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Explosionsrisiko verringert

Die Gasfackel an der havarierten Plattform „Elgin“ in der Nordsee brennt nach Angaben des französischen Energiekonzerns Total nicht mehr. Das Feuer sei „wie erwartet“ von alleine erloschen, sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag in der schottischen Stadt Aberdeen.

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Nach Angaben des Total-Sprechers wurde bereits bei zwei Überflügen am Freitag festgestellt, dass die Fackel erloschen war. Samstagfrüh schließlich habe es die endgültige Bestätigung gegeben: Die Besatzungen der Einsatzschiffe vor Ort hätten bestätigt, dass die Gasflamme die ganze Nacht über nicht gebrannt habe.

Die Elgin Wellhead Plattform in der Nordsee

AP/Martin Langer

Die evakuierte Gasplattform „Elgin“ in der Nordsee

Mit der Flamme war überschüssiges Gas in den Rohrleitungssystemen und Tanks der Plattform abgefackelt worden, um den Druck aus den Rohren zu nehmen. Dieses überschüssige Gas ist jetzt weitgehend abgefackelt. Es war befürchtet worden, dass aus dem Leck austretendes Gas explodieren könnte, wenn es mit der Flamme in Berührung kommt. Der Wind hatte die Gaswolke in der Zeit jedoch von der Fackel weggetrieben.

Gaskondensat auf Meeresoberfläche

Die „Elgin“ liegt rund 240 Kilometer vor der schottischen Küste. Täglich strömen 200.000 Kubikmeter entflammbares Gas unkontrolliert aus einer undichten Stelle aus. Es stammt aus einem Reservoir in 4.000 Meter Tiefe, das eigentlich gar nicht für die Förderung vorgesehen war. An der Meeresoberfläche bildete es einen ölartigen Film in einer Ausbreitung von 22 Kilometern Länge und 4,5 Kilometern Breite.

Die Experten von Total beraten nun darüber, ob das Betreten der Plattform von Menschen verantwortet werden kann. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht gefallen, sagte der Total-Sprecher. Die Plattform war vor einer Woche nach der Entdeckung eines Gaslecks wegen Explosionsgefahr evakuiert worden. 238 Arbeiter wurden in Sicherheit gebracht.

Seit 25. Februar bekannt

„Es gab in den vergangenen Tagen keine wesentliche Änderungen“, sagte der für Großbritannien zuständige Total-Direktor Philipe Guys am Freitag. Das Unternehmen hatte am vergangenen Sonntag erstmals über das Leck berichtet, rund einen Monat, nachdem die Probleme an der Bohrung den Verantwortlichen auf der Plattform selbst bekanntgeworden waren. Bereits am 25. Februar seien dort Druckschwankungen gemessen worden, sagte Guys. Der Grund sei derzeit ungewiss. „Zurzeit gibt es keine Anzeichen für menschliches Versagen“, sagte er.

Die Arbeiter auf der Plattform hätten versucht, die Druckschwankungen mit dem Verpressen von Schlamm auszugleichen. Am 25. März schließlich sei der Schlamm wieder aus dem Kopf der Bohrung geschossen, gefolgt von Gas. „Wir haben einen plötzlichen Druckanstieg beobachtet“, sagte Guys. Bisher gibt es laut Guys „keinen Hinweis auf menschliches Versagen“.

Entlastungsbohrungen werden vorbereitet

Total bereitet nun zwei Entlastungsbohrungen zur Verminderung des Drucks vor und will das undichte Bohrloch mit Schlamm schließen. Für die Bohrungen müssten zunächst zwei Bohranlagen an die vorgesehenen Orte in der Nordsee gebracht und dann Untersuchungen angestellt werden, sagte der Total-Sprecher am Samstag.

„Das dauert ein wenig. Die Vorbereitungsarbeiten wurden bereits aufgenommen, aber es wird sieben bis zehn Tage dauern, bis wir bohren können.“ Laut Total kann die Schließung des Lecks ein halbes Jahr dauern. Total-Chef Christophe de Margerie sagte, es sollten „Spezial-Feuerwehrkräfte“ zum Einsatz kommen. Eine behördliche Genehmigung dazu werde noch abgewartet.

Konzern verliert täglich eine Million Pfund

Ein Total-Sprecher sagte, dem Unternehmen gehe durch das Gasleck täglich etwa eine Million Pfund an Einnahmen aus der Gasförderung verloren. Hinzu kommen mögliche Reparatur- und Entschädigungskosten.

Greenpeace schickt Forschungsschiff

Kritik übte Greenpeace an der „mangelhaften Informationspolitik“ des Energieriesen Total. Die Umweltschutzorganisation will nun ein Forschungsschiff zur „Elgin“ schicken, um sich nach eigenen Angaben vor Ort ein Bild über die Schädlichkeit des ausströmenden Gases zu machen. Greenpeace-Experten würden Luftmessungen an der Unglücksstelle vornehmen, um die Belastung der Umwelt zu dokumentieren. Mit einer Infrarotkamera soll überdies versucht werden, die Austrittsstelle des Gases festzustellen, um die Angaben von Total zu überprüfen. Zusätzlich sollen Proben genommen werden.

Bereits durch den alltäglichen Förderbetrieb verseuche die Öl- und Gasindustrie die Nordsee mit jährlich etwa 10.000 Tonnen Öl im Produktionswasser. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach sich dafür aus, besonders sensible Regionen der Welt von der Öl- und Gasförderung generell auszusparen.

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