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Zwei Nachfolger für Konrad

Der mächtigste Raiffeisen-Manager zieht sich zurück. Noch vor Sommerbeginn gibt Christian Konrad das Amt des Raiffeisen-Generalanwalts ab, und zwar an RZB-Chef Walter Rothensteiner. Seine Obmannschaft in der Raiffeisen Holding übernimmt wiederum der bisherige operative Holding-Chef und RLB-Bankvorstand Erwin Hameseder, wie das „WirtschaftsBlatt“ in seiner Montag-Ausgabe berichtete.

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Bereits am 4. Mai finden entscheidende Generalversammlungen von Raiffeisen Holding und Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien statt. Hameseder wird seine operativen Vorstandsmandate in Holding und Bank niederlegen und Konrad als Holding-Obmann beerben. Am 25. Juni steht in der Generalversammlung des Raiffeisenverbands die Übergabe der Generalanwaltschaft von Konrad an Rothensteiner (zum 1. Juli) an.

Verwirrspiel über Abgang

Konrad wird in der Zeitung dazu so zitiert: „Interessante Spekulation; die Generalversammlungen am 4. Mai werden entscheiden.“ Ein Sprecher sagte dazu am Vormittag zur APA, das Zitat sei korrekt. Ansonsten gab es vonseiten Raiffeisens am Vormittag keinen Kommentar zu dem Zeitungsbericht. Anschließend hieß es jedoch, dass der Bericht über den Zeitplan im „WirtschaftsBlatt“ von Raiffeisen-Kreisen nicht dementiert wurde.

Großer Einfluss auf Politik und Wirtschaft

Der Raiffeisen-Generalanwalt ist das höchste Amt im Raiffeisen-Reich. Konrad (68) gibt dieses Amt nun nach 18 Jahren zwei Jahre vor Ablauf seiner Amtsperiode ab. „Familienintern“ schon einmal als „Raiffeisen-Oligarch“ tituliert, spielt der Niederösterreicher nicht nur über sein Dutzend Aufsichtsratspositionen eine Schlüsselrolle in der Gruppe unter dem Giebelkreuz. Der einflussreiche Netzwerker zieht die Fäden in der größten Bankengruppe des Landes - zu der die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) gehört. Großen Einfluss hat er zudem in Politik und Medien.

In der Raiffeisen Holding hat die Gruppe milliardenschwere Beteiligungen wie RLB NÖ-Wien, STRABAG, Agrana, Leipnik, NÖM oder Medien („Kurier“ etc.) gebündelt. Mit der UNIQA gehört zudem ein Versicherungsriese zum Giebelkreuz-Imperium. Die Raiffeisen Holding ist die mit Abstand größte private Beteiligungsgesellschaft Österreichs.

Neue Position auch für Josef Pröll

Geboren wurde Konrad am 24. Juli 1943 bei Wolkersdorf im Weinviertel. Nach dem Jus-Studium trat er 1969 als Revisor in die RLB Niederösterreich ein, wo er 1990 zum Obmann wurde. Im gleichen Jahr übernahm er den RZB-Aufsichtsratsvorsitz, vier Jahre später wurde er Generalanwalt und damit auch formell die Nummer eins in der Raiffeisen-Welt.

Privat ist Konrad mit Leidenschaft Jäger. Den „Landesjägermeister“ gibt er jetzt Mitte April bereits an den ehemaligen Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll ab. Dem Ex-Finanzminister - heute Vorstand von Leipnik Lundenburger - werden weiterhin Chancen nachgesagt, nach Konrads schrittweisem Rückzug im Raiffeisen-Beteiligungsreich zu neuen Positionen zu kommen.

Doch kein Problem mit Staatsgeldern

Konrad bezeichnete Raiffeisen immer als „bürgerlich gestrickt“. Er wollte vor allem inmitten der Finanzkrise das Heft nicht aus der Hand geben, die Bank über billige Börsenkapitalerhöhungen nicht herschenken. Und auch dem Staat wollte er die RZB/RBI nicht anvertrauen. Am Höhepunkt der Krise 2008 erklärte Konrad, Raiffeisen werde staatliche Hilfe „nur über meine Leiche“ annehmen. Diese kategorische Aussage betraf, wie er später einräumte, nur seine Ablehnung einer staatlichen Mitsprache über direkte Aktienbeteiligung. Mit dem staatlichen Partizipationskapital für die RZB (später RBI) hatte er keine Probleme.

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