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Trend zur Bewegung im Freien hält an

Egal ob Funktionsjacke, Thermounterwäsche oder Mountainbike: Die Hersteller und Händler von Outdoor-Marken konnten in den vergangen Jahren über Rekordzuwächse im zweistelligen Bereich jubeln. Doch nun zeichnen sich Marktsättigungstendenzen ab - und ein Verdrängungswettbewerb könnte vor der Tür stehen.

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In Deutschland sind die Outdoor-Umsätze in den vergangenen fünf Jahren um 44 Prozent gestiegen - und machen mittlerweile schon gut 20 Prozent des Gesamtumsatzes der Sportartikelbranche aus. Doch Europas größter Outdoor-Händler Globetrotter rechnet in den kommenden Jahren mit einem harten Konkurrenzkampf und in weiterer Folge mit einem Händler- und Markensterben, wie die „Financial Times Deutschland“ („FTD“) berichtete.

Unrealistische Wachstumserwartungen

„Viele der großen Outdoor-Marken planen in den kommenden fünf Jahren mit einem Wachstum von mindestens 50 Prozent - das geht faktisch gar nicht“, erklärte Globetrotter-Geschäftsführer Andreas Bartmann der „FTD“.

Arno Pichler, Geschäftsführer der österreichischen Outdoor-Marke Northland, teilt die Einschätzung, dass derartige Wachstumsraten Geschichte sind. Dass damit jedoch der Outdoor-Boom zu Ende sei, ist für ihn jedoch eine Frage der Definition. Denn das Abflachen der Wachstumskurve hätte, so Pichler, weniger damit zu tun, dass das Outdoor-Erlebnis an Attraktivität verliere.

Kein abflauendes Interesse an Outdoor-Aktivitäten

Vielmehr erschöpfe sich langsam die Nachfrage vonseiten der Lifestyle-Kundschaft, die Funktionskleidung auch im Alltag und in der Stadt trage - „ähnlich der SUV-Fahrer in Großstädten“. Geschäftsleute, die mit der Softshelljacke auf Dienstreise gingen, hätten sich nun großteils bereits mit Outdoor-Mode eingedeckt.

Eine Krise haben nun Unternehmen zu befürchten, die auch weiterhin auf ein Wachstum im zweistelligen Bereich gesetzt hätten. Kleine Betriebe und Familienunternehmen, deren Fokus auf der Kernzielgruppe und moderaten Wachstumszielen liegen, würden auch in einem möglicherweise anstehenden Verdrängungswettbewerb überleben können.

Höherer Wettbewerb spürbar

Dieser höhere Wettbewerb ist auch für Matthias Eder, den Marketingverantwortlichen der Mammut Sports Group Austria, spürbar, „wenngleich Outdoor-Sportarten wie z. B. Klettern, Klettersteiggehen, Wandern und Skitouren immer noch sehr im Trend liegen.“

Die hohe Nachfrage nach Outdoor-Mode habe dazu geführt, dass auch klassische Sportmarken vermehrt das Outdoor-Segment bedienen, so Eder. Zudem entwickeln Sportartikelketten verstärkt Eigenmarken in dem Bereich, ebenso wie Diskonter saisonal entsprechende Produkte auf den Markt bringen. Mittelfristig würden sich die Marken durchsetzen, welche die Bedürfnisse der Endkunden erkennen und Innovation und Qualität bieten, so die Einschätzung Eders.

Trend zu Übernahmen

Auch die European Outdoor Group (EOG) geht davon aus, dass die Erwartungen nach einem - trotz angespannter Wirtschaftslage - „phänomenalen Wachstum“ in den letzten Jahren heruntergeschraubt werden müssen. Gerade in Nord- und Mitteleuropa geht die EOG jedoch weiterhin von signifikantem Wachstum aus.

Brancheninterne und -externe Übernahmen würden daher, wie schon in den letzten Jahren als Trend zu beobachten, weiterhin Bestand haben, erklärte Marketingsprecher Mathias Basedow gegenüber ORF.at. „Etablierte Outdoor-Unternehmen erhoffen sich in unserem vielschichtigen Sektor neue Zielgruppen und Absatzmärkte - neue Investoren schätzen die wirtschaftliche Stabilität.“ so Basedow. „Die Branche hat wirtschaftlich schwierige Zeiten in der Vergangenheit sehr gut gemeistert - das Wetter ist vielmehr der zentrale Einfluss, der die Bilanz verhageln kann.“

Der österreichische Sportfachhändler Intersport rechnet nach wie vor mit erheblichen Zuwächsen im Bereich Outdoor, wie auf ORF.at-Nachfrage zu erfahren war. Das Segment sei in Österreich eines der wichtigsten Zugpferde beim Wachstum des Unternehmens in Österreich und mache knapp 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus, Tendenz steigend. Im Bezug auf den Konkurrenzkampf seien bereits jetzt einige große Player marktbestimmend - neue Marken hätten es schwerer als in anderen Ländern, langfristig Fuß zu fassen.

Laufende Innovationen treiben Nachfrage voran

Entspannter sieht Ernst Aichinger, Obmann des Bundesgremiums des Sportartikelhandels der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Lage der Outdoor-Branche in Österreich. Die wachsende Konkurrenz sei im derzeitigen Ausmaß sogar belebend - sie fördere laufende Innovationen, die ihrerseits wieder die Nachfrage vorantreibe.

Die Outdoor-Branche sei, wie kaum eine andere, wetterabhängig, so Aichinger. Das erkläre den nominellen Rückgang der Umsätze 2011 um 0,2 Prozent - genauso wie die „sensationellen“ Zuwächse im März 2012. Denn Bewegung im Freien- und da sind sich die Branchenvertreter einig - sei einfach „unglaublich in“.

Sophia Felbermair, ORF.at

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