Gewerkschaft schlägt Alarm
Vor eineinhalb Wochen hat die Post ihre Jahresbilanz präsentiert - und bereits da hat Post-Chef Georg Pölzl klargestellt, dass die Einsparungen und Umbauten im Konzern weitergehen. Das Magazin „trend“ berichtet nun, dass vor allem die Briefzustellung - sie ist der mit Abstand wichtigste Gewinnbringer - massiv umgebaut werden soll.
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Ziel ist es demnach, die Effizienz zu steigern, um so deutlich Personal einsparen zu können - laut Vorabmeldung von „trend“ im vierstelligen Bereich. So plant Pölzl, für Briefträger die digitale „Stechuhr“ in Form einer Echtzeiterfassung einzuführen. Das soll ähnlich wie bei den Paketzustellern mittels mobiler Handheld-Geräte erreicht werden.
Derzeit wird jedem Briefträger ein bestimmter Rayon (Zustellungsgebiet) zugewiesen. Der dafür nötige Zeitaufwand wird geschätzt, aber nicht laufend überprüft. Pölzl rechtfertigt seine Pläne gegenüber dem „trend“: „Wenn wir nicht vor allem auf technischer Ebene effizienter werden, fressen uns alleine die kollektivvertraglichen Steigerungen der Personalkosten auf.“
Zweites Jahr ohne Monopol
Seit Jänner 2011 hat die Post kein Monopol mehr. Damals fiel jenes auf die wichtigste Kategorie: Briefe unter 50 Gramm.
Änderungen bei Zustellung
Künftig werden Briefträger auch nicht mehr täglich alle Adressen anfahren - das betrifft wohl vor allem die ländlichen Gebiete. Ein weiterer Nachteil für die Kunden: Die Post will künftig nur noch für Briefe der teureren Kategorie „Premium“ die Zustellung am jeweils nächsten Tag garantieren. Das bedeutet tendenziell Mehrkosten für die Kunden. Das Unternehmen dagegen kann dank einer laut dem Wirtschaftsmagazin „deutlichen Reduktion der Zustellfrequenz“ und einer Vergrößerung der Rayone für die einzelnen Briefträger Kosten einsparen.
Zusätzlich sollen fünf neue vollautomatische Sammelanlagen für Werbesendungen - sogenannte Collatoren - täglich rund 4.000 Arbeitsstunden von Briefträgern ersetzen. Rein rechnerisch entspricht das laut „trend“ 500 Arbeitsplätzen.
„Nicht noch einmal in sauren Apfel beißen“
Die Gewerkschaft ist empört über die Pläne. Post-Betriebsrat Helmut Köstinger zeigt sich kämpferisch: „Wir sehen nicht ein, dass die Mitarbeiter trotz gewaltiger Produktivitätssteigerungen der letzten Jahre noch einmal in den sauren Apfel beißen sollen.“ Und Köstinger appelliert an die Führungsetage der Post. Er gehe davon aus, „dass auch das Management größtes Interesse an gemeinsamen Lösungen mit der Arbeitnehmervertretung hat. Sollte das nicht möglich sein, sind Kampfmaßnahmen vorprogrammiert.“
Kritik an hoher Dividende
Bei der Bilanz-Pressekonferenz Mitte März hatte Pölzl angekündigt, dass die Dividende um 6,3 Prozent von 1,60 Euro auf 1,70 Euro je Aktie angehoben wird. Was Aktionäre freut, führte zu scharfer Kritik vonseiten der Arbeiterkammer. Fast den gesamten Gewinn zu verteilen, sei problematisch. Schon in den Jahren zuvor habe sich die Post als „Ausschüttungskaiser“ unter den ATX-Unternehmen entpuppt. Die Rechnung dafür müssten die Kunden via höhere Portokosten und die Arbeitnehmer via Jobabbau zahlen. Die Arbeiterkammer kritisierte zugleich, dass das Management für diese Unternehmenspolitik mit steigenden Gehältern und Aktienoptionen belohnt werde.
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