doch die Infrastruktur in dem jungen Staat ist mangelhaft: Nur rund 60 Kilometer Straßen sind befestigt, Dieselgeneratoren erzeugen den Strom, fließendes Wasser ist nur unzureichend vorhanden. Der Süden mit seiner Hauptstadt Juba hängt weiterhin stark von Importen aus dem Norden ab. Große Summen fließen in das Militär.
Öl im Süden, Pipelines im Norden
In beiden Landesteilen lagern Schätzungen zufolge insgesamt 6,7 Milliarden Barrel Öl. Jeden Tag werden 470.000 Barrel gefördert, drei Viertel davon im Süden und in der Grenzregion zum Norden. Der Süden ist jedoch darauf angewiesen, das Öl über Pipelines durch den Norden zu exportieren.
Der südsudanesische Staat finanziert sich zu 98 Prozent durch die Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Die Landwirtschaft ist nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg unterentwickelt. Nach Angaben der Weltbank lebt mehr als die Hälfte der elf Mio. Einwohner unter der Armutsgrenze, 85 Prozent können nicht lesen und schreiben.
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