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Überprüfungen laufen auf Hochtouren

Nach dem tragischen Unfall auf der Brennerautobahn (A13), bei dem eine umgestürzte Betonmauer einen Lkw unter sich begrub und den Fahrer tötete, laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Fieberhaft werden ähnliche Stützmauern nun allerorts überprüft. Nach dem Unfall stellt sich die Frage, ob ein Vorfall dieser Art wieder passieren könnte.

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Dabei scheint der tragische Unfall bei der Mautstation Schönberg scheinbar auf eine Verkettung unglücklicher Ereignisse zurückzuführen zu sein. Die Stützmauer, unmittelbar am Fahrbahnrand zum Schutz vor Hangrutschen aufgestellt, hatte dem Druck des Erdreichs nachgegeben und war mit voller Wucht auf den gerade vorbeifahrenden Lastwagen gestürzt - der Fahrer kam dabei ums Leben. Der Sattelschlepper wurde komplett zerquetscht.

Diskussion über Sicherheit auf Autobahnen

Nun sind umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig. Der Unfall regt aber auch die Sicherheitsdiskussion über Gefahren auf Autobahnen an. „Mit der Schneeschmelze sind immer Gefahren verbunden“, sagt Klaus Fink, Geschäftsführer der ASFINAG Alpenstraße GmbH, gegenüber ORF.at. In diesem Fall sei es jedoch zusätzlich zu einer Verkettung mehrerer unglücklicher Faktoren gekommen, stellte Fink weiter fest.

Ein wesentlicher Faktor sei dabei das durch die abrupt warmen Temperaturen hervorgerufene Schmelzwasser gewesen, das Erdreich hätte sich dadurch in unüblich raschem Ausmaß vollgesogen, was den Druck auf die Stützmauer rasant erhöht hätte. Darüber hinaus wäre es durch die massiven Schneemengen zu einer ausgesprochen großen Menge an Schmelzwasser gekommen.

ASFINAG: „Nicht auf andere Orte ummünzen“

Der Typ jener umgestürzten Stützmauer ist auch an anderen Stellen auf österreichischen Autobahnen verbaut, jedoch spricht Fink von einem „lokalen Ereignis, das man nicht auf andere Orte ummünzen kann“. Zudem seien ihm „solche Anlageverhältnisse von anderen Stellen nicht bekannt“, so Fink weiter.

Auch dass die Mauern über dreißig Jahre alt sind, habe hierbei laut Fink keine Rolle gespielt, eine Materialermüdung sei trotz des Bruchs der Stützkonstruktion auszuschließen - so würden Stützmauern auf Autobahnen in Österreich generell kein Sicherheitsrisiko beherbergen, ist sich Fink sicher.

Im Zuge der massiven Last des Erdreichs ist die Mauer direkt an der statischen Stützkonstruktion gebrochen, was mittlerweile die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Derzeit sind zwei Spuren gesperrt, infolgedessen wurde ein Fahrverbot für überbreite Lkws erlassen. Für den vorbeifahrenden Verkehr auf den Nebenspuren bestehe aber laut Fink keine Gefahr.

Stützmauern werden allerorts überprüft

Derartige Bauwerke werden jedoch nun im ganzen Land durch ein Expertenteam der ASFINAG verstärkt überprüft. In Tirol und Vorarlberg gebe es mehrere ähnliche Stützmauern, sagte der zuständige Abteilungsleitung, Martin Kirchmair, am Donnerstag - diese werden genauen Checks unterzogen.

ARBÖ-Tirol-Geschäftsführer Helmut Werth sieht auf Tirol noch eine Vielzahl an Erdrutschen zukommen. Er beruft sich dabei auf die mittlerweile einhelligen Erkenntnisse einer Reihe von Geologen: „Aufgrund des vielen Schnees und der durchnässten Erde ist diesbezüglich einiges zu erwarten.“ Für Autobahnen oder Schnellstraßen sehe er jedoch keine unmittelbare Gefahr, den Hangrutsch bei Schönberg wollte Werth nicht kommentieren.

ÖAMTC-Experte: „Nichts ausschließen“

„Was einmal passiert ist, kann öfter passieren“, sieht ÖATMC-Experte Markus Schneider die Gefahr eines entsprechenden Hangrutschs nicht ausgeschlossen. So würden die Überprüfungen ja genau deswegen erfolgen, weil man „es eben nicht ausschließen kann“. Eine genaue Überprüfung ähnlicher Konstruktionen sei jedenfalls dringend notwendig und mehr als angebracht.

Laut ASFINAG würden die Stützmauern an Autobahnen und Schnellstraßen regelmäßig generell durch interne und externe Experten kontrolliert werden, hatte der Betreiber unmittelbar nach dem Unfall mitgeteilt. Die gebrochene Mauer sei zuletzt „vor wenigen Wochen von Experten geprüft“ worden, hieß es in der Aussendung.

Spuren am Gründonnerstag wieder befahrbar

Die im Zuge der Räumung und der Hangsicherung beiden derzeit gesperrten Spuren sollen nach ASFINAG-Angaben im Idealfall am Gründonnerstag wieder frei befahrbar sein, zumindest für eine Spur sollte die Freigabe erfolgen. Der abgerutschte Hang muss wieder stabilisiert werden, dafür wird der 450 Meter lange Abschnitt mit Erdankern und Spritzbeton verstärkt.

Laut ÖAMTC bedeutet die Spurensperre keine Verzögerungen für den Osterreiseverkehr, so seien noch immer acht Spuren für den Verkehr verfügbar. Am Osterwochenende bestehe zudem noch ein Fahrverbot für Lkws.

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