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Aufklärung und Abschreckung

Die japanische Präfektur Fukuoka bittet seine Bürger um Hilfe im Kampf gegen die Yakuza, Japans gefürchtete Mafia-Banden. Die Verwaltung setzte eine Belohnung für jeden aus, der eine Handgranate findet, die mittlerweile beliebteste Waffe rivalisierender Gang-Mitglieder der Yakuza.

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Allein im letzten Jahr gab es in Fukuoka mindestens fünf Vorfälle, in denen Handgranaten beteiligt waren. Um die brutalen Gewalttaten einzuschränken, hat die Polizei nun eine Prämie in der Höhe von 100.000 Yen (etwa 913 Euro) ausgeschrieben, für jeden, der eine Handgranate findet, berichtet „The Atlantic wire“ (Onlineausgabe).

Prämie steigt bei bedeutsamen Granatenbesitzern

Das Geld wird ausbezahlt, wenn die Anzeige bei der Polizei zur Verhaftung des Besitzers der Granate führt. Ist dieser ein Gangboss, kann die Belohnung sogar noch steigen. Die Polizeibehörde erhofft sich durch die Ausschreibung der Prämie auch einen Abschreckungseffekt.

Erst kürzlich machte die Polizei von Fukuoka mit einer Warnung auf ihrer Website auf die Problematik aufmerksam: Da viele Japaner mit derartigen Waffen nicht vertraut seien, veranschaulichte die Polizei in einem Bild die unterschiedlichen Arten der Handfeuerwaffen und erklärte, wie man am besten mit diesen umginge.

Schauplatz heftiger Bandenkämpfe

Die Präfektur Fukuoma im Süden Japans ist die Heimatstadt von fünf großen Yakuza-Banden mit etwa 3.000 Mitgliedern. Seit mehr als fünf Jahren toben erbitterte Kämpfe zwischen den rivalisierenden Banden. Die brutalste Bande unter den Yakuza ist die Kyushu Seidokai, die hauptsächlich mit Handgranaten hantiert. Die Gang hat auch in die Hauptstadt Tokio expandiert, was die Polizei zu der Sorge veranlasst, dass die Verwendung von Granaten auch dort Einzug hält.

Der Bandenkrieg war 2007 eskaliert, als ein Mitglied der Kyushu Seidokai einen rivalisierenden Gang-Boss erschoss. Überfälle, Schießereien und Granatenangriffe kosten immer wieder Menschen das Leben. Im vergangenen Jahr etwa wurden bei einer Explosion eines Autos in der Stadt Omuta zwei Menschen getötet und zwölf verletzt. Auch vor Anschlägen auf Außenstehende wird nicht zurückgeschreckt. So wurde etwa im November ein Unternehmer ermordet, dessen Firma plante, die Verbindungen zum organisierten Verbrechen zu kappen.

Kampf gegen Syndikate zeigt Erfolge

Die Polizei reagiert seit mehreren Jahren verschärft auf die Aktivitäten der Yakuzas und verbuchte dabei auch Erfolge gegen das organisierte Verbrechen: Die Zahl der Mitglieder der Yakuza sei auf den tiefsten Stand seit mehr als 50 Jahren gefallen, teilte die nationale Polizeibehörde kürzlich mit. Ende 2011 wurden demnach rund 70.000 Yakuza-Gangster gezählt, etwa 8.000 weniger als ein Jahr zuvor. Das sei der niedrigste Stand seit Einführung der Kriminalitätsstatistik im Jahr 1958. Das würde die verbleibenden Yakuzas zu mehr Gewalt veranlassen, so „The Atlantic Wire“.

Der Rückgang ist auf den verstärkten Kampf von Polizei und lokalen Regierungen gegen die Verbrechersyndikate zurückzuführen. Außerdem achteten Unternehmer mehr darauf, keine Geschäfte mit Firmen zu machen, denen Verbindungen zur Mafia nachgesagt wurden. Das habe viele Gangster gezwungen, aus Geldnot die Yakuza zu verlassen, zitierte die Nachrichtenagentur Jiji Press einen Ermittler.

Lange Zeit geduldeter Teil der Gesellschaft

Im Jahre 1992 hatte Japan den Kampf gegen die organisierte Kriminalität per Gesetz verschärft. Seither ist die Zahl der Gangster um rund 20.000 gefallen. Die Yakuza war lange Zeit als Teil der japanischen Gesellschaft geduldet worden. Als die straff geführten Syndikate sich aber nicht mehr hauptsächlich an Glücksspiel und Prostitution hielten, sondern verstärkt mit Erpressung und Bestechung die Gesellschaft zu unterwandern begannen, wurden die traditionellen Stillhalteabkommen beendet.

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