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Hoffen auf die „Bambusrevolution“

Wer an Bambus denkt, sieht meistens traditionelle Verwendungsmöglichkeiten vor sich: Hütten, Floße, traditionelle asiatische Handwerksarbeit und dann vielleicht noch eingelegte Bambussprossen aus der chinesischen Küche. Tatsächlich sind die Verwendungsmöglichkeiten von Bambus in seiner rohen Form beschränkt - und dafür fast grenzenlos, wenn er verarbeitet wird.

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Erst die technologische Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte hat den Bambus in ein neues Licht gerückt. Die Verwendungsmöglichkeit als äußerst effiziente Biomasse sehen manche gar als Chance zur Revolution in der Energieversorgung von Entwicklungsländern. Zu Pellets gepresst oder zu Holzkohle verarbeitet stellt er eine Möglichkeit zur Versorgung jener Gebiete dar, die - wie etwa jetzt die Subsahara-Gebiete von Afrika zu 80 Prozent - bisher auf Holz und Holzkohle angewiesen sind.

Pharmazeutischer Geheimtipp

Die Hoffnung besteht, dass in Entwicklungsgebieten etwa durch die Umstellung der Energieversorgung auf Bambus der Teufelskreis aus Abholzung und fortschreitender Erosion aufgehalten werden könnte. Zudem hat Bambus weit höhere Brennwerte als Holz und kann bei Verwendung als Biomasse außerdem eine bessere CO2-Bilanz aufweisen. Mit dem Bambuskorn steht auch eine bisher de facto ungenutzte Getreidesorte, die dem Hafer ähnelt, zur Verfügung.

Die anlaufende industrielle Verwertung von Bambus bringt vor allem die westliche Welt als möglichen Importeur ins Spiel und bietet damit die Chance auf zusätzliche wirtschaftliche Impulse in Regionen, die sie am dringendsten brauchen. Bambuspulver ist etwa als Ballaststoffkonzentrat in weiten Teilen der Erde bereits in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Die kosmetische und pharmazeutische Industrie interessiert sich zudem für den hohen Gehalt an Flavonoiden und Antioxidantien im Bambus. Die Forschung steht dabei aber noch ziemlich am Anfang.

Ökoschmäh vs. Hightechmaterial

Bambus eignet sich zudem zur Zellulosegewinnung und damit zur entsprechenden Verwendung in Papier, Textilien und Kunststoffen. Produkte für Endverbraucher werden dabei oft unter dem Ökosignet verkauft, von „Bambussocken“ bis zum „Bambuscomputer“, obwohl Zellulose aus Bambus genauso industriell gewonnen wird wie aus allen anderen Materialien. Am anderen Ende der Ökofront finden sich zum Teil eher gezwungen wirkende Verwendungsmöglichkeiten von Bambus in seiner möglichst unbearbeiteten Form - etwa oftmalige Anläufe, „Bambusfahrräder“ zu vermarkten.

Gerade bei der Hightechbearbeitung kann Bambus aber offensichtlich Qualitäten ausspielen, die sonst kein Grundmaterial hat. Baumaterialien mit Bambusanteilen haben etwa Traumwerte, was die Kombination von Festigkeit und Flexibilität angeht und sind damit ein großes Hoffnungsfeld für erdbebensicheres Bauen. Jene Teile der Verbundstoffindustrie, die auf Bambus setzen, können derzeit mit Wachstumsraten aufwarten, von denen andere nur träumen können.

Gegen (fast) alles nur das eine Kraut?

Es braucht aber nicht immer Hochtechnologie, um Bambus Neues abzugewinnen. Noch fast unbekannt ist die Tatsache, dass sich aus den Blättern ein Tee machen lässt, dem wahre Wunderwirkungen zugeschrieben werden.

Das süßliche Getränk ist mit seinem Gehalt an Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Proteinen, Fetten, Mineralstoffen und Vitaminen ein „Energy-Drink“, der seinerseits sucht. Der hohe Anteil an Kieselsäure pflegt Haut und Haar, er soll bei Magenproblemen helfen und obendrein Migräne vertreiben.

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