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Innenminister bestätigt Medienberichte

Nach dem Serienmord von Toulouse sind die Ermittler dem Verdächtigen durchs Internet auf die Spur gekommen. Das erste Opfer war mit seinem mutmaßlichen Mörder über eine Verkaufsplattform in Kontakt getreten. Frankreichs Innenminister Claude Gueant bestätigte Mittwochfrüh entsprechende Medienberichte.

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Das Opfer hatte demnach sein Motorrad verkaufen wollen und die geringe Kilometerleistung mit längeren beruflichen Auslandseinsätzen als Soldat erklärt. Der Täter hatte mit ihm per Mail einen Treffpunkt vereinbart. Die von Polizeiermittlern identifizierte IP-Adresse gehörte zu einem Computer, der der Mutter des Tatverdächtigen gehört. Laut Gueant vertreten sowohl der Bruder als auch die Mutter des Tatverdächtigen zum Teil radikalislamische Ansichten.

Offiziell kaum Informationen

Laut einem Bericht des TV-Nachrichtensenders BFM soll zudem ein Yamaha-Händler gegenüber der Polizei berichtet haben, dass sich ein Kunde ein paar Tage zuvor informiert habe, wie man den Chip für die Satellitenverfolgung des Motorrollers deaktivieren könne. Der Täter war mit einem Motorroller dieser Marke unterwegs gewesen. Offiziell ließ die Polizei lediglich wissen, der Täter sei bereits seit längerem im Visier der Fahnder gewesen, und eine „sehr wertvolle“ Information habe später die Verdachtsmomente bestätigt.

Telefongeständnis bei Journalistin?

Möglicherweise gab sich der Täter jedoch durch ein Telefonat selbst preis. Offenbar rief er in der Nacht auf Mittwoch gegen 1.00 Uhr bei einer Journalistin des Fernsehsenders France 24 an. Das werde von der Polizei sehr ernst genommen und überprüft, hieß es in Ermittlerkreisen. Elf Minuten lang soll der Täter der Chefredakteurin Details seiner Taten berichtet haben.

Die Journalistin sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, der Mann habe sich als der gesuchte Serientäter ausgegeben und unter anderem die Zahl der Kugeln genannt, die er bei seinen drei Taten abgefeuert habe. „Er hat gesagt, dass er zu Al-Kaida gehört und dass das nur der Anfang ist“, fügte sie hinzu. Zudem habe er angemerkt, dass „alles gefilmt wurde“ und „bald“ zu sehen sein werde. Am Ende habe der Mann „nett“ auf Wiedersehen gesagt.

„Warum ausgerechnet eine Schule?“

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Le Figaro“ hatte die Polizei zuletzt außerdem nach einer unbekannten Frau gesucht beziehungsweise die „Spur eines verdächtigen Telefonats in einem Zug“ verfolgt.

Ein Mann habe berichtet, dass er in dem Zug in der Region Seine-et-Marne östlich von Paris am Montag (dem Tag des Anschlags auf die jüdische Schule in Toulouse) Zeuge eines Telefongesprächs geworden sei, das die Unbekannte - völlig verstört - mit einem Mann geführt habe. Die Frau habe durch das, was ihr ihr Gesprächspartner mitgeteilt habe, komplett durcheinander gewirkt, schrieb die Zeitung am Dienstag in ihrer Onlineausgabe.

Warum sich ihr Gesprächspartner ausgerechnet eine Schule ausgesucht habe, soll die Unbekannte sinngemäß gefragt haben, während sie geschluchzt habe, sagte der Zeuge laut „Figaro“ gegenüber der Polizei aus. Diese versuche nun, die Unbekannte über die Videoüberwachung der Bahnlinie auszuforschen. Natürlich sei es möglich, dass der Zeuge das Gespräch falsch interpretiert habe. Allerdings solle man in Fällen wie diesen nichts ausschließen, zitierte die Zeitung Ermittler.

Anfangs Neonazis im Visier

Hatte sich die Arbeit der Polizei erst auf Neonazi-Kreise konzentriert, würden Spuren zu Soldaten, die „mehr oder weniger“ der Neonazi-Szene nahestanden, bei den Ermittlungen nun nicht mehr „bevorzugt“ verfolgt, hatte es bereits am späten Dienstagnachmittag geheißen. Ansonsten sagten jedoch Anklagebehörde, Regierungsvertreter und Präsident Nicolas Sarkozy noch am Dienstagabend, man habe keine konkrete Spur zum Täter. Unklar ist, ob das zu diesem Zeitpunkt eine Aussage aus taktischen Gründen war.

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